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Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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flüsterte sie in Richtung Bad, schlug die Bettdecke zurück und stand auf. »Kenny, ich glaube, da ist jemand.«
    Die Badezimmertür öffnete sich, und heraus trat Kenny, ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, wie eine geisterhafte Erscheinung in einer Dampfwolke. Er neigte den Kopf zum Fenster und lauschte dem lauter werdenden Klopfen. »Schwer was los heute Abend«, meinte er lächelnd. »Ich schätze, du siehst besser mal nach, wer da ist.«
    »Und wenn es die Bullen sind?«
    »Dann kümmern wir uns um sie.«
    Nikki fischte Ellens alten blassblauen Morgenmantel vom Fußende des Bettes und ging zum Fenster, während Kenny sich ins Bad zurückzog. Vorsichtig schob sie die Spitzengardinen beiseite.
    Anfangs sah sie ihn gar nicht. Erst nach und nach trat sein Gesicht aus der Dunkelheit hervor, zunächst die Augen, erleichtert aufgerissen, dann der Mund, der sich zu einem breiten Grinsen verzog.
    Wer immer es war, er war verdammt dankbar, sie zu sehen, dachte Nikki und stieß das Fenster auf, um dem jungen Mann Einlass zu gewähren. »Kannst du reinklettern?« Herein, herein, sagte die Spinne zu der Fliege .
    »Gott sei Dank, dass du da bist«, rief er, kletterte über das Fenstersims und fiel in ihre wartenden Arme, wobei ihr Morgenmantel sich öffnete und für einen Moment eine nackte Brust entblößte. »Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt«, sagte er, während sie den Morgenmantel langsam wieder zuzog.
    »Sehe ich verschreckt aus?«, fragte sie.
    Er lachte nervös. »Nein«, musste er zugeben, während sein Blick wieder zu ihrem Ausschnitt wanderte.
    Er war groß und auf eine schmuddelige Art süß. Vielleicht ein bisschen zu dünn. Nicht viel älter als sie. Sie konnte sich ebenso gut noch ein bisschen amüsieren, dachte Nikki und ließ ihren Morgenmantel wieder ein wenig weiter aufgehen, um dem Jungen einen erneuten Einblick zu gewähren. Er guckte nicht weg.
    »Ich bin Tyler. Tyler Currington.«
    »Nikki.« Sie bauschte ihr Haar auf, wodurch sich ihr Morgenmantel noch weiter öffnete. »Es gibt einen Country-Sänger namens Billy Currington. Seid ihr verwandt?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Er singt über Biertrinken und so. Meistens gefällt mir Country nicht, aber ihn mag ich.«
    »Cool«, sagte Tyler. Wenn er ihre Unterhaltung angesichts der Umstände sonderbar fand, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. »Sind deine Eltern hier?«
    »Nein. Ich bin ganz allein.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    Sie lächelte und fühlte eine noch größere Kraft und Macht, als wenn sie es bei Gewitter riskiert hatte, vom Blitz getroffen zu werden. »Sag mir, was macht ein netter Junge wie du in einer Nacht wie dieser da draußen?« Es amüsierte sie, dass er offenbar völlig vergessen hatte, warum er hier war.
    Ein einfältiges Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus, ohne dass er den Blick von ihrem Ausschnitt wandte. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Bestimmt eine gute.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab mein Auto in den Graben gefahren. Wir sind zu Fuß weiter und vom Gewitter überrascht worden.«
    Nikki blickte nervös zum Fenster. »Wir?«
    »Das Mädchen, mit dem ich zusammen war«, sagte er und fügte hastig hinzu: »Niemand Besonderes.«
    Nikki vermutete, dass das fragliche Mädchen überrascht wäre, das zu hören. »Und wo ist diese niemand Besonderes jetzt?«
    »Im Wald. Etwa eine halbe Meile entfernt. Sie hat sich den Knöchel verstaucht, deshalb konnte sie nicht weiterlaufen.«
    »Und du hast sie einfach da liegen lassen? Im Wald? Allein?« Ein Mann nach meinem Herzen, dachte sie. Der Abend wurde immer besser. Sie drehte sich zum Bad um, wohl wissend, dass Kenny jedes Wort hörte. Sag nicht, ich wäre nicht abenteuerlustig, hielt sie ihm stumm vor.
    »Es war ihre Idee, dass ich Hilfe holen sollte«, erklärte Tyler. »Könnte ich vielleicht mal dein Telefon benutzen …«
    »Tut mir leid. Es funktioniert nicht. Beim letzten Sturm hatten wir einen Stromausfall, und bis jetzt war noch niemand hier, um es zu reparieren.«
    »Oh«, sagte er, wirkte jedoch nicht übermäßig enttäuscht.
    »Vielleicht könnte ich dir helfen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich könnte dir helfen, sie hierherzutragen.«
    »Nee. Du bist zu klein.«
    »Ich bin stärker, als du denkst.«
    »Das glaub ich.«
    Sie starrten sich eine Weile an, ohne etwas zu sagen.
    »Und? Was ist jetzt?«, fragte sie schließlich. »Willst du zurückgehen und das Fräulein in Not retten?«
    »Ganz ehrlich, ich glaube, das schaffe ich

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