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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Hinter mir endeten sie ein Stück neben der Zufahrtsstraße vor einem halb zugewachsenen Prellbock.
    Nach einem letzten tiefen Atemzug schlüpfte ich durch das Tor. Die Kette schlug mit einem leisen Däng gegen das Rohr. Eine Sekunde stand ich wie erstarrt und lauschte, doch dann schalt ich mich eine dämliche Gans. Bastien erwartete mich! Es gab keinen Grund, leise zu sein. - Und trotzdem widerstrebte es mir, mich mit dem Lärm eines kleinen Abrisstrupps anzukündigen. Ich rieb meine feuchten Handflächen an meinen Jeans und setzte mich in Bewegung. Zwischen den Pflastersteinen wuchs Gras und das ein oder andere größere Pflanzenbüschel. Auch entlang der Schienen reckte sich das Unkraut, und ich fragte mich unwillkürlich, wann das letzte Mal jemand absichtlich hierhergekommen war, und nicht, weil er sich zwischen den Containern verlaufen hatte. Mit jedem Schritt klopfte mein Herz höher in meiner Kehle. Meine Hände waren noch immer schweißfeucht - und obendrein schon wieder eiskalt. Ich zog meine Jacke enger um mich und schob sie unter meine Achseln, während ich weiterging. Gelegentlich drang das Knarren und Krachen, mit denen auf der anderen Seite des Docks Schiffe und Güterwaggons beladen wurden, bis zu mir. Ansonsten war es - abgesehen von meinen leise knirschenden Schritten - still. Unruhig sah ich mich um. Über mir spannte sich das Skelett eines Portalkrans über die Schienen. Ein altes Silo ragte ein Stück daneben in den Nachthimmel. Zwischen ein paar Containern, denen man selbst im Dunkeln den Rost ansah, konnte ich den Penobscot erkennen. Ich war überrascht, wienah er war. Sein Wasser glänzte ölig. Irgendwo schlug Metall klirrend auf Metall. Die halbe Stunde, die Bastien mir gegeben hatte, war schon lange vorbei. Ich wagte nicht, mir vorzustellen, was er Julien vielleicht bereits alles angetan hatte. »Wie niedlich. Versuchst du dich anzuschleichen?« Mein Schrei war vermutlich bis zum beleuchteten Teil des Docks zu hören, laut genug hallte er zumindest zwischen den Containern und Mauern um uns herum wider. Ich presste die Hand auf denMund, um wenigstens meine panischen Atemzüge zu dämpfen. Hatte ich tatsächlich die Hoffnung, sie vor Bastien verbergen zu können? Großer Gott, was war ich doch für eine dämliche Gans. Er war ebenso ein Lamia wie Julien: ein Raubtier, mit denentsprechend scharfen Sinnen. Ich ließ die Hand sinken und straffte die Schultern, bevor ich mich in die Richtung umdrehte, aus der seine Stimme eben erklungen war.
    Bastien lehnte an dem Stahlskelett des Portalkranes; so weit ich das erkennen konnte, die Hände lässig in den Hosentaschen.
    Ich
    war
    tatsächlich
    an

    ihm
    vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken. Was - oder besser wen - hatteich auf meinem Weg hierher noch alles übersehen?
    »Du hast dich verspätet, monange.«
    »Ich musste
    erst
    noch
    aus
    dem
    Ruthvens
    herauskommen - und mir außerdem ein Auto besorgen.«
    Mein Tonfall war zickiger, als ich beabsichtigt hatte. Dabei hatte ich nur verhindern wollen, dass meine Stimme zitterte.
    »So langsam sehe ich, was Adrien an dir findet.« Er stieß sich von dem Träger ab und schlenderte auf mich zu. »Cathérine fletschte gewöhnlich auch ihre Fänge, anstatt sich zu benehmen, wie es sich für eine junge Frau geziemte. Nun ja, was konnte man bei diesen Brüdern auch anderes erwarten.« Direkt vor mir blieb er stehen, »Und dieser Trottel Raoul hatte genau deswegen einen Narren an ihr gefressen.« Seine Finger strichen über meine Wange abwärts. Ich stieß sie weg.
    »Wo ist er?« Ich würde mich nicht von ihm einschüchtern lassen. Und wenn es ihm doch gelang, würde ich alles tun, damit er es nicht bemerkte.
    »So ungeduldig?« Mit einem leisen Lachen schüttelte er den Kopf. »Erst kommt sie zu spät und dann kann sie es nicht erwarten, ihren Liebsten wiederzusehen.« Den Mund noch immer spöttisch verzogen nickte er an mir vorbei. »Da lang. - Nach dir!«
    Ichwarf ihm noch einen letzten giftigen Blick zu, dann wandte ich mich in die Richtung, in die er gewiesen hartte, und marschierte los. Doch als er mich am Arm fasste, befreite ich mich mit einer brüsken Bewegung.
    » Ichkann alleine gehen.«
    Abermals lachte er. »Ah, bitte vergib mir, man ange. Immerhin bist du ja nach wie vor nur ein kleines Halbblut und deine Sinne sind noch so ... menschlich. Ich wollte nur verhindern, dass du im Dunkeln stolperst und dich am Ende noch irgendwie verletzt.«

    Betont langsam wandte ich mich endgültig zu ihm

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