Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
Extremsportarten.«
»Wem sagen Sie das«, sagte Jennifer lachend und sichtlich erleichtert, ein Thema gefunden zu haben, bei dem sie einer Meinung waren. »Manchmal erschreckt er mich zu Tode. Die Risiken, die er eingeht. Bungee-Jumping, Bergsteigen, Helikopter-Skiing. Na, das wissen Sie ja.«
»Ja.«
»Und Sie mögen diese Sachen auch, habe ich gehört.«
»Ja«, sagte Val noch einmal. Oder zumindest hatte sie sie gemocht, fügte sie stumm hinzu.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit angeschnallten Skiern aus einem Hubschrauber zu springen und einen Berghang hinunterzurasen.«
Val fragte sich, ob das ein Witz sein sollte. »Nun, man springt nicht direkt mit angeschnallten Skiern aus dem Hubschrauber«, stellte sie richtig.
»Nicht?«
»Nein. Der Hubschrauber setzt einen auf der Spitze des Berges ab, und man fährt auf Skiern runter.«
»Oh, das ist sehr gut. Da bin ich echt erleichtert«, sagte Jennifer ohne eine Spur von Verlegenheit. »Ich meine, Schiss hätte ich dabei immer noch, aber nicht mehr ganz so viel. Wie man hört, bin ich keine Skiläuferin.«
»Hört man, ja.«
»Ich bin nicht gern in der Kälte.«
»Absolut verständlich.«
»Und ich mag es nicht, wenn ich keine Kontrolle über meine Füße habe.«
Sofort sah Val wieder das Bild von Jennifers Füßen vor sich, wie sie über dem Kopf ihres zukünftigen Exmannes zappelten.
»Als Kind habe ich mir beim Schlittschuhlaufen zweimal das Handgelenk gebrochen«, plapperte Jennifer nervös weiter. »Skaten ist genauso schlimm. Bei meinem ersten Versuch hab ich mir gleich die Schulter ausgerenkt. Und schon beim Gedanken an Wasserski bin ich ein nervliches Wrack. Ich bin nicht gerade eine leidenschaftliche Schwimmerin.«
Wieder malte Val sich aus, wie Jennifer über einen Felsen stolperte und in den Shadow Creek fiel. Sie tauchte einmal unter und noch einmal …
»Klingt so, als sollten Sie bei Tennis bleiben«, sagte Val, bevor Jennifer zum Ende ihres Monologs kommen konnte.
»Ich glaube, da haben Sie recht. Und Evan nimmt Stunden.«
»Tatsächlich?«
»Ja, er lernt ziemlich schnell.«
»Er lernt die meisten Sachen ziemlich schnell«, sagte Val lächelnd. An Jennifers leicht aufgerissenen Augen und dem Lächeln, das auf ihren Lippen erstarrte, erkannte sie, dass die arme Frau nicht recht wusste, wie sie diese letzte Spitze verstehen sollte. »Ich habe gehört, Sie haben meinen Mann über die Arbeit kennengelernt«, flötete Val so freundlich, als wäre das Ganze ein Vorstellungsgespräch für ein neues Kindermädchen.
»Als wir uns kennengelernt haben, wusste ich nicht, dass er verheiratet war«, erklärte Jennifer hastig.
»Der goldene Ehering an seiner linken Hand hat als Hinweis nicht ausgereicht?«
»Er hat keinen Ring getragen.«
»Ach, tatsächlich?«
Jennifer nickte. »Wir haben gemeinsam an einer Kampagne für sein neues Hotel gearbeitet …«
» Wo Luxus lockt …«, erinnerte Val sich an einen frühen Probedruck der Broschüre.
»Ja. Ich glaube, das war einer der Slogans, die wir verworfen haben.«
»Unter anderem.«
Jennifer nippte an ihrem Tee und ließ das Glas dann eilig in den Schoß sinken, als hätte sie plötzlich Angst, der Tee sei vergiftet.
»Erzählen Sie weiter«, forderte Val sie auf. Sie hatte die Geschichte bisher noch nicht gehört, jedenfalls nicht in all ihren unrühmlichen Details.
»Wir hatten lange gearbeitet«, tat Jennifer ihr den Gefallen, »und Evan schlug vor, eine Pause zu machen und etwas zu Abend zu essen.«
»Und Sie hatten Hunger.« Nun war es Val, die auf den Teppich starrte.
»Beim Essen hat er mir erklärt, dass ich ihm nicht mehr aus dem Kopf ginge und es deshalb vielleicht Probleme geben könnte, wenn wir so eng zusammenarbeiteten. Ich erklärte ihm, dass ich umgekehrt auch die ganze Zeit an ihn denken müsse, wo also liege das Problem? Da hat er mir erzählt, dass er verheiratet sei. Er sagte, er wollte, dass alles offen und ehrlich vonstattengeht.«
»Von mir einmal abgesehen«, schränkte Val ein.
»Vielleicht sollten wir nicht darüber sprechen«, entgegnete Jennifer zaghaft, drehte sich nervös zum Fenster um und betete offensichtlich, dass Evans Jaguar endlich auftauchte.
»Vielleicht nicht«, stimmte Val ihr zu. So interessant die Geschichte auch war, sie wusste schon, wie sie endete.
Und zwar nicht mit: »Und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.«
Zumindest soweit es sie betraf.
Es sei denn …
»Es fühlt sich komisch an«, hatte Evan vorhin
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