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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Hat irgendjemand eine Ahnung, wo wir sind?«
    Val spuckte eine verirrte Mücke aus, die auf ihrem Handrücken landete, und staunte, wie irgendjemand unter derart widrigen Umständen weiterhin derart umwerfend aussehen konnte. Kein Wunder, dass Evan hingerissen war. »Der verdammte Bach muss hier irgendwo in der Nähe sein. Das weiß ich genau«, sagte sie in Erinnerung an Wanderungen, die sie mit Evan in diesen Wäldern gemacht hatte. »Wir müssen nur weiter in diese Richtung gehen …«
    »Und wo sind die Ranger?«, fragte James vorwurfsvoll. »Sollten die nicht eigentlich die Gegend absuchen?«
    »Ich glaube wie gesagt nicht, dass Brianne für sie oberste Priorität hat«, sagte Val, bevor sie im nächsten Atemzug unvermittelt rief: »Brianne! Brianne, hörst du mich?«
    »Brianne!«, ließ sich Jennifer wie ein Echo vernehmen. »Brianne … Brianne!«
    Melissa und James stimmten mit ein, aber auch nach fünf Minuten, in denen sie ununterbrochen Briannes Namen gerufen hatten, blieb eine Antwort aus.
    »Was ist das?«, fragte Jennifer und blieb abrupt stehen.
    »Was?« Die anderen scharten sich eilig um sie.
    »Sehen Sie, wie der Boden dort drüben plattgedrückt ist, als ob jemand dort gelegen hätte …«
    »Jemand oder etwas«, sagte James sichtlich schaudernd und sah sich erneut um. »Wie zum Beispiel ein Bär?«
    »O mein Gott!« Melissa wies auf einen Gegenstand, der ein paar Meter entfernt lag. »Ist das ein Schuh?«
    »Was?« Mit einem Satz war Val bei dem mit Schlamm bedeckten Gegenstand, der auf dem Boden lag. Mit einer Hand hob sie ihn hoch, mit der anderen kratzte sie hektisch die getrocknete Erde von dem dünnen, hohen Absatz. »Das ist Briannes. Es ist ihr Schuh.« Sie fuhr herum. »Brianne … Brianne! Wo bist du? Hörst du mich? O mein Gott. Wo ist sie?« Sie drehte sich, den Schuh an die Brust gedrückt, um die eigene Achse und ließ ihren Blick schweifen. »Ich weiß, dass es hier in der Nähe ein paar Hütten gibt. Und auch eine Straße, meine ich …«
    »Wie weit entfernt?«, fragte James.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht noch eine Meile. Vielleicht ein bisschen mehr.«
    »Dann muss ich eine kleine Pause einlegen.« James sah sich um und entdeckte einen Baumstamm, auf den er sich behutsam niederließ. »Tut mir leid, dass ich so eine Diva bin, aber diese Beine sind definitiv nicht mehr das, was sie einmal waren.«
    »Du bist keine Diva.« Val setzte sich neben ihn. »Du bist wunderbar.« Sie blickte zu Melissa und Jennifer. »Ihr auch. Ihr alle.«
    Jennifer schossen Tränen in die Augen, und sie wandte sich rasch ab.
    Der Schrei begann langsam und wurde immer lauter, bis er in der Luft explodierte, wie Öl, das aus einem Bohrloch schoss. Anfangs war sich Val nicht einmal sicher, was für ein Geräusch es war und woher es kam. Erst als sie den Ausdruck des Entsetzens in Jennifers Gesicht und ihre weit aufgerissenen Augen sah, wurde ihr klar, dass es aus ihrem Mund drang.
    »Was ist? Was ist passiert? Jennifer, was zum Teufel ist passiert?«, wiederholte sie, als Jennifer nicht antwortete.
    »O Gott. O Gott.«
    Val begann sich im Kreis zu drehen und versuchte die Ursache für Jennifers Ausbruch zu entdecken. Und dann sah sie es.
    »Bitte sag mir, dass es nicht das ist, was ich denke«, flüsterte James.
    Vals Kehle war mit einem Mal wie ausgetrocknet. Die Worte kratzten schmerzhaft über ihre Stimmbänder, als sie näher trat. »Es ist eine Hand.«
    »Ist es …?«, fragte Melissa, unfähig den Satz zu beenden.
    »Es ist eine Männer hand«, sagte Val, ging in die Hocke, um sie genauer zu begutachten, und brach dann in Tränen aus. »Es ist nicht Briannes.«
    »Gott sei Dank.«
    »Nicht anfassen«, sagte James. »Was immer du tust, fass das schreckliche Ding nicht an.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Jennifer.
    »Es bedeutet, dass wir sofort von hier verschwinden«, sagte Melissa.
    Val richtete sich, Briannes Schuh weiter an die Brust gedrückt, wieder auf, und sie gingen erst langsam und dann immer schneller los, bis sie rannten und die unter ihren Füßen knackenden Zweige und die Äste, die ihnen ins Gesicht schlugen, kaum noch bemerkten.
    »Glaubt ihr, es könnte die Hand von David Gowan sein?«, fragte Melissa, als sie außer Atem stehen geblieben waren.
    »Glaubt ihr, ein Bär hat ihn erwischt?«, fragte James. »Oder, großer Gott, etwas Schlimmeres?«
    »Was soll das heißen?«, fragte Jennifer und fuhr dann, als könne sie seine Gedanken lesen, fort: »Nein. Nein. Das kann nicht

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