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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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allein zu lassen, verzweifelt - und bisher erfolglos - suchte. Und wenn es nur den Hauch der Gefahr gab, dass irgendjemand an mich heranzukommen versuchte, würde er es noch weniger wagen, mich allein zu lassen. Aber wenn jetzt vielleicht auch andere - wie der ominöse Ferrarifahrer - nach ihm suchten, war es umso wichtiger, dass Julien seinen Bruder zuerst aufspürte. Mit einer brüsken Bewegung fuhr Julien sich mit der Hand durchs Haar. »Was auch immer dahintersteckt: Spekulationen bringen uns nichts. Für heute sind ihre Pläne wohl zumindest nicht aufgegangen. Und für die Zukunft sind wir gewarnt.« Er zog mich von der Steinbank hoch. »Du solltest in Spanisch zurückgehen, bevor du noch mehr Ärger bekommst.«
    »Und du?« Auch wenn von einem Moment auf den anderen jegliche Anspannung von ihm abgefallen zu sein schien, wusste ich doch, dass dem nicht so war. Er war lediglich ein Meister darin, es mich nicht merken zu lassen, wenn er sich Sorgen machte.
    »Ich war auf dem Weg, das hier«, er raschelte mit dem Crystal,
    »in
    der
    Chemiesammlung
    den
    Ausguss
    hinunterzuspülen, als ich dich zum Haupteingang rennen hörte. - Lass uns wieder reingehen. Ich komme in Spanisch nach, sobald ich das Zeug entsorgt habe.«
    Die Finger ineinander verschränkt, stiegen wir Hand in Hand die Treppe zum Haupteingang wieder hinauf. Der
    Plastikbeutel
    war
    in
    Juliens
    Jackentasche
    verschwunden. Als wir von der Sonne in den Schatten des Gebäudes traten, merkte ich, wie er sich noch etwas mehr entspannte.
    Erst als wir uns an dem Gang, der in den naturwissenschaftlichen Bereich führte, mit einem flüchtigen Kuss trennten, gab er meine Hand frei und ich hastete in Spanisch zurück.
    Wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, empfing Mr Javarez mich mit einem ungnädigen Kommentar. Seine Miene wurde auch nicht freundlicher, als ich etwas davon murmelte, mir sei schlecht geworden, und auf meinen Platz schlich. Meine Tasche lag noch immer auf dem Tisch. Obenauf prangte meine Spanischarbeit: eine Zwei minus.
    Als sich die Tür einige Zeit später erneut öffnete und Julien hereinkam, legte sich jäh vollkommene Stille über den Saal. Die ganze Klasse gaffte ihn fassungslos an. Mit einer beinah verächtlich wirkenden Bewegung schob er die dunkle Brille zurecht, ehe er gelassen zwischen den Tischen hindurchging, seinen Rucksack auf den Boden fallen ließ und mit der ihm eigenen nachlässigen Eleganz auf seinen Stuhl sank. Selbst Mr Javarez wirkte für einen sehr langen Augenblick verblüfft, fing sich dann aber wieder und zerrte eine weitere Arbeit unter seinen Unterlagen hervor.
    »Supongo que esta nota debe ser un error suyo, Señor DuCraine, ¿verdad?« Er ließ die Blätter vor Julien auf den Tisch segeln.
    Ich drehte mich auf meinem Stuhl um. Auch die anderen um ihn herum reckten die Hälse. Jemand schnappte nach Luft.
    Julien warf nur einen kurzen Blick auf die grüne Eins im oberen Eck der Seite, dann stopfte er die Arbeit achtlos zu seinen anderen Sachen. »Sie haben recht. Ein absolutes Versehen. Kommt nicht wieder vor.«
    Ich verdrehte innerlich die Augen. Julien sprach nicht nur
    fließend
    Spanisch,
    sondern
    auch
    Deutsch,
    Italienisch, Russisch und Tschechisch - neben seiner eigentlichen Muttersprache Französisch und jener anderen Sprache, die nur Lamia und Vampire beherrschten. Trotzdem waren seine Noten bisher verheerend schlecht gewesen. Was Hausaufgaben anging, hatte er nur den geringstnötigen Aufwand betrieben, um nicht direkt wieder von der Montgomery zu fliegen. Wozu auch? Immerhin hatte er bereits einen Abschluss in Mathematik und einen in Physik von zwei der
    angesehensten
    europäischen
    Universitäten
    vorzuweisen - zusammen mit einem in Musik von einem berühmten österreichischen Konservatorium. Zudem hatte er ursprünglich nichts anderes vorgehabt, als seinen verschwundenen Bruder zu finden und ganz nebenbei dessen Auftrag zu Ende zu führen, um die Ehre seiner Familie zu bewahren: das Mädchen aufspüren das die nächste Princessa Strigoja werden konnte, und es töten. Als er herausgefunden hatte, dass ich dieses Mädchen war, war es bereits zu spät gewesen. Ich hatte sein Herz gestohlen und er brachte es nicht mehr über sich, den Auftrag der Fürsten auszuführen.
    Erst seit feststand, dass er bei mir bleiben würde, tat er für die Schule gerade so viel, um zusammen mit mir versetzt zu werden, damit wir im Abschlussjahr die gleichen Kurse belegen konnten.
    Dass das Schrillen der Schulglocke das

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