Das Herz Des Daemons
vergessen. Kommt aber gleich nach.« Wie leicht mir so etwas neuerdings von den Lippen ging. Anscheinend bekam ich allmählich Übung darin - selbst wenn es darum ging, meine beste Freundin zu belügen. Erneut schaute ich zur Tür. Von meinem Platz aus brauchte ich nicht mehr zu tun, als den Kopf ein wenig zu heben. Mir gegenüber runzelte Susan die Stirn.
»Du bist aber nicht plötzlich Vegetarierin geworden, oder?«, erkundigte sie sich unüberhörbar skeptisch und wies mit ihrem Messer auf meinen Teller.
Ich rang mir ein Lächeln ah. »Keine Sorge. Ich wollte nur mal testen, wie das Zeug schmeckt.«
»In der Schulkantine?« Susan riss entsetzt die Augen auf. »Glaub mir, Dawn, das ist absolut der falsche Ort für derartige Geschmackstests.« Gebannt verfolgte sie, wie ich meine Gabel in den Grünkernburger senkte und ein Stück in den Mund schob. Ich kaute - noch immer von ihr beobachtet,
als
wäre
ich
ein
hochinteressantes
Experiment -, kaute ... kaute ... und würgte den Brocken hinunter. »Und?«
Schulterzuckend schob ich mein Tablett ein Stuck zu ihr hin. »Möchtest du probieren?« Meiner Meinung nach war das Zeug ungenießbar. Aber es sollte Menschen geben, die so etwas mochten. Vielleicht gehörte Susan ja dazu? Doch sie zOG die Nase kraus.
»Bestimmt nicht! Hanke! Alles deins!«
Nein, alles fürs Geschirrband. Ich seufzte innerlich, pickte nur eine Pommes heraus und knabberte lustlos daran.
»Zeig mal.« Ron beugte sich an Beth vorbei und grub vollkommen skrupellos seine Gabel in den Burger. Unter unseren Blicken kaute er, runzelte die Stirn und schluckte schließlich. Er betrachtete mich und meinen Teller nachdenklich. »Kann es sein, dass du das nicht mehr, magst?«, wollte er dann wissen. Nicht nur mir fiel die Kinnlade herunter. Allerdings ... wenn es darum ging, Essen loszuwerden, war ich nicht wählerisch. »Bedien dich!« Ich wollte ihm mein ganzes Tablett zuschieben, doch Beth verhinderte es.
»Wie kann man nur so verfressen sein? Lass Dawn wenigstens die Pommes!«, schalt sie.
Schönen Dank auch, Beth! Ron schaute tatsächlich geknickt drein und beschränkte sich dann darauf, den Grünkernburger auf seine Gabel zu spießen und auf seinen eigenen Teller zu transportieren. Na ja, zumindest war mein Plan zum Teil aufgegangen. Ich nahm mir eine weitere Pommes und biss ein Stück davon ab.
»Gehst du heute Abend mit ins Ruthvens?« Susan trank einen Schluck Limo. »Wir wollten uns um acht dort treffen.«
Bei der Erinnerung daran, was Beim letzten Mal passiert war, als ich mich mit Susan und dem Rest der Clique im Ruthvens hatte treffen wollen, zog ich unwillkürlich die Schultern hoch. Offenbar entging das den anderen nicht.
»Natürlich mit Julien«, schob Susan hastig nach. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Damals - bei ihrer Geburtstagsparty - hatte sie ihn nämlich ausdrücklich nicht dabeihaben wollen. Als Resultat war ich an jenem Abend von einer Gruppe Typen stattdessen auf dem Abbruchgelände in der Nähe des Klubs herumgehetzt worden. Das glaubten zumindest meine Freunde. Die Wahrheit sah ein klein wenig anders aus. Nicht dass ich vorhatte, sie ihnen zu offenbaren
und
damit
ihre
Todesurteile
zu
unterschreiben.
»Ich frag ihn. Vielleicht hat er ja Lust.« An ihr vorbei sah ich zur Tür der Cafeteria. Inzwischen war das eine verdammt lange Viertelstunde. An der Essensausgabe nahm Tyler sich gerade ein Tablett vom Stapel und reihte sich in die Schlange ein.
»Wir müssen uns auch unbedingt mal wieder zu einem DVD-Abend treffen. Oder zu einer Runde Scharade.«
Beth lehnte sich kichernd auf ihrem Stuhl zurück. »O
ja, Scharade. - Nicht böse sein, Dawn, aber ich würde Julien zu gerne mal beim Scharadespielen erleben.«
Irritiert loste ich den Blick von der Tür und schaute sie an. »Ich werd ihn fragen, ob er mal Lust dazu hat.«
Die Stirn gerunzelt beugte Susan sich über den Tisch.
»Du bestimmst aber schon noch selbst über dein Leben - ich meine, zumindest ob du etwas mit deinen Freunden unternehmen willst, oder? Sei mal ehrlich, Julien lässt dich ja keine Sekunde aus den Augen, wenn er es irgendwie vermeiden kann. Ihr wohnt zusammen in einem Haus ... Ich finde ... das ist schon irgendwie ziemlich ... na ja, strange.«
Ich sah mit einer Mischung aus Frustration und Ärger zu ihr hinüber. Wenn sie gewusst hätte, wie strange mein Leben war, seit ich mit Julien zusammen war, hätte sie eventuell darüber nachgedacht, die netten Herren in
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