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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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beobachtete Jennifer voller Entsetzen, wie die Eingangstür aufging und zwei große und glatt rasierte Park Ranger in Uniform hereinmarschiert kamen, im Schlepptau eine sichtlich derangierte Brianne und ihr ähnlich ungepflegter und zotteliger Begleiter. Val war sofort auf den Beinen und lief ihnen entgegen, dicht gefolgt von ihren Freunden.
    Jennifer registrierte, dass das schwarze Totenkopf-T-Shirt des Jungen halb aus seiner tief sitzenden Jeans hing. Scheiße, dachte sie, als sie den anderen zögerlich folgte. Hätte Brianne sich nicht einen etwas vorzeigbareren Freund aussuchen können?
    »Was ist los?«, fragte Val mit vor mühsam kontrollierter Hysterie zitternder Stimme. »Brianne, ist alles in Ordnung?«
    »Kennen Sie diese junge Dame?«, fragte der jüngere der beiden Park Ranger, während Jennifer den Hotelmanager quer durch die Lobby auf sie zuhasten sah.
    »Sie ist meine Tochter. Brianne, Schätzchen, geht es dir gut?«
    »Ich fürchte, wir haben Ihre Tochter und ihren Begleiter in einem Waldgebiet bei Bolton Landing in einer ziemlich kompromittierenden Lage aufgegriffen.«
    »Was?«
    Scheiße, dachte Jennifer, und ihr wurde plötzlich noch banger ums Herz. Jetzt waren sie alle fällig.
    »Die Bewohnerin einer Ferienhütte hat gemeldet, dass die beiden es in einer Lichtung getrieben haben, wo sie einen Spaziergang mit ihren fünfjährigen Zwillingen machte. Sie war natürlich nicht besonders erfreut.«
    »Es tut mir sehr leid.« Vals Miene spiegelte ihren Schock und ihr Entsetzen wider. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Brianne. Antworte mir.«
    Brianne weigerte sich, ihre Mutter anzusehen, und blickte stattdessen zu Jennifer.
    Scheiße, dachte Jennifer. Jetzt werde ich mit Sicherheit einen Kopf kürzer gemacht.
    »Guck nicht zu ihr«, fauchte Val. »Sieh mich an.«
    »Warum?« Brianne fuhr herum und sah ihre Mutter direkt an. »Damit du mich noch einmal schlagen kannst?«
    Val wich einen Schritt zurück, als hätte man sie geohrfeigt. Sie wirkte so komplett gedemütigt, dass sie Jennifer beinahe leidtat. Inzwischen hatte die Gruppe die Aufmerksamkeit der gesamten Lobby erregt.
    »Gibt es ein Problem?«, wandte sich der Manager an die beiden Park Ranger. »Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein.«
    Der ältere der beiden Park Ranger erklärte die Situation so taktvoll wie möglich. Trotzdem war seine Botschaft unmissverständlich: Man hatte Brianne und ihren Begleiter beim Sex in der Öffentlichkeit erwischt. »Hören Sie. Es ist nicht das erste Mal, dass so was passiert«, fuhr der Ranger fort, »und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir wollen den jungen Leuten keine Probleme bereiten, indem wir Anklage erheben …«
    »Vielen Dank«, murmelte Val mit einem Seufzer der Erleichterung.
    »Aber wenn es noch einmal vorkommt …«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Val rasch.
    Nach einer kurzen weiteren Diskussion verabschiedeten sich die beiden Ranger.
    »Arschlöcher«, murmelte Tyler Currington, als sie gegangen waren.
    » Du «, fuhr Val ihn an, »sagst am besten überhaupt nichts mehr.«
    »Verzeihung, Mrs Rowe«, sprach der Manager sie an, als sie die Lobby verlassen wollte. Jennifer drehte sich um und erkannte, dass er Val meinte. »Wir müssen reden«, hörte sie ihn sagen.

KAPITEL 13
    Brianne starrte ihre Mutter an und versuchte sich vorzustellen, wie sie tot aussah. Vielleicht mit einem Messer im Herzen oder von Ohr zu Ohr aufgeschlitztem Hals. Wie diese Leute in den Berkshires, dachte sie und verdrängte den beunruhigenden Gedanken sofort wieder. Ja, sie war wütend auf ihre Mutter. Ja, sie wünschte sich, sie würde weggehen und sie in Ruhe lassen. Ja, manchmal wünschte sie sich sogar, sie würde vom Antlitz der Erde verschwinden. Aber wollte sie wirklich ihren Tod?
    Sie warf einen weiteren verstohlenen Blick in ihre Richtung. Ihre Mutter war in ein leises Gespräch mit irgendeinem ehemaligen Highschool-Freund vertieft, den sie angeblich zufällig beim Wandern getroffen hatte. Gary Soundso. War ihre Begegnung wirklich nichts weiter als ein glücklicher Zufall gewesen, oder hatten sie dieses Treffen lange vorher geplant? Wie Tyler und ich, dachte Brianne und senkte ihr Kinn auf die Brust, um ein kleines Lächeln zu verbergen.
    Das Lächeln verblasste rasch wieder. War ihre Mutter genauso verschlagen wie sie?
    Wie die Mutter, so die Tochter, dachte Brianne, bündelte ihr langes Haar mit der Hand im Nacken zu einem Pferdeschwanz und ließ es dann offen auf ihre Schultern

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