Das Herz Des Daemons
bis ihre Lider flatterten, zufielen und sie in sich zusammensank. Von einem Atemzug zum nächsten lag sie in tiefem Schlaf. Adrien fing sie auf. Dann streckte er mit einem fordernden Fingerschnippen Julien eine Hand entgegen.
Auch ohne Worte schien der genau zu wissen, was Adrien wollte. »Den Dolch bitte, lieber Julien. - Aber gerne doch, lieber Adrien. - Danke, lieber Julien«, spöttelte er, zog die Klinge aus der Scheide an seinem Bein und reichte sieseinem Bruder.
»Du bist noch immer der gleiche Kindskopf wie früher, lieber Julien«, gab Adrien im gleichen Ton zurück.
»Dubai hat daran keinen Deut geändert.«
Sacht drehte er Kathleen noch ein Stück weiter zu sich, durchtrennte vorsichtig das Klebeband an ihren Handgelenken und gab Julien die Waffe zurück, bevor er sieendgültig von ihren Fesseln befreite. Dann sah er auf. Er und Julien schienen sich wortlos zu verstehen.
»Die Vette steht nur ein paar Hallen weiter. Ich bringe die Mädchen zum Anwesen, dann komme ich wieder und helfe dir, die Reste hier zu beseitigen.«
» Meine Corvette?« Adrien stand, mit Kathleen in den Armen, ein wenig umständlich auf.
»Sie hat nicht einen Kratzer«, versicherte Julien ihm, während er mich losließ und den schlaffen Körper der jungen Frau von seinem Bruder übernahm.
»Gut für dich. Was hast du mit deiner Maschine gemacht?«
»Komplizierte Geschichte.«
»Lass ihr ein bisschen Zeit, bevor du sie wieder aufweckst.-Scheint so, als würde uns die Nacht nicht lang werden, wenn du wieder da bist.«
»Scheint so.« Julien nahm seine Last höher auf die Arme. Fürsorglich breitete Adrien den Mantel, dener vom Boden aufgehoben hatte, wieder über sie. Die Zwillinge nickten einander noch einmal zu, dann machte Julien sich mit mir und Kathleen auf den Weg zur Vette. Ich ging schweigend neben ihm her, zog unnötigerweise immer wieder den Mantel über Kathleen zurecht, sobald er auch nur einen Millimeter ins Rutschen geriet. Die Corvette stand tatsächlich nicht weit entfernt, verborgen hinter einigen mit Plastik abgedeckten Paletten.
Nachdem Julien die Hände voll hatte, ließ er mich den Schlüssel aus seiner Hosentasche fischen, die Tür öffnen und den Beifahrersitz nach vorne klappen. Irgendwie hilflos, die Arme um mich geschlungen, beobachtete ich, wie er Kathleen auf den Notsitz bugsierte. Das Zittern kroch in meinem Innern langsam wieder empor. Aber ehe es noch mehr an Kraft gewann, tauchte Julien aus der Vette wieder auf, seinen Ledermantel in den Händen. Behutsam legte er ihn mir um die Schultern. Dann nahm er mich in die Arme und zog mich fest an sich. Ich schloss die Augen und versuchte nicht mehr zu denken. Für kurze Zeit gelang es mir sogar. Ziemlich genau so lange, bis Julien mich zögernd losließ und mir beim Einsteigen half. Sein Mantel blieb eng um mich geschlungen.
Ich warf einen Blick in den Fond, während er hinters Steuer glitt und den Motor zu schnurrendem Leben erweckte. Die junge Frau schlief friedlich. Wie sehr ich sie darum beneidete. Den ganzen Weg nach Hause wünschte ich mir, Julien würde mit mir das Gleiche machen wie Adrien mit ihr. Doch er tat es nicht - weil er ebenso gut wie ich wusste, dass es bei mir nicht funktionieren würde.
Girltalk
Julien brachte uns nicht nur zum Anwesen, er kontrolliert auch wie gestern Nacht - oder war es schon vorgestern gewesen? - das ganze Haus, nachdem er uns mir einem entschiedenen »Bleibt hier!« in die Küche geschoben hatte. Keine von uns sprach, während wir darauf warteten, dass er zurückkam. Doch ich konnte spüren, wie die junge Frau, Kathleen, mir von Zeit zu Zeit kurze, hastige Blicke zuwarf, ehe sie wieder auf den Boden oder eine Stelle neben ihr auf der Arbeitsplatte starrte, an der sie stand.
Das Schweigen zwischen uns hatte irgendwie etwas Unbeholfenes. Als wir hier angekommen waren, hatte Julien sie ganz normal geweckt, so wie man jemanden weckt, der in einem gewöhnlichen Schlaf liegt. Einen Moment lang war sie etwas verwirrt gewesen und hatte ihn mit Adrien - Ben - verwechselt, dann aber schnell begriffen, dass sie seinen Zwilling vor sich hatte, und sich vonihm aus der Vette helfen lassen. Und auch wenn sie denMantel mit beiden Händen über der Brust zusammenhielt: Sie war bei Weitem nicht mehr so panisch, wie sie es in der Lagerhalle gewesen war. Doch sie zuckte zusammen und machte hastig einen Schritt von ihm weg, als Julien schließlich unvermittelt vollkommen lautlos durch die Tür kam. Abrupt blieb er
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