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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Verbindung wurde unterbrochen«, erklärte sie Stuart in dem Bemühen, positiv zu denken, und beschloss, stattdessen Todd anzurufen. Aber es gab kein Freizeichen mehr. »Oh. Ich glaube, die Leitung ist tot.«
    »Wirklich? Lass mal sehen.« Stuart erhob sich mühsam und kam mit ausgestrecktem Arm auf seine Frau zu.
    Ellen bemühte sich, ihren Unmut zu unterdrücken, als sie ihrem Mann das Telefon gab. Er wollte bestimmt nicht andeuten, dass er ihr nicht glaubte oder es irgendwie ihre Schuld war, dass die Leitung tot war, trotzdem fand sie es ärgerlich, dass er sich selbst vergewissern musste.
    »Und?«, fragte sie.
    »Ist tatsächlich tot«, bestätigte er und gab ihr das Telefon zurück.
    »Heißt das, der Computer geht auch nicht?«
    »Nein, der hat ja einen Akku. Du kannst es ja mal probieren, wenn du willst.«
    »Nein«, sagte Ellen, deren Bedürfnis, mit einem ihrer Söhne zu sprechen, verflogen war. »Wahrscheinlich gehen als Nächstes die Lichter aus.«
    Stuart grunzte zustimmend. »Lust auf ein Glas Wein?«
    Ellen lächelte. »Ja, genau darauf hätte ich Lust.«
    Stuart ging um das blaurot gestreifte Sofa zu dem Weinschrank an der gegenüberliegenden Wand. Er wollte gerade nach einer Flasche Sauvignon Blanc greifen, als sie ein lautes Klopfen hörten.
    »Was war das?«, fragte Ellen, während das Klopfen drängender wurde und den Raum erfüllte. »Ist das an der Haustür?«
    Stuart machte zögernd ein paar Schritte in die Richtung.
    »Mach nicht auf«, warnte Ellen ihn.
    »Hallo!«, rief eine Stimme. »Hallo! Bitte, ist da jemand?«
    »Klingt wie ein Kind«, flüsterte Stuart.
    »Was sollte ein Kind bei diesem Wetter draußen machen?«, fragte Ellen, als Stuart den Türknauf fasste. »Mach nicht auf«, wiederholte sie.
    »Sei nicht albern«, tadelte Stuart sie und riss die Tür auf.
    Auf der anderen Seite der Schwelle stand ein Mädchen im tosenden Sturm, Wasser strömte von der Kapuze ihres Plastikregenmantels. Der Regen wehte ihr so heftig in Augen und Nase, dass man ihre Gesichtszüge kaum erkennen konnte, nur, dass sie jung war. Nicht direkt ein Kind, dachte Ellen, aber auch keine Erwachsene. Ein Teenager vermutlich.
    »O Gott sei Dank«, sagte das Mädchen, stürzte in die Hütte, ohne dazu eingeladen worden zu sein, und schüttelte sich das Wasser aus dem Haar und von den Händen wie ein großer zottiger Hund. »Ich hatte schon Angst, dass niemand da ist.«
    »Was in Gottes Namen machen Sie bei diesem Sauwetter da draußen?«, fragte Stuart und schloss unter dem wütenden Geheul des Windes die Tür vor dem Sturm.
    »Ich hab mich mit meinem Freund gestritten«, sagte das Mädchen, während sie sich mit großen dunklen Augen nervös umsah.
    »Mit ihrem Freund?«, wiederholte Ellen mit einem Blick zur Tür. »Wo ist er denn?«
    »Wahrscheinlich noch immer in dem blöden Zelt. Er ist so verdammt stur. Er hat sich geweigert, in ein Motel umzuziehen, selbst als es angefangen hat, wie aus Eimern zu gießen. Nicht mit mir. Ich hab ihm gesagt, dass ich mir irgendein warmes Plätzchen suche. Aber dann hab ich mich natürlich verlaufen, genau wie er es vorhergesagt hat, und bin mindestens eine Stunde im Kreis rumgeirrt. Dann habe ich die Lichter von Ihrer Hütte gesehen. Gott sei Dank waren Sie zu Hause. Haben Sie vielleicht einen Tee oder irgendwas? Ich bin völlig durchgefroren.«
    »O du armes Ding«, sagte Ellen und biss sich auf die Zunge, um nicht hinzuzufügen: »Du armes, dummes Ding!« Wer fing an einem Abend wie diesem einen Streit mit seinem Freund an? Wer brach bei so einem Sturm auf und rannte bei Blitz und Donner durch den Wald? Wer machte so etwas?
    Halbwüchsige Mädchen, beantwortete sie sich ihre Frage im nächsten Atemzug stumm.
    Ellen ging eilig in die Küche und setzte einen Kessel Wasser auf. »Dauert nur ein paar Minuten«, sagte sie und drehte sich zu dem jungen Mädchen um. Rotkäppchen, dachte sie, während das Mädchen tropfend auf dem Teppich stand und beiläufig ihre Umgebung taxierte. Warum hast du so große Augen, dachte Ellen und unterdrückte ein Schaudern.
    »Lassen Sie mich Ihren Mantel aufhängen«, bot Stuart an, und das Mädchen zog hastig ihren Regenmantel aus. Darunter verbarg sich ein schlanker Körper in einem weißen T-Shirt und Jeans-Shorts. Über der Schulter trug sie eine große Stofftasche.
    Ellen bemerkte die langen Beine, die vollen Brüste und die großen Augen des Mädchens, die ihre Umgebung weiter aufmerksam musterten. Ihre Augen waren definitiv das Attraktivste

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