Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
Kopf setzte.
Darüber brauchte sie nicht lange nachzudenken. Die Antwort saß auf ihrem neuen, lilafarbenen Samtsofa. Dabei hatte Jennifer vermutlich kein Wort über Briannes Lippen verloren. Das brauchte sie auch gar nicht. Sie musste nur lächeln.
Verdammt, sie musste nicht einmal das.
»Scheiße«, sagte Val erneut, ein wenig lauter diesmal. Sie steckte ihre grün-weiß gestreifte Bluse in ihre weiße Caprihose, streifte ihre praktischen flachen, weißen Schuhe ab und präsentierte unlackierte Nägel, die geschnitten werden mussten. Kein feuerroter Nagellack. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie zum letzten Mal bei der Pediküre war.
Das sollte sich ändern. Melissa hatte angedeutet, dass man ihren dreitägigen Geburtstagsausflug nach New York mit einem Tag in einem Wellness-Spa abschließen könnte. Ursprünglich hatte Val sich gegen die Idee gesträubt, einen ganzen Tag lang massiert, gepampert und angemalt zu werden, wenn sie stattdessen auch vom MoMa zum Metropolitan Museum of Art pilgern und vielleicht noch eine weitere Galerie oder einen interessanten Laden einschieben könnte. Sie war nie der Typ gewesen, der gerne still saß.
»Die einzige Frau, die mit mir mithalten kann«, hatte Evan immer gesagt und dabei zufrieden und auch stolz geklungen.
Trotzdem hatte er sie für eine junge Frau verlassen, die offensichtlich keine Probleme damit hatte, still zu sitzen, egal wo sie war, ob in einem auf der Straße stehenden Sportwagen oder auf dem neuen, lilafarbenen Samtsofa der zukünftigen Exfrau ihres Verlobten.
Was für sich genommen durchaus beeindruckend war, dachte Valerie und kehrte mit einem Glas Eistee in jeder Hand ins Wohnzimmer zurück. »Ich habe vergessen, Sie zu fragen, ob Sie Zucker möchten.«
»Nein danke, ich trinke ihn ohne Zucker.«
»Auch so schon süß genug, was?«
Jennifer verzog erneut das Gesicht, was Val lächeln ließ. Sie gab Jennifer das Glas Eistee und nahm ihr gegenüber auf einem der beiden mit beigefarbenem Leinen bezogenen Sessel Platz.
»Es gefällt mir, was Sie aus dem Raum gemacht haben«, sagte Jennifer, nippte an ihrem Eistee und ließ den Blick ziellos umherschweifen, sorgsam darauf bedacht, Val nicht direkt anzusehen.
»Ich bin wirklich froh, dass es Ihre Zustimmung findet«, sagte Val, bevor sie sich bremsen konnte, und fügte gleich hinzu: »Entschuldigung. Das ist mir so rausgerutscht.«
»Das ist schon okay. Ich kann Ihnen nicht verdenken, dass Sie mich hassen.«
»Ich hasse Sie nicht.« Überrascht merkte Val, dass das stimmte.
»Wir wollten Sie ganz ehrlich nicht verletzen«, ließ Jennifer sich leise vernehmen und konzentrierte sich auf die bunten Kringel auf dem Teppich aus Wolle und Seide, der auf dem Holzfußboden lag.
»Der Gedanke, es könnte meine Gefühle verletzen, wenn sie in meinem Bett, das ich übrigens auch ersetzt habe, mit meinem Mann schlafen, ist Ihnen einfach nicht gekommen«, stellte Val fest, die Jennifer nicht mit etwas so Profanem wie einer schlichten Entschuldigung davonkommen lassen wollte, schon gar nicht mit einer so unverhohlen unaufrichtigen.
Vielleicht hasste sie sie doch.
Jennifer senkte schuldbewusst den Blick, nippte an ihrem Tee und schwieg.
»Tut mir leid«, entschuldigte Val sich noch einmal und dachte, dass eine unaufrichtige Entschuldigung die andere verdient hatte. »Die Situation ist auch so schon peinlich genug. Das hätte ich nicht sagen sollen.«
»Nein, Sie haben recht. Was wir getan haben, war gedankenlos.«
Nun war es an Val zu verstummen. »Also gut«, sagte sie nach einer längeren Pause. »Und noch was … Das sind vielleicht nicht die besten Schuhe zum Wandern.« Sie zeigte auf Jennifers Füße.
Jennifer lachte, vielleicht ein wenig zu laut. »Oh, ich habe noch Laufschuhe im Koffer. Und Evan hat mir ein Paar Wanderschuhe gekauft.« Sie hielt inne, räusperte sich und nippte wieder an ihrem Eistee.
Evans Namen aus dem Mund der anderen Frau zu hören, ließ Val zusammenzucken. »Fahren Sie zum ersten Mal in die Adirondack Mountains?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, ja.«
»Oh, das glaube ich gerne.«
»Wandern war eigentlich nie so mein Ding. Sport überhaupt. Mit Ausnahme von Tennis. In Tennis bin ich ziemlich gut.«
Val nickte. Was machte Evan mit diesem Mädchen, fragte sie sich. Er hasste Tennis. Es war die eine Sportart, die er nicht ausstehen konnte. »Tennis ist was für Feiglinge«, sagte er immer.
»Evan war nie ein großer Tennisspieler«, sagte sie. »Er steht mehr auf
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