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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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in ihrem Gesicht und verblasste. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Ihre Großmutter hatte in ihre Seele geblickt. Sie kannte die Wahrheit.
    Irgendetwas … fehlt.
    Nun, wenn ihre Großmutter recht hatte, war es offensichtlich etwas, das sie nicht brauchte, dachte Nikki und drehte sich im Bett um.
    Ihr Großvater war der erste Tote gewesen, den sie gesehen hatte. Sie erinnerte sich, wie sie mit demonstrativ ernster Miene an seinen Sarg getreten war. Ihre Hände hatten gezittert, in einer Mischung aus Beklommenheit und Trauer, wie jeder beiläufige Beobachter zweifelsohne denken musste, obwohl es in Wahrheit Erregung war. Sie hatte auf seine teigige Haut und die stark geschminkten Wangen gestarrt, seine Lippen, die mit einem unschmeichelhaft dunklen Lippenstift abgetönt waren, und gedacht, dass er sie vor allem an die seltsamen Wachsfiguren in Madame Tussauds berühmtem Kabinett erinnerte. Seine Augen waren geschlossen, und sie musste den Impuls unterdrücken, hinzulangen und sie gewaltsam zu öffnen. »Sieh mich an, Großvater«, wollte sie schreien, während ihr Blick über seinen dunkelblauen Anzug und die unmodisch breite, dunkelblau und rot gestreifte Krawatte wanderte. Sie war enttäuscht, keinerlei sichtbare Spuren des Herzinfarkts zu entdecken, an dem er gestorben war, also schloss sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie sein Herz sich zu zehnfacher Größe aufblähte und wie eine Granate explodierte. Das hätte sie gerne gesehen, dachte sie. Dafür hätte sie sogar Geld bezahlt.
    Sie beugte sich vor, als wollte sie ihm einen Abschiedskuss geben, doch stattdessen ließ sie die Lippen über die kalte graue Haut seiner Wange bis zu seinem Ohr gleiten. »Von mir aus kannst du in der Hölle schmoren«, flüsterte sie beim Gedanken an ihre ruinierte Geburtstagsparty.
    Sie fragte sich, ob sie die Geschenke der eingeladenen sogenannten Freundinnen trotzdem einkassieren konnte, nachdem sie wochenlang Andeutungen auf das tolle neue Parfüm von Juicy Couture und den V-Pullover hatte fallen lassen, den sie im Fenster von Forever 21 gesehen hatte. Wahrscheinlich würde sie jetzt nur ein paar langweilige, alte Klamotten von Gap kriegen, dem Lieblingsladen ihrer Mutter, sowie einen Haufen nutzloser Bücher von ihrer Großmutter. Sie bezweifelte, dass sich in diesem Jahr jemand die Mühe machen würde, auch nur einen Kuchen zu backen. Keinen Kuchen zu haben, ihre Freundinnen enttäuschen zu müssen oder dreizehn zu werden, war ihr im Grunde gleichgültig. Aber sie genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, und ihr blöder Großvater hatte sie um ihren Beifallssturm gebracht.
    Sie dachte an den plötzlichen Sturm von heute Abend. Kein Vergleich zu dem Gewitter, das getobt hatte, als sie und Kenny diese Hütte entdeckt hatten, aber trotzdem eine angenehme Erinnerung an die Verwüstung, die sie angerichtet hatten. Sie hatte Gewitter schon immer geliebt, ihre Dramatik – zuckende Blitze, grollender Donner, heulender Wind. Manchmal trat sie während eines besonders heftigen Gewitters ins Freie und forderte die Blitze heraus, sie zu treffen. Sie spürte, wie der Regen in ihr Gesicht peitschte, und empfand eine beinahe sexuelle Euphorie, eine Befreiung, beinahe so intensiv wie in dem Moment, wenn sie ein Messer in einen Körper stach.
    Diese Gefühle waren nicht aufgesetzt, so viel war sicher. Und nichts fehlte.
    Aber in einem Punkt hatte ihre Großmutter die ganze Zeit recht gehabt – sie war nicht wie andere Menschen.
    Sie war besonders.
    Wirklich schade, dass Kenny das nicht immer zu würdigen wusste, dachte sie und hörte, wie sein spontanes Duschbad abrupt endete. Kenny liebte es zu duschen, manchmal bis zu fünfmal an einem einzigen Tag, manchmal wie heute mitten in der Nacht, wenn er zu aufgedreht war, um einzuschlafen. Er hatte wieder von dem Dreier angefangen. »Bin ich dir nicht genug?«, hatte sie zurückgefragt.
    »Natürlich bist du das. Sei nicht dumm. Ich denke bloß, es wäre spaßig, es mal auszuprobieren.«
    »Ich bin nicht dumm.«
    »Aber auch nicht besonders abenteuerlustig.« Er war aus dem Bett gestiegen und, seinen erigierten Schwanz voran, ins Badezimmer marschiert. Kurz darauf hörte sie Wasser laufen.
    Sie wartete, dass er aus dem Bad zurückkam, als sie das Klopfen am Fenster hörte. Keine Zweige, die an der Scheibe kratzten, wie ihr mit einem Mal bewusst wurde, als sie die Augen öffnete und in die Richtung blickte, sondern jemand, der ans Fenster klopfte.
    Konnte das sein?
    »Kenny«,

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