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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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sagte sie und beugte sich über den Computer. » Mein lieber Ben. Lieber, lieber Ben, mein geliebter Sohn, du Haufen Scheiße …« Sie grinste von einem Ohr zum anderen. »Nein, ich glaube, das kann ich besser.«
    Lieber Ben , tippte sie langsam mit den Daumen. Mach dir keine Gedanken, weil ihr im Herbst nicht zu unserer Goldenen Hochzeit kommen könnt. Dein Vater und ich haben beschlossen, uns scheiden zu lassen. Alles Liebe. Mutter .
    Sie drückte auf Senden und brach kichernd zusammen.
    Im selben Moment hörte sie das Geräusch von draußen. Sie sprang auf und ließ den Computer auf den Boden fallen. »Hallo?« Vorsichtig schlich sie zur Haustür. »Ist da jemand?«
    Ihre Frage wurde von einem lauten Klopfen beantwortet.
    Sie rannte in die Küche und nahm ein großes Messer von dem Tresen. »Wer ist da?«, fragte sie mit einem Mal ganz klar im Kopf und hielt ein Ohr an die Tür.
    »Tut mir leid, dass ich störe, Mrs Laufer«, kam die prompte Antwort. »Hier ist Henry Voight. Ich bin Park Ranger.«
    Das Mädchen verbarg das Messer hinter dem Rücken, als sie einem attraktiven, jungen Mann in Uniform die Tür öffnete. »Meine Großmutter schläft schon«, begann sie.
    »Tut mir wirklich leid, sie so spät noch zu stören«, sagte er noch einmal. »Ich wusste nicht, dass die Laufers Besuch haben. Ich habe in der Gegend patrouilliert und noch Licht gesehen, sonst hätte ich nicht geklopft. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist.«
    »Das ist wirklich süß«, erklärte sie ihm. »Ihnen ist bestimmt kalt. Warum kommen Sie nicht rein? Ich mach Ihnen einen heißen Pfirsich-Preiselbeer-Tee.« Lächelnd bat sie ihn herein und schloss die Tür.

KAPITEL 19
    Um exakt zwei Uhr morgens erwachte Val aus einem unangenehmen Traum, dessen Details bereits verwehten, als sie die Augen ganz aufgeschlagen hatte. Sie hatte sich in einem kristallklaren Ozean auf der Stelle strampelnd über Wasser gehalten, während unter ihr die Haie bedrohlich kreisten. Na super, dachte sie, als ein Druck auf ihrer Blase die letzten Fetzen des Traums zerstreute.
    Sie richtete sich auf, merkte, dass sie musste, und fragte sich, ob sie warten konnte, bis es hell wurde. Ein neuerliches Zwicken sagte ihr, dass sie unmöglich die ganze Nacht durchhalten würde, weshalb sie genauso gut gleich gehen konnte, statt stundenlang unbequem wach zu liegen, um dem Ruf der Natur dann doch irgendwann folgen zu müssen. Wenn sie sofort ging, bestand immerhin die Chance, dass sie hinterher wieder einschlafen würde. »Melissa«, flüsterte sie in der Hoffnung, dass ihre Freundin wach genug war, sie zu begleiten, und wand sich aus ihrem Schlafsack. »Melissa, bist du wach?« Aber Melissa schlief tief und fest und war nicht einmal durch ein leichtes Ruckeln an ihrer Schulter zu wecken. »Ich muss mal«, erklärte Val ihr trotzdem. Vielleicht würde sie auf dem Rückweg einen kleinen Umweg machen, dachte sie und krabbelte aus dem Zelt. Wer weiß, womöglich konnte Gary auch nicht schlafen.
    Über dem Campingplatz hatte sich unheimliche Stille ausgebreitet wie ein dichter Nebel. Bis auf die unzähligen Insekten, die in dem Licht der Laternen kreisten, bewegte sich nichts. Es lag Regen in der Luft, die Feuchtigkeit heftete sich an Vals Kleider und kroch unter ihre Haut wie ein Wurm in feuchte Erde. Was hatte sie bloß geritten, sich auf diesen Ausflug einzulassen, fragte sie sich zum hundertsten Mal, und die unbeantwortete Frage verfolgte sie bis zu den zwei Dutzend Dixi-Klos, die wie Wachtposten in der Dunkelheit standen, auf drei Seiten umringt von hohen Kiefern und Fichten. Sobald es hell wurde, würde sie zusehen, dass sie von hier verschwand. Sie hätte nie herkommen dürfen. Was in Gottes Namen hatte sie sich dabei gedacht?
    Sie öffnete die Tür eines Toilettenhäuschens und hielt instinktiv nach unerwünschten Spinnen und Schlangen Ausschau. »Das wäre die Krönung«, sagte sie, ließ rasch ihre Jeans herunter und hockte sich über den Plastiksitz.
    Und im selben Moment hörte sie, wie sich draußen etwas bewegte.
    Verdammt. Sie wartete mit angehaltenem Atem.
    Eine Weile rührte sich nichts, sodass Val schon glaubte, dass ihre Fantasie ihr zusammen mit ihrer Blase Streiche spielte. Aber dann hörte sie es wieder. Das verräterische Knacken von Zweigen, das Schlurfen von näher kommenden Schritten. Ein Tier? Dann wurde plötzlich so heftig an der Klinke gerüttelt, dass das ganze Häuschen wackelte.
    Irgendjemand – irgend etwas – versuchte,

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