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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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die Lage, erzählte ihm alles über Jennifer und über ihren Streit mit Brianne am Vormittag.
    »Moment«, unterbrach Gary sie. »Willst du sagen, ihr wohnt alle in einem Zimmer?«
    »In einer Suite«, stellte Val richtig.
    Er nickte und schien sich die Szene auszumalen. »Trotzdem …«
    »Meinst du, dass sie vielleicht nur ein bisschen Abstand brauchte?«, fragte Val hoffnungsvoll. Seit zwei Stunden versuchte sie sich das einzureden.
    »Du musst zugeben, es ist eine ziemlich ungewöhnliche Situation.«
    »Ja, stimmt. Und normalerweise würde ich auch nicht aus allem so ein Drama machen. Ich meine, wir haben uns gestritten.« Val senkte die Stimme zu einem verlegenen Flüstern. »Ich habe sie geschlagen. Natürlich ist sie wütend. Sie ist stinksauer. Ja, klar will sie mir im Moment lieber aus dem Weg gehen. Das hat sie sehr deutlich gemacht. Jennifer ist die schöne Prinzessin, und ich bin die böse Hexe. Ich hab es kapiert. Aber irgendwann reicht’s. In ein paar Stunden wird es dunkel, und ich sitze hier und male mir all die schrecklichen Dinge aus, die ihr zustoßen könnten, und dann denke ich, dass schon eine Person verschwunden ist …«
    »Was?«, unterbrach Gary sie. »Jemand ist verschwunden?«
    Wieder erklärte Val die Situation und bemerkte das amüsierte Funkeln in Garys sanften, haselnussbraunen Augen. »Ja, ich weiß, ich bin hysterisch, und David Gowan ist wahrscheinlich einfach nach Hause gefahren und geht nicht ans Telefon, weil er seiner Frau eine Lektion erteilen will. Das glauben jedenfalls die Park Rangers.«
    »Du hast mit den Park Rangers gesprochen?«
    »Nein. Ich habe vor einer Stunde mit dem Hotelmanager gesprochen. Der arme Mann hat mich förmlich angefleht, die Park Rangers nicht noch einmal einzuschalten.«
    »Ich denke, das hat er nicht zu entscheiden.«
    »Er möchte keine Panik auslösen. Und ich verstehe seine Besorgnis auch. Wirklich. Ich will keinen Aufruhr veranstalten. Ich will nur, dass meine Tochter zurückkommt.« Val sah, wie die Eingangstür aufging und ein Mädchen im Teenageralter hereinkam.
    »Ist sie das?«, fragte Gary.
    Das Mädchen kam näher, ihr langes, blondes Haar wippte beim Gehen auf ihren Schultern. Sie trug eine weiße schulterfreie Carmen-Bluse und ausgefranste Jeansshorts, deren lange Fäden über ihren gebräunten Schenkeln baumelten. Val erkannte sie als das Mädchen wieder, das sie am Abend zuvor vor dem Aufzug praktisch umgerannt hatte, ohne sich auch nur umzusehen.
    »Nein.« Enttäuscht ließ sie die Schultern sacken.
    Das Mädchen warf Gary im Vorbeigehen ein Lächeln zu.
    Vals Handy klingelte. Sie zog es aus der Tasche, klappte es auf, hielt es ans Ohr und hörte ein Knacken. »Hallo?«
    »Ich bin’s nur«, sagte Melissa über dem Rauschen. »Du hast sie nicht gesehen, oder?« Auf Vals Drängen waren Melissa und James vor etwa einer halben Stunde noch einmal aufs Zimmer gegangen, um zu fragen, ob Brianne sich gemeldet hatte.
    »Nein«, sagte Val. »Und ich vermute, sie hat auch nicht angerufen?«
    »Nein.«
    Val hörte ein Aber in der Stimme ihrer Freundin. »Aber?«
    »Evan.«
    »Gott sei Dank. Ist er auf dem Weg?«
    »Er wurde erneut aufgehalten«, sagte Melissa. »Sieht so aus, als würde er es erst morgen schaffen.«
    Val sagte nichts.
    »Er hat versprochen, dass er vor Mittag hier ist, selbst wenn er dafür im Morgengrauen aufstehen muss. Der Ärmste«, sagte sie und schaffte es, die beiden Wörter wie einen Fluch klingen zu lassen. »Sollen James und ich runterkommen und dir Gesellschaft leisten?« Das Netz wurde schwächer. Melissa war immer wieder kurz nicht zu verstehen.
    »Nein. Das ist schon okay. Gary ist hier.«
    »Wer?«
    »Gary Parker. Du hast ihn heute Morgen kennengelernt.«
    »Rohdiamant-Gary? Gary Parker ist bei ihr«, erklärte Melissa unter zunehmendem Rauschen offenbar James.
    »Bitte sag mir, dass sie endlich jemand flachlegt«, ertönte James’ prompte Antwort.
    »Ich überlege, die Park Rangers einzuschalten, wenn Brianne nicht in den nächsten zehn Minuten auftaucht«, sagte Val, entsetzt über das Kribbeln zwischen ihren Beinen, das James’ Bemerkung verursacht hatte.
    »Wenn Brianne nicht in zehn Minuten zurück ist, ruft Val die Park Rangers«, wiederholte Melissa für James.
    »Was? Nein. Das ist doch lächerlich«, hörte Val Jennifer rufen, bevor die Verbindung ganz unterbrochen wurde.
    Val steckte ihr Handy wieder ein. »Die Freundin meines Mannes hält es offenbar nicht für eine besonders gute Idee«, berichtete

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