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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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es geht ihr bestimmt gut.«
    »Sollten wir diese Straße nicht mittlerweile gefunden haben?«, fragte Brianne und stieß einen weiteren Ast aus ihrem Gesicht, während sie Tyler hinterherhüpfte und -hinkte.
    »Wir gehen erst seit zehn Minuten«, informierte Tyler sie.
    Obwohl sie nur seinen Rücken sah, konnte sie sich seine Miene vorstellen, und das war kein schönes Bild. Er hatte die Nase gestrichen voll, und sie konnte es ihm ehrlich gesagt nicht verdenken. Sie war eine echte Nervensäge, und sie wusste es. Ihr Gequengel ging ihr allmählich selbst auf die Nerven, genauso wie ihm wahrscheinlich auch. Aber verdammt, sie war nass bis auf die Knochen, ihr war kalt, und sie hatte starke Schmerzen. Und das war alles seine Schuld.
    Nein, nicht nur seine Schuld, räumte sie ein. Man durfte nicht vergessen, dass das Ganze ihre Idee gewesen war. Und niemand hatte sie gezwungen, in seinen Wagen zu steigen. Wie hatte sie zulassen können, dass er Hayden am Straßenrand liegen ließ und einfach wegfuhr? Sie hoffte inständig, dass es ihm gut ging. Sie betete, dass er mittlerweile zu sich gekommen war und es zurück zum Zeltplatz geschafft hatte. Die Konsequenzen waren ihr scheißegal. Wichtig war nur, dass Hayden heil aus der Sache rauskam. Dass sie alle heil aus der Sache rauskamen.
    »Jetzt sind wir doch bestimmt schon eine Meile gelaufen«, sagte sie nach einigen weiteren Minuten.
    »Soll das ein Witz sein? Bestenfalls eine Viertelmeile.«
    »Was? Ist das dein Ernst?«
    »Ich bin ganz bestimmt nicht zum Blödeln aufgelegt.«
    »Das heißt, wir haben noch nicht mal den halben Weg?«
    »Korrekt.«
    »In dem Tempo sind wir erst morgen früh da.«
    »Wenn du vielleicht versuchen würdest, ein bisschen schneller zu gehen …«
    »Wenn du vielleicht noch mal versuchen würdest, mich zu tragen …«
    Er drehte sich wütend zu ihr um.
    »Was? Denkst du, ich bin zu schwer?«
    »Unter den Umständen wäre selbst Tinkerbell zu schwer?«
    »Willst du sagen, ich wäre zu fett?«
    »Nein, das will ich nicht sagen.«
    »Was willst du denn sagen?«
    »Ich will sagen, du redest zu viel.«
    »Und du trinkst zu viel«, konterte Brianne sofort.
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin schon lange wieder nüchtern.«
    »Du hast recht, das war mir nicht aufgefallen.«
    Tyler fuhr herum und blieb stehen. »Meinst du, du könntest es mal kurz gut sein und mich in Frieden lassen? Nur für ein paar Minuten? Mehr verlange ich ja gar nicht. Von ein wenig Dankbarkeit oder so will ich gar nicht reden.«
    »Dankbarkeit? Du erwartest, dass ich dir dankbar bin? Wofür denn genau, bitte?«
    »Na, erst mal dafür, dass ich zurückgekommen bin. Das musste ich schließlich nicht.«
    »Und warum bist du dann?«
    »Ich weiß nicht. Weil ich ein Idiot bin, nehme ich an. Ich glaube, das war das Wort, das du benutzt hast.« Er ging weiter.
    »Das tut mir leid«, sagte sie leise, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Er blieb wieder stehen und drehte sich zu ihr um. »Was hast du gesagt?«
    »Nichts.«
    »Hab ich da tatsächlich eine Entschuldigung gehört?«
    »Nur dafür, dass ich dich einen Idioten genannt hab.«
    »Selbstverständlich.«
    »Für sonst nichts.«
    »Natürlich nicht.«
    »Alles andere war deine Schuld.«
    »Klar doch«, sagte er, und um seine Mundwinkel deutete sich ein Lächeln an. »Ist außerdem kein großes Drama. Wie heißt es noch? Worte dürfen einen nicht treffen.«
    »Worte können einen aber schon verletzen«, sagte Brianne. »Manchmal mehr als alles andere.«
    »Na ja, ich bin schon übler beschimpft worden.«
    »Ach ja? Zum Beispiel?«
    Er lachte. »O nein. Ich liefere dir doch nicht noch Munition. Komm.« Er griff nach ihrer Hand.
    Und zu Briannes eigener Überraschung ergriff sie sie, und sie gingen fünf Minuten im Schneckentempo weiter. »Sind wir bald da?«, fragte sie in der Hoffnung, sehnsüchtig oder vielleicht sogar charmant zu klingen, doch es kam eher trotzig als spielerisch heraus.
    »Wir haben jetzt wahrscheinlich ungefähr die Hälfte.«
    Brianne ließ Tylers Hand los und sank resigniert zu Boden.
    »Was zum Teufel machst du jetzt?«
    »Ich kann nicht weitergehen. Mein Knöchel …«
    »Tut weh, ich weiß. Aber du musst es wenigstens versuchen, Brianne.«
    »Ich habe es versucht. Und ich versuche es weiter.«
    Tyler schüttelte den Kopf, jede Andeutung eines Lächelns war lange verflogen. »Ja. Und wie du es versuchst.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Nichts. Es bedeutet überhaupt nichts,

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