Das Herz Des Daemons
Fesseln und war schon halb auf den Beinen, als Bastiens »ah-ah-ah«
ihn stoppte. Philip hatte erschrocken von Adrien abgelassen und machte einen Schritt von ihm weg. An seinem Mund hing Blut.
»Bleib, wo du bist.« Bastien war zurückgetreten und legte nun der jungen Frau Adrien gegenüber die Hand auf ein Bein. Die Berührung entlockte ihr ein ängstliches Schluchzen. »Das sterbliche Flittchen mag dir nichts bedeuten, aber deinem Bruder anscheinend schon. - Bleib dort auf den Knien und ihr geschieht nichts, verstanden?«
Für eine halbe Sekunde zuckte Juliens Blick von ihr zu Adrien, dann sank er widerstrebend auf den Boden zurück; die Fänge noch immer deutlich sichtbar.
Bastien nickte. »Schön. Und jetzt noch einmal: das Blut. Wo ist es?«
»Nachdem ich es dem Rat bei der Befragung nicht gesagt habe, glaubst du, ich sage es dir?« Julien betrachtete ihn eisig. »Du dürftest die Zusammenhänge noch nicht einmal kennen. Gérard hat sein eigenes Todesurteil ausgesprochen, indem er dir davon erzählt hat.«
»Und wer wird es dem Rat sagen? Du? Adrien?«
Bastien wies mit dem Kopf auf mich. »Der kleine Engel hier? - Ich glaube nicht.«
Hatte ich tatsächlich gehofft, aus alldem lebend herauszukommen? Auch wenn ich es mir selbst nicht eingestanden hatte, war es einem kleinen Teil von mir von Anfang an doch klar gewesen: Wenn wir für Bastien - oder Gérard - nicht mehr von Nutzen waren, würden wir alle sterben. Egal wer hier wer war. Titel zählten dann nicht mehr. Falls ich dafür wahrhaftig noch weitere Beweise brauchte, war ich ein größeres Schaf, als ich jemals selbst angenommen hatte. Ach, Julien, warum bist du nicht einfach weggeblieben?
»Sicher?«
»Sicher, mon ami.« Bastien bedeutete Philip erneut, hinter Adrien zu treten. »Also?«
»Sag mir, warum ich das Legat meines Vaters verraten sollte. Abgesehen davon, dass du deine kleine Ratte von meinem Bruder trinken lässt. - Und was dein süßer Engel damit zu tun hat!«
»Du weißt, was man über das Blut sagt. Du kennst die Legenden. Und über die Jahrhunderte ist das Blut der ältesten und edelsten Linien schwach geworden. Gerard ist ...«
Das Auflachen, mit dem Julien ihn unterbrach, war kalt und hart. »Jetzt versteh ich. Gérard hat die Krankheit. - Den Grund dafür, Bastien, nennt man Inzucht. Das beste und edelste Blut, so verrottet es auch sein mochte, war ihnen ja stets gerade ...«
Bastien zeigte ihm knurrend seine Fänge. »Es ist deine Pflicht...«
»Pflicht?«, fauchend fletschte Julien seine eigenen.
»Es wäre ihre Pflicht gewesen, uns in Marseille gegen die Nazis beizustehen. Wo waren sie da?« Er stieß ein böses Schnauben aus. Die Wunde an seinem Hals blutete noch immer. »O nein, wieder geradezubiegen, was dieser Klüngel an reaktionären Idioten mit ihrer Borniertheit und ihrer Arroganz über Generationen hinweg ruiniert hat, ist ganz sicher nicht meine Pflicht. «
Er spuckte die letzten Worte regelrecht aus.
»Ich werde mit dir nicht darüber diskutieren, mon ami.« Bastien nickte Philip erneut zu. »Wo ist das Blut?«
Dieses Mal schrie Adrien auf. Ich zuckte unwillkürlich zurück.
»Bitte ...« meine Stimme versagte. Der dumpfe Schrei war zu einem Keuchen geworden. Adrien kämpfte dagegen an, in die Knie zu gehen. Das Seil bewegte sich kaum merklich in seinen Rollen.
Julien zischte, als hätte Philip seine Zähne in ihn geschlagen. »Was zum Teufel hat dein süßer Engel damit zu tun? Warum ist Gérard plötzlich so an ihr interessiert?«
Bastiens Blick war schmal geworden. Ohne Julien aus den Augen zu lassen, kam er herüber und zerrte mich am Handgelenk so grob aus den Armen des anderen Lamia, dass ich gegen ihn stolperte. »Dafür, dass der kleine Engel dir nichts bedeutet, interessierst du dich sehr für sie, findest du nicht, mon ami?« Ich konnte nicht verhindern, dass er mich wieder rücklings gegen seine Brust presste. Mit einer Geste rief er Philip zurück. Adrien stieß ein Ächzen aus, rang für eine Sekunde um sein Gleichgewicht und stand dann wieder aufrecht. Schwer atmend. Das Messer war erneut in Bastiens Hand erschienen und drückte sich abermals gegen meine Kehle. »Kann es sein, dass du mir etwas vorgemacht hast?«
Julien stieß einen Laut aus, der wohl ein spöttisches Lachen sein sollte, aber zu einem Knurren misslang.
»Glaub, was du willst.«
»Dann kannst du mir ja sagen, warum du dich so für sie interessierst, mon ami.«
Nur aus dem Augenwinkel sah ich, wie Bastien die Stirn
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