Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
verwirrt, sah jedoch im Computer nach. »Nein. Nichts, seit die andere Mrs Rowe vor etwa einer Stunde gefragt hat.«
Val ballte unwillkürlich die Fäuste. Es gibt nur eine Mrs Rowe, verkniff sie sich zu erklären, und das bin für den Augenblick immer noch ich. »Vielen Dank.« Sie zögerte, wandte sich kurz ab und fragte dann. »Sagen Sie, hat man David Gowan gefunden?«
Alexandra blickte sich nervös um, als hätte man sie ermahnt, nichts zu sagen. »Sie suchen noch auf dem Grundstück«, flüsterte sie. »Bis jetzt keine Spur von ihm. Ich persönlich glaube, er ist abgehauen.«
»Und Mrs Gowan?«
Alexandra zuckte die Achseln. »Ich habe sie seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Sie war ziemlich aufgelöst. Soweit ich weiß, sind ihre Eltern aus Maine unterwegs hierher.«
Val nickte. »Nun, hoffentlich taucht er wieder auf, bevor sie ankommen.« Obwohl er sich dann vielleicht wünschen würde, es nicht getan zu haben, dachte sie. »Wenn in der nächsten Stunde irgendwelche Anrufe für mich kommen, könnten Sie sie bitte in den Speisesaal weiterleiten?«
»Selbstverständlich.«
»Gibt’s was Neues?«, fragte Melissa, als sie an einen Tisch am Fenster geführt wurden.
»Nichts. Man sollte meinen, Evan hätte sich mittlerweile gemeldet.«
»Weil er so aufmerksam und verlässlich ist?«, fragte Melissa mit süßer Stimme, während die Kellnerin jedem von ihnen eine überdimensionierte aufgeschlagene Speisekarte überreichte.
»Lasst mich sehen«, sagte James. »Ich glaube, der aufmerksame und rücksichtsvolle Evan möchte, dass ich den sündhaft teuren Hummersalat und ein Glas Chardonnay nehme.«
»Aufmerksam, rücksichtsvoll und großzügig «, sagte Melissa und bestellte das Gleiche.
Val lächelte ihre Freunde an. »Machen Sie drei draus«, sagte sie zu der Kellnerin.
»Brianne?«, rief Val, als sie etwa eine Stunde später die Suite betraten. »Brianne, Schätzchen …«
»Spar dir dein ›Schätzchen‹«, sagte James. »Sieht so aus, als wäre niemand da.«
»Sie sind wahrscheinlich am Pool.« Melissa warf einen Blick ins Bad, Val sah im Schlafzimmer nach.
»Wir packen am besten gleich.« Val begann, ihre Sachen zusammenzusammeln, und überlegte, ob sie ganz auf eine formelle Verabschiedung verzichten und einfach eine kurze Nachricht hinterlassen sollten. So viel zum Thema »furchtlos«. Sie hörte, wie die Tür der Suite geöffnet wurde. »Brianne?«, rief sie und ging zurück ins Wohnzimmer.
»Ich bin’s nur«, antwortete Jennifer, nahm ihren großen Schlapphut ab und schüttelte ihre blonde Mähne aus, die in perfekten Wellen auf ihre gebräunten Schultern fiel.
Natürlich, dachte Val und versuchte, über den Diamantstecker hinwegzusehen, mit dem Jennifers Nabel zwischen den winzigen Bikiniteilen gepierct war. Hatte Evan ihr den gekauft? Statt Verlobungsring? »Wo ist Brianne?«, fragte sie.
Jennifer zuckte die Achseln. »Ist sie nicht hier?«
Nicht schon wieder, dachte Val.
»Sie hat gesagt, sie hätte genug von der Sonne und würde nach oben gehen, um sich die Haare zu waschen«, erklärte Jennifer ungefragt.
»Wie lange ist das her?«
Jennifer sah auf die Uhr. »Etwa eine halbe Stunde. Vielleicht vierzig Minuten. Wir haben am Pool zu Mittag gegessen, und dann hat sie gesagt, sie würde nach oben aufs Zimmer gehen, um sich die Haare zu waschen.«
»Und Sie haben sie einfach so gehen lassen?«
»Was sollte ich machen, Val? Ihr sagen, dass sie sich nicht die Haare waschen darf?«
»Sie hätten mit ihr nach oben kommen können.«
»Und wieso bitte?«
»Weil Sie für sie verantwortlich waren.«
»Sie ist sechzehn Jahre alt, Val. Sie braucht keine Anstandsdame, die ihr zusieht, wie sie sich die Haare wäscht.«
»Nur dass sie sich die Haare gar nicht gewaschen hat, oder?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie auch schon fertig und wieder rausgegangen.«
Val warf einen Blick in das makellos saubere Badezimmer, frische Handtücher hingen ordentlich auf der Stange. »Niemand hat den Raum betreten, nachdem das Zimmer gemacht worden ist.«
Jennifer blickte flehend zu Melissa und James.
»Scheiße«, murmelte Val und noch einmal lauter: »Scheiße.«
»Was ist denn Dramatisches passiert?« Jennifer streifte ihre Espadrilles ab. »Ich weiß nicht genau, ob ich verstehe, worüber Sie sich so aufregen.«
»Meine Tochter wird vermisst.«
»Sie wird nicht vermisst«, beharrte Jennifer. »Sie ist bloß nicht hier.«
»Und wo ist sie dann?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich weiß,
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