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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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gesagt. »Ohne dich dorthin zu fahren.«
    »Irgendjemand biegt in Ihre Einfahrt«, sagte Jennifer.
    Val sprang auf. »Evan?«
    »Nein. Es sind zwei Leute. Ein Mann und eine Frau.«
    Melissa und James, dachte Val und ging in den Flur. Sie hätte sie anrufen und ihnen sagen sollen, dass Evan sich verspäten würde. »Hi«, sagte sie, als sie ihren beiden besten und – wenn sie ehrlich war – auch einzigen Freunden die Tür öffnete. Nachdem Evan mit einer ihrer Brautjungfern durchgebrannt war, wollte sie von ihren Freundinnen nichts mehr wissen. Von Melissa einmal abgesehen, die ohnehin nie eine Bedrohung dargestellt hatte, und James … nun, James war James .
    »Bereit für die Party, Geburtstagskind?«, tönte Melissa und füllte mit ihrer natürlichen Ausgelassenheit sofort den kleinen Flur. Melissa war sechsundvierzig, nur 1,55 Meter groß und wog knapp neunzig Pfund, aber sie sprühte vor Energie und Lebensfreude. Sie trug ihr glattes, schwarzes Haar kinnlang mit einem dichten Pony, der ihre komplette Stirn verdeckte und über den Rand ihrer überdimensionierten, dicken, viereckigen, schwarzen Hornbrille fiel. Ihre kleinen Augen waren genauso dunkel, und sie verließ das Haus nie ohne korallenroten Lippenstift, eine Art persönliches Markenzeichen. Als das Reisebüro, das sie gegründet und fünfzehn Jahre lang betrieben hatte, in Schwierigkeiten geraten war, hatte sie weder Zeit noch Tränen verschwendet. Sie hatte den Laden einfach zugemacht und aus ihrem langjährigen Hobby, Vintage-Modeschmuck zu sammeln, ein florierendes Geschäft gemacht. Ihre Stücke waren oft in der Vogue und anderen Modemagazinen zu sehen und tauchten regelmäßig auf Fotos von Promis aus Hollywood und New York auf.
    Melissa war schon immer eine eingefleischte Sammlerin gewesen, die alles Mögliche zusammentrug, von antikem Blechspielzeug bis hin zu Glasgeschirr aus den dreißiger Jahren. Ihr Haus in Westchester war vollgestopft mit Porzellanpuppen, alten Kameras und uralten gusseisernen Sparschweinen. Außerdem sammelte sie noch Ehemänner, sie war dreimal verheiratet und wieder geschieden und einmal verwitwet. Seit ihr letzter und »bester« Mann drei Jahre zuvor an Krebs gestorben war, hatte Melissa geschworen, nur noch Schwarz zu tragen.
    »Du trägst sowieso immer nur Schwarz«, hatte James bemerkt.
    James hingegen bevorzugte Creme- und Pastelltöne und war nie verheiratet gewesen. »Selbst wenn ich nicht schwul wäre, würde ich nie heiraten«, hatte er oft beteuert. James war genauso groß wie Val und so schwer wie Melissa, jedenfalls behauptete er das. Er lebte von Kaffee, Obst und rohem Fisch. Seine Frisur bestand aus karottenfarbenen Stacheln, die mit den Jahren zugegebenermaßen weniger geworden waren. Er war ein ehemaliger Tänzer, der seit seinem achtzehnten Geburtstag eine feste Größe in Broadway-Musicals gewesen war, bis er seine Laufbahn nach einem Knöchelbruch im Alter von fünfunddreißig beendet hatte. In den letzten Jahren hatte er für Melissa gearbeitet und auf diversen Antikmärkten und Sammlerbörsen an der Ostküste nach alten Broschen, Armbändern und Halsketten gesucht.
    Val hatte Melissa kennengelernt, als sie zwölf Jahre zuvor mit Evan in ihrem Reisebüro eine Reise in die Rocky Mountains gebucht hatte. Melissas geerdete, nüchterne Art war ihr sofort sympathisch gewesen, und sie war sich sicher gewesen, dass sie dieser Frau vertrauen konnte. Melissa hatte ihr James vorgestellt, der in derselben Straße aufgewachsen war wie sie und auf den sie als Kind oft aufgepasst hatte. Val hielt es vor allem diesen beiden zugute, dass sie das vergangene Jahr geistig einigermaßen gesund überstanden hatte.
    »Was ist los?«, fragte James, als er Vals Gesicht sah.
    »Gar nichts.«
    »Lass mich raten«, sagte Melissa, schon auf dem Weg ins Wohnzimmer. »Evan verspätet sich ein bisschen. O mein Gott«, sagte sie, blieb auf der Schwelle stehen und starrte die junge Frau an, die auf dem lilafarbenen Sofa saß. »Sag mir, dass das nicht wahr ist«, sagte sie aus dem Mundwinkel und bedeckte mit beringten Fingern ihre korallenroten Lippen.
    »Ist das ›das Flittchen‹?«, flüsterte James und legte sein Kinn auf Vals Schulter, um den Klang weiter zu dämpfen.
    »Nenn sie nicht so«, sagte Brianne, die sich dem Trio von hinten genähert hatte und an ihnen vorbei ins Wohnzimmer ging.
    Val war erleichtert, sowohl über den Anblick ihrer Tochter als auch über die Tatsache, dass sie vollständig bekleidet war.
    »Hi, Jen«,

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