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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sollte.
    Etwas krachte mit Wucht gegen die andere Seite des Stahlpfeilers. Er zog meinen Kopf fester an seine Brust.
    »Schau nicht hin!« So wie er die Arme um mich schlang, wollte er auch nicht, dass ich hin hörte . Doch die Geräusche waren einfach zu laut: Krachen, Klatschen, Fauchen, Knurren, Grunzen und Stöhnen. Sie waren schon die ganze Zeit irgendwie im Hintergrund gewesen. Ich hatte sie nur nicht wirklich wahrgenommen. Dann auf einmal: eine fast erlösende Stille.
    Julien hielt mich weiter an sich gedrückt. Die Wange auf meinem Haar. Eine Hand beruhigend auf meinem Rücken. Auch als Schritte auf uns zukamen, rührte er sich nicht. Wieder Stille. Dann ein Räuspern. Ein kleines Stück rechts von uns. Erst jetzt hob er den Kopf. Ich sah ebenfalls auf. Adrien stand einen knappen Meter von uns entfernt und blickte auf uns herab. Eben wischte er sich mit dem Daumen etwas aus dem Mundwinkel. Irgendwie hatte ich nicht wirklich daran gezweifelt, dass es seine Schritte waren, die sich uns näherten, und doch war ich erleichtert, ihn dort stehen zu sehen.
    Sie hatten das alles so geplant. Ganz genau so. Sie hatten Bastien abgefangen und dann an einen Ort getrieben, an dem Julien mit mir in Deckung gehen konnte, während Adrien mit ihm abrechnete. Und Adrien hatte mit Absicht vorgegeben, der »Schwächere« zu sein. - Bastien hatte eigentlich nie eine Chance gehabt, denn im Gegensatz zu ihnen war er kein Vourdranj. Doch vielleicht war ihm das bereits in dem Moment klar gewesen, als Julien vor uns aufgetaucht war.
    Julien hielt mich noch immer an sich gedrückt, aber ich konnte spüren, dass sich an seinem Griff, seiner ganzen Haltung etwas verändert hatte. Er konnte sich nicht dazu durchringen, mich loszulassen, obwohl er doch endlich seinen Bruder umarmen wollte. Ich gab ihm einen kleinen Schubs. Und noch einen, als er weiterhin zögerte.
    Diesmal stand er auf, langsam, stockend, machte einen Schritt auf Adrien zu, noch einen. Auch Adrien bewegte sich. Gleich darauf lagen sie sich in den Armen. Einen Moment lang hielten sie sich aneinander fest, dann bewegten sie sich nahezu gleichzeitig, zuckten fast ebenso gleichzeitig vor Schmerz zusammen und ließen einander sichtlich widerstrebend los. Sekundenlang standen sie einfach nur da. Bis sie zu grinsen begannen. Und sich in einer Mischung aus Lachen und Stöhnen erneut in die Arme fielen. Plötzlich kam ich mir irgendwie fehl am Platz vor. Auch als sie sich endlich wieder voneinander losten und der eine den anderen kritisch musterte.
    Adrien sprach schließlich zuerst. Er hatte Julien am Kinn ergriffen und seinen Kopf zur Seite gedreht, um die Bisswunde an seinem Hals zu begutachten. »Du siehst erbärmlich aus, Kleiner«, kommentierte er nach einem weiteren Augenblick.
    Julien streifte seine Hand mit einem Schnauben ab.
    »Das sagt der Richtige. Schau dich mal an! - Warum hast du dich nicht gemeldet? Ich war kurz davor ...« Er hob die Hand, um sich mit den Fingern durchs Haar zu fahren, zuckte mitten in der Bewegung zusammen und ließ den Arm mit einem Kopfschütteln wieder sinken.
    »Keine Ahnung. Kurz davor, durchzudrehen.«
    Adrien zog ihn noch einmal an sich. »Ich bin wieder da. Den Rest erzähl ich dir später in Ruhe.« Seine Stimme klang gepresst. »Es war richtig, dass du nichts gesagt hast. Du musst Papas Legat bewahren. Egal um welchen Preis. Es ist das Einzige, was uns geblieben ist.« Die Art, wie er die Hand in Juliens Nacken legte und dessen Stirn an seine Schulter lehnte, hatte etwas seltsam ... Väterliches. Juliens Nicken war nur die Andeutung einer Bewegung. Auch Adrien nickte, dann sah er mich über seinen Zwillingsbruder hinweg sekundenlang an, ehe er seine Aufmerksamkeit mit einem »Musst du trinken?« wieder ihm zuwandte und zurücktrat. Erneut wanderte sein Blick abschätzend über Julien. Der schüttelte denKopf. »Nicht unbedingt. Du?«
    Um Adriens Mund zuckte es. Er schaute fast spöttisch hinter sich, wo Bastien liegen musste. »Nein.« Von Neuem sah er dann zu mir. Julien räusperte sich und winkte mich heran. Es brauchte seine Hand um meine, um
    mich
    näher
    als
    einen
    zögernden
    Schritt
    heranzuholen. »Dawn, mein Bruder Adrien. - Adrien, das ist ...«
    »... Dawn Warden. Die inzwischen von den Fürsten anerkannte Princessa Strigoja. Ich weiß«, ließ der ihn nicht ausreden. Ohne die Augen von mir zu nehmen, rieb er sich mit den Fingerspitzen die Stirn, als habe er plötzlich Kopfschmerzen. Sie waren noch immer schwarz. So wie

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