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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ich mich auf den Sitz zurücksinken. Minutenlang konnte ich nichts anderes tun, als mich aufs Atmen zu konzentrieren. Nur allmählich ließen die Übelkeit und das Gefühl, dass der Raum sich um mich drehte, nach. Für einen weiteren Augenblick blieb ich ruhig sitzen, ehe ich noch einmal aufzustehen versuchte. Diesmal blieb alles, wie es sein sollte. Kein Schwindel, keine Übelkeit. Gott sei Dank. Panisch warf ich einen Blick auf meine Uhr. Mir lief die Zeit davon.
    Ich griff mir meine Jacke - das Handy ließ ich nur widerwillig in die Tasche gleiten - und ging zur Tür. Ob di Uldere wohl jemanden davor postiert hatte? Betont gleichgültig öffnete ich. Der Gang dahinter war leer. Ich stieß ganz langsam die Luft aus und rieb meine plötzlich schweißfeuchten Hände an meiner Jeans. Er vertraute ganz offensichtlich darauf, dass ich mein Versprechen hielt. Ich konnte nur hoffen, dass er verstehen würde, warum ich es brach. Ich zog die Tür hinter mir zu und durchquerte rasch den Gang. Die Gefahr, dass mich jemand bemerkte, war hier bedeutend größer, da sich diese Tür direkt neben der Bar befand.
    Nach einem kurzen Zögern öffnete ich sie einen Spaltbreit. Sofort flutete das Wummern der Bässe zu mir herein. Ich unterdrückte einen Fluch. Durch den Vorhang, der sie auf der anderen Seite verbarg, war mir die Sicht versperrt. Aber vielleicht war das ja auch mein Glück? Ich glitt durch den Spalt in den engen Raum zwischen Vorhang und Tür und zog sie hinter mir wieder zu. Vorsichtig spähte ich an dem schweren Stoff vorbei - keiner sah herüber -, schlüpfte hinter ihm hervor und tauchte im Gewühl der Besucher unter. Erst als ich beinah das Gedränge um die Tanzfläche erreicht hatte, wagte ich es, mich umzudrehen. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Vermutlich achtete man mehr darauf, wer durch diese Tür hineinging. Die junge Frau, die mich und Julien zuvor in di Ulderes Büro geführt hatte, war nirgends zu sehen. Aber Beth konnte ich hinter der Bar auch nicht entdecken. Ob sie bediente? Lieber Himmel, die Chance, sie in diesem Gewimmel und bei der Beleuchtung zu finden, ging gegen null. Dennoch machte ich mich auf die Suche nach ihr. Einen Blick auf meine Uhr zu werfen wagte ich erst gar nicht. Mit klopfendem Herzen schob ich mich zwischen den anderen Gästen hindurch und hielt dabei Ausschau nach Beth; immer darauf bedacht, nicht unvermittelt di Uldere oder der jungen Frau zu begegnen. Das Ruthvens schien noch voller als zuvor, sofern das überhaupt möglich war. Ich biss mir auf die Lippe. Hoffentlich war Beths Schicht nicht schon zu Ende. Immerhin ging es bereits auf Mitternacht zu.
    Endlich entdeckte ich sie, mit einem Tablett leerer Gläser, auf dem Weg zurück zum Tresen.
    »Beth!« Hastig drängelte ich mich zwischen den anderen Gästen hindurch. Wem ich dabei meine Ellbogen in die Rippen stieß, war mir egal. Ebenso wie die Drinks, die ich zum Überschwappen brachte, und die empörten
    »He!«, die darauf folgten.
    »Beth!« Sie musste mich gehört haben, denn sie wandte sich um und ließ den Blick fragend über die Leute wandern. Allerdings bezweifelte ich, dass sie mehr als dunkle Gestalten erkennen konnte. Ich riss den Arm hoch und winkte, doch sie drehte sich wieder um und steuerte weiter auf die Bar zu. Ich stöhnte innerlich und verdoppelte meine Anstrengungen, sie zu erreichen. Die
    »He!« wurden zahlreicher - und wütender.
    Ich erwischte Beth gerade noch am Rand der Menge, ehe sie in den ein wenig helleren Bereich um den Tresen geriet. Beinah hätte ich ihr Tablett zum Absturz gebracht. Der Ärger, mit dem sie sich nach der ersten Schrecksekunde zu mir umsah, wurde zu Überraschung, als sie mich erkannte.
    »Dawn? Was ...«
    »Beth, bitte, kannst du mir deinen Käfer leihen?« Ich fiel direkt mit der Tür ins Haus. Wie viel Zeit mochte inzwischen vergangen sein? Zehn Minuten? Ich konnte es niemals rechtzeitig bis zum Industriedock schaffen.
    »Meinen Käfer, aber ... du bist doch mit Julien gekommen?« Selbst bei diesem Licht konnte ich sehen, dass siedie Stirn runzelte.
    »Der ist schon weg. - Bitte, Beth. Es ist wichtig. Ich bring ihn dir zurück, so schnell ich kann.«
    »Habt ihr euch wieder gestritten?« In ihrem Ton war jetzt eine Mischung aus Besorgnis und Ärger. Letzteres galt definitiv nicht mir.
    »Es ist nicht, was du denkst. Bitte, leih mir einfach deinen Käfer. Ich erklär's dir später, ja?«, flehte ich. Sie musterte mich noch einmal, dann nickte sie. »Ich hol dir den

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