Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
ständig.«
»Wegen Ihres Vaters?«
»Am Anfang vielleicht schon. Aber ich finde es zu bequem, ihm die alleinige Schuld zu geben. Sie hatte die Wahl. Wir haben alle die Wahl.«
Wieder trafen sich die Blicke der beiden Frauen.
Und in diesem Moment hörten sie Schritte und sahen eine Gestalt aus dem Schatten treten und auf sie zutaumeln.
»Hayden?« Val sprang auf, lief ihm entgegen und fing ihn auf, bevor er zusammenbrach. »Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?«
»Ist er verletzt?«, fragte Jennifer.
»Holen Sie Gary!« Vals Stimme klang mehrere Oktaven höher als sonst und auch in ihren eigenen Ohren bedrohlich hysterisch. Selbst im Dunkeln konnte sie erkennen, dass Hayden eine geschwollene Platzwunde an der Wange hatte und seine Kleidung durchnässt und schlammverschmiert war. »Was ist passiert? Wo ist Brianne?«
»Was ist los?«, fragte Melissa und kroch aus ihrem Zelt.
»Ist Brianne zurück?«, fragte James, der im selben Augenblick auftauchte.
»Kann bitte jemand Wasser holen?«, fragte Val und wischte behutsam kleine Steinchen und verklebte Haare aus Haydens Gesicht.
James verschwand sofort wieder in seinem Zelt und war Sekunden später mit einer Flasche Mineralwasser zurück. Val hielt dem Jungen die Flasche an die Lippen und sah ihn eindringlich an, während er versuchte, einen Schluck zu trinken.
»Hayden, bitte, mein Junge, wo ist Brianne?«, drängte sie.
»Hayden! Hayden!«, rief im selben Augenblick sein Vater, der auf sie zugelaufen kam, stolperte und beinahe stürzte. Er sank auf den Boden und nahm seinen Sohn in die Arme. »Alles in Ordnung? Mein Junge, was ist passiert? Wer war das?«
Hayden starrte seinen Vater mehrere Sekunden lang wortlos an.
»Geht es Brianne gut?« Gary fuhr herum. »Wo ist sie?«
»Sie ist mit diesem Typen zusammen«, brachte Hayden endlich über die Lippen.
»Mit welchem Typen? Du meinst Tyler?«
Er nickte.
»Erzähl uns, was passiert ist«, sagte Gary, und die anderen drängten sich enger um Vater und Sohn.
Hayden gehorchte und erzählte von Briannes Versuchen, Tyler auf ihrem Spaziergang zu erreichen. »Die Verbindung war schlecht, und sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich durchgekommen war. Aber ich habe gehört, wie sie gesagt hat, dass er sie um Mitternacht am Eingang des Campingplatzes treffen sollte. Ich wollte nicht, dass sie allein dorthingeht – sie hat keinen besonders guten Orientierungssinn –, also bin ich ihr gefolgt. Ich hätte dir etwas sagen müssen …«, wandte er sich an seinen Vater.
»Und was ist dann passiert?«, fragte Val. Es war müßig, darüber zu diskutieren, was hätte sein können oder sollen. Wichtig war nur, was tatsächlich passiert war.
»Er kam echt spät. Ich hatte sie schon fast überredet, wieder mit zurück zum Zeltplatz zu kommen, als er doch noch auftauchte. Er hatte offensichtlich getrunken …«
»O Gott.«
»Wir sind aneinandergeraten, und dann hat er ausgeholt.«
»Er hat dich geschlagen?«
»Und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich am Straßenrand wieder zu mir gekommen bin.«
»Und Brianne?«
»Weg.«
»Die haben dich da einfach so liegen lassen?«, fragte Jennifer.
»O Gott«, sagte Val zu Vater und Sohn. »Das tut mir schrecklich leid.«
»Moment mal. Sie ist noch nicht zurück?«, fragte Hayden, als ihm das volle Ausmaß der Situation klar wurde.
»Nein. Hat sie denn irgendwas darüber gesagt, wohin sie vielleicht wollten?«
Hayden schüttelte den Kopf, zunächst zögerlich, dann mit mehr Überzeugung. »Ich glaube, sie hatten nicht direkt einen Plan.«
»Wahrscheinlich haben sie sich ein Plätzchen zum Parken gesucht«, sagte Melissa, »und dann hat das Gewitter angefangen, und sie haben beschlossen zu bleiben, wo sie sind, und zu warten, bis es vorbei ist.«
»Das Gewitter hat vor einer Stunde aufgehört«, erwiderte Val.
»Vielleicht hat am Ende doch noch der gesunde Menschenverstand gesiegt, und sie warten, bis der Schwachkopf ausgenüchtert ist, bevor sie zurückfahren«, schlug James vor.
»Gesunder Menschenverstand war noch nie Briannes Stärke«, sagte Val. »O Gott, was, wenn sie einen Unfall hatten? Was, wenn …?«
»Wir sollten keine Spekulationen anstellen«, mahnte Gary.
»Aber was, wenn …?« Was, wenn … Was, wenn … Was, wenn ?
»Alles wird gut«, sagte Jennifer und fasste Vals Arm, bis diese aufhörte zu zittern. »Es geht ihr gut, Val. Brianne ist zäh. Sie ist schließlich Ihre Tochter! Wo immer sie ist und was immer auch passiert ist,
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