Das Herz Des Daemons
auch noch das letzte bisschen Kavaliersgebaren ab. Nachdem er mir genug Zeit gelassen hatte, mich an seinem so sorgfältig aufgebauten Szenario sattzusehen, schaltete er die beiden grellen Strahler wieder aus. Dabei zerrte er, als er die linke Hand hob, meinen Arm ebenfalls mit. Sofort war der Rest der Halle in Dunkelheit verschwunden. Nur eine trübe Glühbirne, die in einem kleinen Gittergehäuse von einem Stahlträger baumelte, erhellte noch den Bereich vor dem Rolltor.
Sein Trupp ließ mich nach wie vor keine Sekunde aus den Augen. Auch nachdem meine Nase aufgehört hatte zu bluten und Bastien das rot verschmierte Taschentuch über seinem Feuerzeug in Flammen hatte aufgehen lassen. Die Witterung meines Blutes musste doch verlockender sein, als ich bisher angenommen hatte. Wahrscheinlich sollte ich erleichtert sein, dass Bastien seine Leute anscheinend gut genug im Griff hatte, um zu verhindern, dass sie mich zu ihrem verspäteten Mitternachtssnack erklärten.
Aus der Dunkelheit jenseits des Rolltores waren fünf
weitere Männer hinzugekommen. Nur zwei vonihnen wiesen die für Lamia so bezeichnende Schönheit auf. Wie der Rest von Bastiens Vampir-Entourage Bezogen sie auf ein kurzes Nicken hin in einigem Abstand zu Adrien und der jungen Frau Posten bei oder auf dem teilweise
mannshoch
aufgestapelten
Frachtgut
-
Holzkisten, mit Folie verpackte Pappkartons und Säcke, Metallfässer oder aufeinandergetürmte Holzpaletten. Einer der Lamia, ein dunkelhaariger Mann mit südländischem Aussehen, lehnte sich mit der Schulter nachlässig
an
einen
der
senkrecht
stehenden
Stahlträger, die zwischen dem Frachtgut aufragten und zusammen mit einem Netz aus waagerechten Streben - von denen an einigen Stellen Ketten und Seilwinden herabhingen - das Dach trugen, und kontrollierte in aller Seelenruhe noch einmal sein Gewehr. Der zweite machte es sich auf dem Sitz eines Gabelstaplers bequem.
Bastien hatte meine Hand gepackt und wollte mich zwischen Adrien und der jungen Frau hindurch zu zwei massiven Holzkisten schleppen. Trotz und hilflose Wut wallten in mir auf. Ich stemmte mich gegen ihn. »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass du damit durchkommst?« Ein Ruck vorwärts. Ich taumelte zwei Schritte hinter ihm her, dann sträubte ich mich erneut, kaum dass ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
»Hast du vergessen, mit wem ich verwandt bin? Sie reißen dich in Stücke!« Ich zerrte an seinem Griff. »Hörst du mich, du Idiot?« Bastion runzelte unwillig die Stirn.
»Vlad allein macht Hackfleisch aus dir. VonRadu und Mircea ganz zu schweigen.« Ich stemmte mich weiter gegen seine Hand. »Wie blöd muss man eigentlich sein, sich mit den Basarabs anzulegen? Selbst dir hätte ich mehr Hirn zugetraut. Und glaub nicht, nur weil du der Adoptivsohn des Fürsten von Marseille bist ... Ahhh!« Ein neuerlicher Ruck holte mich von denBeinen. Schmerzhaft landete ich auf denKnien, und noch bevor ich mich aufrappeln konnte, schleifte Bastien mich vollkommen ungerührt hinter sich her über denBoden. Ich hing an seiner Hand wie ein Fisch am Haken. Mit dem Unterschied, dass ich nicht nur zappelte, sondern auch aus voller Kehle kreischte.
Kaum blieb er stehen, schoss ich wieder auf die Füße. Von den Jutesäcken, die hinter den Kisten auf Paletten mehr als schulterhoch aufgeschichtet waren, stahl sich der Geruch von Kaffee herüber.
»Damit kommst du nicht durch«, fauchte ich noch einmal.
»Hinsetzen!« Bastien wies auf den kalten Beton.
Ich machte zischend einen Schritt zurück. Wofür hielt er mich? Seinen Hund? »Und so was wie du war mal mit Julien und Adrien befreundet? Waren die beiden damals auf Drogen oder was?« Ein Ruck an meinem Arm ließ
mich stolpern.
»Mach schon!« Knurrend versuchte er mich auf die Knie zu drücken.
Ich schlug seine Hand weg. »Rühr mich nicht an!«
In der nächsten Sekunde hatte er mir den Arm auf den Rücken verdreht, mich an den Haaren gepackt und mir den Kopf so weit in den Nacken gezogen, dass es wehtat.
»Mach, was ich dir sage, oder du wirst es bereuen, mon ange.«
Ich keuchte in seinem Griff. »Wenn du so blöd bist, mir irgendwas anzutun, wirst du es bereuen. Ob es dir passt oder nicht: Ich bin die Princessa Strigoja. Die Fürsten haben mich anerkannt.«
»Oh, wer sagt denn, dass ich dir etwas antue, mon ange?« Sein Atem streifte die empfindliche Stelle direkt unter meinem Ohr. »Es macht doch viel mehr Spaß, wenn Adrien für deine Widerspenstigkeit
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