Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
ist. Kein Blut oder irgendwas …«
»Gott sei Dank«, sagte James.
»Das sind doch schon mal gute Nachrichten«, sagte Melissa.
»Die schlechte Nachricht ist, dass nach dem Gewitter alle Spuren verwischt sind, sodass Tyler und Brianne überall sein könnten. Eine Suche in den umliegenden Wäldern wird eingeleitet, aber …«
»Aber was?«, fragte James.
»Nun, er hat es nicht direkt gesagt, aber ich glaube, die Suche nach Brianne ist nicht ihre erste Sorge. Es interessiert sie mehr, was mit Henry Voight passiert ist.«
Eine Minute lang sagte niemand etwas, niemand äußerte den Gedanken, den jeder von ihnen still für sich dachte. Was, wenn das Verschwinden der beiden auf irgendeine Weise zusammenhing?
»Val, kann ich dich mal einen Moment sprechen, bitte?«, sagte Gary, der vor ein paar Minuten in das Büro des Campingplatzes zurückgekommen war, als Val gerade mit Mike Jones telefonierte, und seitdem wartend bei der Tür stand.
Val folgte ihm wortlos nach draußen und blieb auf der letzten Stufe vor der Hütte stehen, als sie Garys Sohn Hayden auf dem Beifahrersitz des geparkten Buicks sah.
»Ich fahre jetzt mit Hayden zurück nach Connecticut«, erklärte Gary, bevor Val fragen konnte. »Im Moment können wir wirklich nicht viel tun, und ich möchte, dass er sich von einem Arzt untersuchen lässt, um sicherzugehen, dass er keine Gehirnerschütterung hat.«
»Natürlich. Das verstehe ich vollkommen.«
»Hayden besteht darauf, keine Anzeige zu erstatten …«
Val unterdrückte einen tiefen Seufzer der Erleichterung. »Das alles tut mir wirklich furchtbar leid.«
»Ja, mir auch«, erwiderte Gary und fügte, als beiden klar wurde, dass es nichts mehr zu sagen gab, noch hinzu: »Du wirst sie finden, Val.«
»Ja, das werde ich.«
»Du bist furchtlos.«
»Ja, das bin ich.«
»Ich melde mich«, sagte er.
»Tust du nicht«, flüsterte sie, als er sich ans Steuer seines Wagens setzte und von dem Parkplatz und aus ihrem Leben fuhr. Und das war auch okay so, dachte sie. Auch wenn sich alles anders entwickelt hatte, war sie dankbar für ihre kurze gemeinsame Zeit. Gary hatte etwas in ihr geweckt, das sie für immer verloren geglaubt hatte, er hatte ihr nicht nur gezeigt, dass sie für andere Männer anziehend war, sondern auch, dass sie sich zu ihnen hingezogen fühlen konnte. Sie musste es nur geschehen lassen. Sie musste nur den wiederkehrenden Traum namens Evan loslassen. Den unmöglichen Traum , dachte sie wehmütig und stellte sich vor, wie James den gleichnamigen Hit aus dem Don-Quixote-Musical schmetterte.
Nur dass aus dem Traum ein Albtraum geworden war.
Es wurde Zeit für einen neuen Traum, dachte sie, als sie Garys Wagen in einer Staubwolke verschwinden sah. Es wurde Zeit aufzuwachen.
Val drehte sich um und wollte gerade wieder ins Büro gehen, als die Tür aufgerissen wurde und Jennifer mit gerötetem Gesicht hinauskam.
»Was ist los?«, fragte Val.
»Mir ist gerade wieder eingefallen, dass Henry gesagt hat, er hätte eine Hütte in der Gegend.«
»Was?«
»Der Mann, den ich gestern Abend getroffen habe und der sich als Henry Voight ausgegeben hat, hat gesagt, er hätte hier irgendwo in der Gegend ein Häuschen. Wohin gehen sie?«, rief Jennifer, als Val zu ihrem Wagen rannte.
Vals Antwort prallte von der Wand des Häuschens ab und hallte im Wald wider. Sie hatte lange genug gewartet. Zeit, ins Wasser zu springen und zu schwimmen. »Meine Tochter finden.«
KAPITEL 27
»Hältst du das wirklich für eine besonders gute Idee?«, fragte James von seinem üblichen Platz auf der Rückbank. »Ich meine, hätten wir nicht wenigstens die Park Ranger anrufen sollen, um Bescheid zu sagen, wohin wir fahren?«
»Die hätten uns doch eh nur gesagt, dass wir uns nicht vom Fleck rühren und die Sache ihnen überlassen sollen«, sagte Val, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, während sie angestrengt Ausschau nach Tylers schwarzem Civic hielt. Mike Jones hatte gesagt, man habe den Wagen nur wenige Meilen vom Zeltplatz entfernt am Straßenrand gefunden.
»Und das wäre vielleicht auch keine so schlechte Idee gewesen«, sagte Melissa, die neben James saß.
»Hört zu«, sagte Val, »wenn ihr nicht mitkommen wollt, ist das in Ordnung. Ich kann sofort anhalten und …«
»Wir lassen Sie nicht allein«, erklärte Jennifer auf dem Beifahrersitz entschlossen.
»Natürlich lassen wir dich nicht allein«, bekräftigte Melissa.
»Ich wollte bloß vorschlagen, dass wir die Park Ranger anrufen«, beeilte James
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