Das Herz des Bösen: Roman (German Edition)
Aphrodisiakum.«
»Eine Art was?«
»Er macht dich scharf. Und du kannst die ganze Nacht.«
»Wirklich?«
»Es ist super.« Nikki stand auf, fasste Tylers Hand und führte ihn aus dem Schlafzimmer, während sie sich fragte, ob alle Männer so bescheuert waren. Es wurde Zeit, die Show auf den Weg zu bringen, dachte sie, als sie das Wohnzimmer betraten. Tyler Currington war in etwa so bedrohlich wie ein kleines Lämmchen.
»Hier drinnen stinkt es ja noch übler«, sagte Tyler, während Nikki entschlossen zu dem Tresen mit den Küchenmessern ging und Kenny mit der blutverkrusteten Machete aus dem Bad trat. »Und der Teppich ist ganz klebrig? Mein Gott, was ist das? Vielleicht solltest du das Licht anmachen.«
Nikki schaltete die Deckenlampe ein, und ihr leises Lachen glitt über das Blut auf dem Boden wie eine Schlange durch hohes Gras. »Damit ich dich besser sehen kann, mein Schatz.«
KAPITEL 23
»Wo zum Teufel sind alle?« Val lief vor dem verlassenen Büro des Campingplatzes auf und ab, einem kleinen Fertighäuschen aus Kiefernholz und Glas. »Es muss doch inzwischen sieben Uhr sein.«
»Noch fünf Minuten«, beschied Melissa sie nach einem erneuten Blick auf ihre Uhr.
»Man sollte meinen, irgendjemand würde ein bisschen früher kommen. Ich meine, müssen die nicht das eine oder andere vorbereiten, bevor sie anfangen?«
»Schätze, da gibt es nicht viel vorzubereiten.« James starrte durch den Morgennebel zu Jennifer, die im Kreis um den Parkplatz lief und immer noch versuchte, ein Handynetz zu empfangen.
»Ich glaube, ich höre ein Auto«, verkündete Gary und blickte zur Straße.
Kurz darauf hielt ein dunkelgrüner Van vor dem Büro, und eine stämmige Frau mittleren Alters in einer braunen Uniform und mit einem Riesenbecher dampfend heißem Kaffee in der Hand stieg aus. Ihr Namensschild wies sie als Carolyn Murray, Managerin, aus. Sie wirkte nicht glücklich, als sie sie sah. »Gibt es ein Problem?«, fragte sie nervös und ging forschen Schrittes zu dem Häuschen.
Val sah zu Gary, mied jedoch seinen Blick. Gary wollte die Park Ranger ebenso dringend erreichen wie sie. Der Freund ihrer Tochter hatte seinen Sohn bewusstlos geschlagen und ihn am Straßenrand liegen lassen, mitten in der Nacht während eines heftigen Gewitters. Gary wollte verständlicherweise Anzeige gegen den jungen Mann erstatten, und Val hatte sich bisher nicht getraut, ihn zu fragen, ob das auch Brianne betraf.
Val folgte Carolyn Murray zur Tür des Häuschens und versuchte, die Situation so schnell und einfach zu erklären, wie sie konnte. Die Worte purzelten nur so aus ihrem Mund: Ihre Tochter hatte sich mitten in der Nacht davongestohlen, um ihren Freund zu treffen; der Freund war betrunken, er hatte Garys Sohn bewusstlos geschlagen, ihn am Straßenrand liegen lassen und war mit ihrer Tochter in dem schrecklichen Gewitter verschwunden; ihre Tochter war nicht zum Zeltplatz zurückgekehrt, sie wurde vermisst …
»Nun, vermisst kann man ja nicht direkt sagen, oder?«, unterbrach Carolyn Murray sie und kramte in ihren Taschen nach dem Schlüssel. »Sie wissen bloß nicht, wo sie ist.«
»Was ist bitte der Unterschied?« Val spürte Melissas besänftigenden Händedruck auf ihrem Arm.
»Ich will bloß sagen, dass es nicht so ist, als wäre sie entführt worden, mehr nicht. Sie haben gesagt, sie hat sich rausgeschlichen, um ihren Freund zu treffen …«
»… der betrunken war …«
»Er hat meinen Sohn angegriffen«, ging Gary dazwischen. Hayden war im Zelt geblieben, um sich auszuruhen und auf Briannes Rückkehr zu warten.
»Verzeihung, aber wollen Sie andeuten, dass der Starbright-Campingplatz in irgendeiner Weise dafür verantwortlich ist?«
»Nein, das wollen wir selbstverständlich nicht andeuten …«
»Wir wollen bloß sagen«, begann Val, und die Worte klebten an ihrer Zunge. »Wir wollten bloß sagen …« Mein Gott, was wollten sie sagen? »Könnten wir bloß bitte Ihr Telefon benutzen, um die Park Ranger anzurufen?«
»Oh«, sagte Carolyn ein wenig milder. »Sicher.« Sie schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vergeblich hin und her. »Das blöde Ding«, fluchte sie. »Das macht es immer.«
Konnte sonst noch irgendwas schiefgehen, fragte Val sich.
Plötzlich schrie Jennifer auf. »Ich hab’s geschafft. Ich bin durchgekommen. Sein Telefon klingelt. Es klingelt tatsächlich … Hallo? Hallo, Henry, bist du das?«
Besser spät als nie, dachte Val und versuchte, den selten geäußerten Nachsatz zu
Weitere Kostenlose Bücher