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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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den weißen Kitteln mit diesen ganz gewissen Jacken zu rufen - oder vielleicht besser gleich einen Exorzisten.
    »Keine Sorge. Ich treffe meine Entscheidungen schon selbst. Und ich kann tun und lassen, was ich will. Er sperrt mich zu Hause nicht irgendwie in einen Käfig oder so.« Mein Ton verriet Susan offenbar, dass sie gerade gefährlich
    am
    Rand
    eines
    riesigen
    Fettnapfes
    entlangbalancierte. So wie ich es beabsichtigt hatte.
    »Wenn du mich fragst, würde ich ihm genau das zutrauen.«
    Ich fuhr herum. Hinter mir stand Neal und drückte sich ein Taschentuch gegen die Lippe. Es war rot. Das konnte nur eins bedeuten ... O großer Gott! Auch die anderen sahen geschockt auf. Die Füße meines Stuhls kreischten über den Boden.
    »Was ist passiert? Wo ist Julien?« Ich war schneller auf den Beinen, als er zurückweichen konnte.
    »Dein Freund ist ein Freak, Dawn.«
    »Und du ein Idiot, Neal! - Wo ist er?«, fuhr ich ihn an. Er maß mich mit zusammengekniffenen Augen und ich ballte die Fäuste, während ich gleichzeitig einen Schritt auf ihn zumachte. Endlich wies er mit dem Kinn zur Cafeteriatür. »Im Jungsklo am Hauptkorridor. Als ich ihn zuletzt gesehen hab, meinte er, ich solle mich verziehen, ehe er mir an die Kehle geht .« Er schnaubte. Grob schob ich ihn weg, stieß dabei einem Jungen, der gerade hinter Neal vorbeiging, das Tablett aus den Händen, das krachend auf den Boden schlug und seine Last überallhin verspritzte. Ich drängelte mich durch die übrigen Schüler in der Cafeteria und rannte in den Korridor.
    »Dein Freund ist komplett irre!«, rief Neal mir nach, als wolle er sicherstellen, dass es auch ja die gesamte Schule mitbekam. Verdammter Idiot! Und so etwas hatte ich mal für einen Freund gehalten.
    Ich erreichte das Jungsklo in Rekordzeit, riss die Tür auf und sah mir selbst aus einem gesprungenen Spiegel entgegen. Der scharfe Geruch ließ mich beinah einen Schritt zurückweichen. Wie in drei Teufels Namen hatte Neal Julien hier reingekriegt? Jenseits der Mauer, die die Waschbecken von den Toiletten und Urinalen trennte, krachte es. Mein Herz klopfte hart, als ich mich dem Durchgang näherte und in den bis in Augenhöhe gefliesten Raum
    dahinter
    spähte.
    Ein
    umgeworfener
    Plastikmülleimer. Gebrauchte Papierhandtücher lagen über den
    Boden
    verteilt,
    als
    wäre
    ein
    Wirbelsturm
    hindurchgefahren. Zwei demolierte Toilettentüren. Eine war in der Mute durchgebrochen, die Einzelteile hingen nur noch in ihren Angeln. Die zweite ragte verkantet aus ihrem Rahmen. Von einem der Urinale war ein Stück Rand abgebrochen. Julien stand einen knappen halben Meter vor der Wand direkt neben dem Durchgang. Mehr als ein gutes Dutzend Fliesen war zerschlagen. Die in seiner direkten Nähe hatten rote Schmieren. Jeder seiner Atemzüge war ein Zischen.
    »Julien?«, sagte ich leise und vorsichtig.
    Ganz langsam drehte er mir den Kopf zu. Aus seiner Kehle kam ein Knurren. Er fletschte die Zähne. Ich musste seine Augen nicht sehen, um zu wissen, dass sie tiefschwarz waren. Ein kleiner Teil von mir fragte sich, ob er mich überhaupt erkannte. Wieder ein Knurren. Erst jetzt wurde mir klar, dass es kaum verständliche Worte waren, rau und guttural. »Hau! Ab!«
    »Julien, ich ..«
    Er bewegte sich so schnell, dass ich unwillkürlich einen Schrei ausstieß. Plötzlich war ich zwischen ihm und dem Rahmen des Durchgangs gefangen. Seine Zähne waren unübersehbar viel zu lang für einen Menschen. Ich presste mich gegen die schmale Mauer und versuchte das Zittern in meinem Inneren zu beherrschen. Er stemmte eine Hand über meinem Kopf gegen die Fliesen. An seinen Knöcheln hing Blut, zu viel, um nur von Neals Lippe zu sein. Die andere schloss sich um meine Kehle. Ich schluckte und bog den Kopf zurück, so weit ich konnte. Seine Oberlippe hob sich, er öffnete den Mund ein wenig. Wieder ein Knurren. Diesmal keine Worte.
    »Julien ...« Ganz langsam legte ich die Hände auf seinen Rücken, schob sie aufwärts Richtung Schultern. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Behutsam verstärkte ich den Druck, zog ihn an mich heran, sagte seinen Namen. »Julien DuCranier.« Nicht das englische
    »Julien DuCraine«, unter dem ihn hier alle kannten, sondern die französische Variante. So wie er eigentlich hieß. Das Knurren wurde zu einem Zischen. Ich sprach seinen Namen noch einmal aus. Leise, sanft. Unter meinen Händen spannte sein Körper sich. Seine Zähne streiften meine Kehle. Direkt über dem Verband, den ich immer noch

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