Das Herz Des Daemons
trug. Mein Puls hämmerte plötzlich viel schneller. Ein Wimmern kroch in meinem Inneren empor, als die Erinnerungen an Samuel hochkamen und das, was er getan hatte. Doch das hier war Julien! Nicht Samuel! Julien! Sein Atem schlug gegen meine Haut. Wieder ein Knurren - das in einem Stöhnen endete. Von einer Sekunde zur anderen war mehr als eine Armlänge Distanz zwischen uns. Und Julien wich weiter zurück, kopfschüttelnd, keuchend, warf sich herum und stürzte davon. Die Toilettentür knallte.
»Julien!« Irgendwie hatte ich nicht genug Luft, um seinen Namen zu schreien. Ich stieß mich von der Mauer in meinem Rücken ab und lief ihm nach. Im ersten Moment waren meine Knie so weich, dass meine Beine nur kaum gehorchen wollten. Draußen stolperte ich fast in Beth, Susan, Tyler und Ron hinein. Und Neil. Sowie einige andere, die sich das Schauspiel offenbar nicht entgehen lassen wollten. Ich drängte mich blindlings an ihnen vorbei und hastete hinter Julien her. Als ich die Türen des Haupteingangs aufstieß, röhrte der Motor der Vette auf. Im nächsten Moment schoss sie rückwärts aus der Lücke, in der Julien sie heute Morgen abgestellt hatte, und gleich darauf mit quietschenden Reifen vom Parkplatz auf die Straße. Hupen heulten mehrstimmig. Bremsen kreischten.
Zu spät! Keuchend blieb ich auf dem Treppenabsatz stehen. Hatte ich mir tatsächlich eingebildet, ihn einholen zu können?
»O Julien ...« Ich presste die Hand in die Seite, wo sich schon wieder bei jedem Atemzug ein Stechen hineinwühlte. Was hatten die Arzte gesagt, als sie mich aus dem Krankenhaus entlassen hatten? Ich solle mich noch mindestens zwei Wochen schonen? - Dazu war ich entschieden mit dem falschen Jungen zusammen.
»Shit, habt ihr das Klo gesehen?« - »Total demoliert.« -
»DuCraine ist vollkommen durchgeknallt.« - »Dafür fliegt er ! «, hörte ich unsere Gaffer hinter mir. Auf dem Absatz sammelte sich ein kleiner Menschenauflauf.
»Wenn er bis zur letzten Stunde nicht wieder da ist, kann ich dich heimfahren.«
Hätte ein anderer mir dieses Angebot gemacht, hätte ich es vielleicht angenommen. Und hätte Neals Stimme auch nur ein winziges bisschen bedauernd geklungen, hätte ich es möglicherweise sogar in Erwägung gezogen, ihm irgendwann in einer Million Jahren zu verzeihen - aber sein Ton war einfach nur widerlich selbstzufrieden.
Ich drehte mich zu ihm um. »Aber ansonsten ist noch alles gesund?«, zischte ich. Lieber würde ich auf allen vieren nach Hause kriechen, als zu ihm ins Auto zu steigen. »Was hast du zu Julien gesagt?«
»Dass er für dich nicht gut genug ist.«
»Was noch?« Dieser Meinung war Neal vom ersten Moment an gewesen und Julien wusste das. Da musste noch mehr passiert sein, um Julien so die Kontrolle verlieren zu lassen. »Was! Noch!«
Neal schob das Kinn vor. »Frag ihn doch selbst!
Wegsperren sollte man diesen Irren. Was weiß denn ich, warum dein bescheuerter Freund so ausgetickt ist? Aber vielleicht braucht so ein Freak wie er ja auch gar keinen Grund, um komplett durchzudrehen und einem an die Gurgel zu gehen.«
»Du verdammter Idiot. Du hast ja keine Ahnung ...« - wie nah Julien tatsächlich davor gewesen sein musste, genau das zu tun, wenn er wahrhaftig diese Worte benutzt hatte. Und vermutlich auf eine ganz andere Art, als Neal es erwartet hätte. Ich widerstand nur mit Mühe dem Drang, ihm die Hände gegen die Brust zu stoßen.
»Lass Julien und mich einfach in Ruhe, okay! Bleib mir vom Leib und sprich mich - oder meinen Freund - nie wieder an.« Ich ließ ihn stehen, schob mich zwischen den anderen hindurch und marschierte ins Gebäude zurück. Und wie schon die ganzen letzten Tage folgten mir auch heute die Blicke der anderen. Ich hasste es, aber ich würde den Teufel tun und ihnen das zeigen. Auf der Hälfte des Korridors zu den Spinden kam mir Mr Arrons mit hochrotem Kopf entgegen. »Wo ist Ihr Freund, Ms Warden?«, blaffte er mich an.
Wenn ich das gewusst hätte, wäre mir selbst auch bedeutend wohler gewesen.
Eine
Antwort
hatte
unser
Schulleiter
aber
offensichtlich gar nicht erwartet, zumindest gab er mir nicht die Chance, zu einer anzusetzen, ehe er schon die nächste Salve abfeuerte.
»Sagen Sie ihm, er hat Zeit bis morgen Mittag, ein Uhr, sich in meinem Büro einzufinden und sich den Konsequenzen seiner ... Zerstörungswut zu stellen. Und ich würde ihm raten, mich nach der Geschichte eben und der von heute Morgen besser wirklich davon zu überzeugen, dass so etwas
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