Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
sie Gary.
»Die kann dich mal. Der solltest du es echt besorgen.«
»Danke, das übernimmt schon mein Mann …«
Gary lachte.
»Sorry. Ich wollte nicht verbittert klingen.«
»Also für mich hörst du dich völlig normal an. Was kann ich tun, um zu helfen?«
Du kannst mich nach allen Regeln der Kunst durchvögeln , dachte Val, selbst völlig überrascht von dem beiläufigen Gedanken. Du kannst mich Evan vergessen lassen. Wenigstens für zwei Stunden. Mir das Gefühl geben, begehrenswert zu sein. Und dafür sorgen, dass ich etwas anderes empfinde – irgendwas – als Leere . Stattdessen sagte sie: »Du hilfst mir schon. Vielen Dank.« Ein paar Minuten später sprang sie auf. »Okay, das reicht. Ich habe lange genug gewartet.« Gary war an ihrer Seite, als sie quer durch die Lobby auf das Büro des Managers zustrebte.
»Moment«, rief eine vertraute Stimme ihnen nach.
Val fuhr herum und sah Jennifer mit wehenden Haaren um ihr attraktiv gerötetes Gesicht auf sich zukommen, gefolgt von Melissa und James.
»Wohin gehen Sie?«, fragte sie Val. »Was haben Sie vor?«
»Hören Sie, Jennifer«, sagte Val und unterdrückte den Impuls, die andere Frau bei der Gurgel zu packen und in den Kamin zu werfen. »Ich weiß, Sie halten mich für verrückt, aber ich habe alles Recht, besorgt zu sein. Brianne ist meine Tochter, nicht Ihre, und sie ist jetzt schon zu lange weg.«
»Brianne geht es gut.«
»Dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit.«
»Dann nehmen Sie sie sich«, beharrte Jennifer.
Val starrte in Jennifers kühle, grünen Augen. »Was wollen Sie mir sagen?«
Jennifer atmete tief ein und langsam wieder aus. »Ich will sagen, dass Brianne absolut nichts fehlt. Ich weiß, wo sie ist.« Sie blickte zur Decke, als würde sie eine höhere Macht um Hilfe anflehen. »Vielleicht setzen Sie sich besser hin.«
KAPITEL 12
Das wird ihr nicht gefallen, dachte Jennifer, als sie auf dem Sofa gegenüber Platz nahm. Das wird ihr ganz und gar nicht gefallen. Val hasste sie ohnehin schon, nicht vollkommen grundlos, und das würde sie endgültig über den Rand der Klippe stoßen und Jennifer mit in den Abgrund reißen. Sie konnte froh sein, wenn sie hier lebend rauskam.
Wie war sie überhaupt in diesen Schlamassel geraten, fragte Jennifer sich und strich nervös die Falten ihrer beigefarbenen Leinenhose glatt, die sie nach dem Duschen angezogen hatte. Unter dem Strom heißen Wassers hatte sie ein paar dringend benötigte Minuten Frieden genossen, bevor sie sofort wieder in den Strudel der Ereignisse gerissen wurde. Sie hatte kaum Zeit gehabt, sich die Haare zu föhnen, bevor das dynamische Duo zurückgekehrt war, gnädigerweise ohne ihre verehrte Anführerin.
Was war überhaupt mit den beiden? Melissa mit ihrer schwarzen Kleidung und der massiven Brille, die den Teil ihres koboldartigen Gesicht bedeckte, der nicht von dem Vorhang ihres schwarzen Ponys verborgen war, fast so, als wollte sie sich vor sich selber verstecken. Und James, ihr Spießgeselle und ihre reizende Drohne. Auch wenn er sich bewegte, als würde er noch immer über eine Broadway-Bühne schweben, hatte jeder seiner Schritte etwas Unverschämtes, beinahe Berechnendes.
Sie traute keinem von beiden über den Weg.
Und dann war da noch die Bienenkönigin persönlich.
Jennifer wappnete sich, Evans zukünftige Exfrau anzusehen, die sie mit einer Mischung aus Neugier und Verachtung anstarrte. Jennifer rückte die Kette mit dem herzförmigen Topaz zurecht, die Evan ihr vor Kurzem geschenkt hatte, vorsichtig darauf bedacht, dass sie sich nicht in der beigefarbenen Seidenbluse verhakte, die er ebenfalls ausgewählt hatte. Sie fragte sich, was ein so stilbewusster Mann wie Evan von den weiten Khaki-Shorts und dem grell orangefarbenen T-Shirt halten würde, die Val am Morgen zum Wandern gekauft hatte. Ganz zu schweigen von den Socken im weiß-orangefarbenen Argyle-Muster über ihren neuen Wanderschuhen. Mein Gott, diese Socken.
»Und?«, fragte Val ungeduldig. »Wo ist sie?«
»Brianne geht es gut.«
»Das sagten Sie schon. Ich habe aber nicht gefragt, wie es ihr geht, sondern wo sie ist.«
»Welche Rolle spielt das, solange es ihr gut geht?« Jennifer wusste, dass sie den unvermeidlichen Ausbruch nur hinauszögerte.
»Zwingen Sie mich nicht, Sie umzubringen«, sagte Val.
Der Mann neben ihr lachte. Wer zum Teufel war er, fragte Jennifer sich.
Melissa, die rechts neben Val saß, flüsterte ihr etwas aus dem Mundwinkel zu – ein Wort, das erstaunlicherweise
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