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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Garys Angebot sofort an.
    »Ich glaube, ich verzichte«, sagte Jennifer.
    »Wie Sie wollen«, sagte Val. »Und viel Glück bei der Suche nach einem Zimmer.«
    »Scheiße«, sagte Jennifer, und in ihrem Blick lag Kapitulation.
    Und so waren sie nun – wieder vereint – auf dem Starbright-Campingplatz am Ufer des Lake George, nur ein paar Meilen entfernt von dem Ferienhotel am Shadow Creek. Sie mieteten die letzten drei verfügbaren Zelte, zwei große und ein kleines. Brianne weigerte sich kategorisch, ein Zelt mit ihrer Mutter oder mit Jennifer zu teilen, sodass sie sich zuletzt geeinigt hatten, dass Melissa und Val sich das eine, James und Brianne das andere große Zelt teilen würden, während Jennifer allein in dem kleinen Zelt schlafen würde.
    »Warum kann ich nicht das kleine Zelt haben?«, wollte Brianne wissen, war jedoch nicht übermäßig überrascht, als niemand antwortete.
    So erging es einem, wenn man alt wurde, dachte sie. Erst verlor man sein gutes Aussehen und dann auch noch den Humor.
    Da war es doch besser, jung zu sterben.
    Und was sollte sie jetzt machen?
    Brianne wusste, dass Tyler noch in der Gegend war, wahrscheinlich ganz in der Nähe, und darauf wartete, dass sie sich bei ihm meldete. Sie musste bloß an ein Telefon kommen. Das war nicht so leicht, wie es sich anhörte, dachte sie, weil ihre Mutter ungeachtet ihres scheinbaren Interesses an allem, was Gary sagte und machte, aufpasste wie ein Luchs.
    Brianne wusste, dass sie wütend war. Sie wusste auch, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie sie am Morgen geschlagen hatte, und sich vielleicht sogar für das anschließende Verhalten ihrer Tochter verantwortlich fühlte. Wenn ich sie nicht geschlagen hätte, malte Brianne sich die Selbstvorwürfe ihrer Mutter aus, hätte ich sie nicht in die Arme dieses Jungen getrieben. Das Ganze ist meine Schuld, konnte sie sie förmlich jammern hören.
    Warum sollte sie sich dieses schlechte Gewissen nicht zunutze machen? Was sprach dagegen, dass ihre Mutter die Schuld auf sich nahm?
    Brianne erhob sich und ging auf mehr als wackeligen Beinen über den unebenen Boden, bemüht, auf ihren roten Stöckelschuhen das Gleichgewicht zu wahren. Nicht direkt das passende Schuhwerk für einen Zeltplatz, aber Tyler stand auf High Heels, und außerdem hatte sie ihrer Mutter nicht die Befriedigung gegönnt. »Die sind okay«, hatte sie beharrt, als ihre Mutter vorgeschlagen hatte, sie solle vielleicht lieber bequeme Sneakers anziehen. Genauso wie sie ihren Rat ignoriert hatte, die weißen Shorts gegen Jeans zu tauschen, weshalb ihr jetzt unbehaglich kalt war.
    »Kann ich mit dir reden?«, fragte sie ihre Mutter.
    Sie stand sofort auf, ließ Gary sitzen und ging mit Brianne ein Stück von dem Feuer weg.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, begann Brianne.
    »Gut.« Ihre Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich höre.«
    Nicht direkt die Reaktion, die Brianne erwartet hatte. Eigentlich war sie sich sicher gewesen, dass ihre Mutter sie mit einer eigenen Entschuldigung unterbrechen würde: Nein, Schätzchen. Ich muss mich bei dir entschuldigen .
    »Was mit Tyler passiert ist, tut mir leid.«
    »Das sollte es auch.«
    Häh?
    »Ich war bloß so sauer wegen unserem Streit heute Morgen«, fuhr Brianne fort. »Du hast mich noch nie vorher geschlagen.«
    Schweigen.
    Du darfst mich gern jederzeit unterbrechen , dachte Brianne. »Tut es dir nicht leid, dass du mich geschlagen hast?«, fragte sie, als nichts dergleichen geschah.
    »Ich bin mir offen gestanden nicht sicher«, sagte ihre Mutter.
    Was?
    »Vorher hat es mir leidgetan. Aber jetzt …«
    »Jetzt was?«
    »Jetzt weiß ich es ehrlich gesagt nicht.«
    »Aber das mit Tyler wäre nie passiert, wenn du mich nicht geschlagen hättest.«
    Es entstand eine lange Pause.
    »Verstehe«, sagte ihre Mutter.
    Endlich , dachte Brianne und fuhr fort: »Und eigentlich ist auch gar nichts passiert. Ich meine, zwischen Tyler und mir«, log sie. »Es ist nichts passiert.«
    »Es ist nichts passiert«, wiederholte ihre Mutter.
    Brianne lächelte ihr gewinnendstes Lächeln. »Na ja, ich will nicht leugnen, dass wir ein bisschen rumgefummelt haben …«
    »Man hat euch halbnackt vorgefunden«, erinnerte ihre Mutter sie kühl.
    »Ja, aber es war nicht so, wie es aussah.«
    »Verstehe«, sagte ihre Mutter wieder, obwohl das Brianne zunehmend zweifelhaft erschien.
    »Jedenfalls tut es mir leid, wenn du das falsch verstanden hast …«
    »Ich habe etwas falsch

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