Das Herz Des Daemons
stehen.
»Es ist alles in Ordnung.« Deutlich langsamer als zuvor trat er neben mich und legte mir behutsam eine Hand auf den Rücken. Ich lehnte mich an ihn. Beruhigend strich er mir über die Schultern, allerdings ohne den Blick von Kathleen zu nehmen. »Niemand wird dir etwas tun. Dawn schließt hinter mir ab und stellt die Alarmanlage scharf. Ihr seid hier in Sicherheit.«
Unsicher sah sie ihn an. »Deine Augen sind schwarz.«
Ich schaute zu Julien auf. Hier, im Licht der Deckenlampe war es nicht zu übersehen, obwohl er sie gegen die Helligkeit ein klein wenig zusammengekniffen hatte. Sein Blick wurde noch schmaler, als er ihn prüfend über die junge Frau wandern ließ. »Hat dich einer von ihnen gebissen?«
Sie zog die Schultern hoch, schaute beiseite.
Julien holte scharf Atem. »Doch nicht etwa ... Adrien?«
»Ist das sein Name?«
Verwirrt sah Julien zuerst zu mir, dann zu ihr. »Wenn du meinen Zwillingsbruder meinst, ja.«
Zögernd nickte sie. Lieber Himmel. Und so wie Julien die Stirn runzelte, würde Adrien ihm wohl einiges erklären müssen.
Er strich mir über den Rücken. »Ich muss zu Adrien. - Schaffst du es, dich ein bisschen um sie zu kümmern?«
Forschend musterte er mich.
Und wer kümmert sich um mich?, wollte eine hohe, gefährlich nah an der Hysterie dahintreibende Stimme in meinem Inneren wissen. Ich brachte sie zum Schweigen, nickte.
Julien lächelte auf mich herab und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin zurück, so schnell ich kann. Versprochen! - Schließ hinter mir ab.« Damit war er hinaus. Die Haustür klackte, ich bildete mir ein, seine Schritte auf der Treppe zu hören, und rannte ihm nach.
»Julien!« Auf der obersten Stufe kam ich taumelnd zum Stehen. Schon die Hand an der Fahrertür der Corvette hielt er inne und sah zu mir herauf. »Ich ... Bastien ...« Ich habe Angst . - Bastien hat gesagt, dass es mit mir bald vorbei ist. - Geh nicht weg. Ich schüttelte den Kopf. Alles, was ich herausbrachte, war: »Bitte.«
»So schnell ich kann. Versprochen!«
Ich spürte, dass ich nickte. Die Tür der Vette schlug zu, der Motor schnurrte auf und die Rücklichter verschwanden den Zufahrtsweg hinunter. Einen Moment stand ich einfach da. Endlich holte ich sehr tief und sehr langsam Luft, ging ins Haus zurück und schloss ab, wie er gesagt hatte. Kathleen stand in der Küche noch an derselben Stelle wie zuvor.
Noch einmal atmete ich tief ein. Die Stimme in mir war noch immer da. Ich ignorierte sie, so gut ich konnte.
»Möchtest du einen ... Tee?« Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Und vielleicht half es ja, wenn ich - wenn auch nur kurz - etwas zu tun hatte.
Einen Moment wirkte sie ein wenig verblüfft. »Ja bitte« murmelte sie dann.
Ich nahm das Blut zum ersten Mal bewusst wahr, als ich Wasser in den Flötenkessel laufen ließ. Es klebte an meiner Hand, an meinem Ärmel, war auf meinem Pullover getrocknet. Sogar auf meinen Jeans waren Flecken. War das alles von mir? Hastig stellte ich den Kessel in die Spüle, hielt mich am Rand der Arbeitsplatte fest. Mir war plötzlich schwindlig. Mein Magen saß in meiner Kehle. Ich würgte ihn hinunter und drehte mich irgendwie hilflos zu Kathleen um.
»Ich glaube, ich ...« Ich hob die Hand, wies an mir hinunter. »... ich sollte mich zuerst waschen.« Etwas in ihrer Miene änderte sich. »Hast du etwas dagegen, wenn ich auch ...« Sie verstummte.
»Nein.« Natürlich nicht. Ich an ihrer Stelle hätte mich wahrscheinlich nach einer Dusche oder einem Bad gesehnt. Genau genommen sehnte ich mich ja selbst danach. Allerdings zweifelte ich nicht daran, dass beides meine brüchige Selbstbeherrschung einfach davonschwemmen und mich in ein hysterisch schluchzendes Etwas verwandeln würde. »Das Bad ist oben.« Ich ging voran. Auf der Hälfte der Treppe lachte sie plötzlich leise. Erschrocken sah ich mich nach ihr um. Was sollte ich tun, wenn sie hysterisch wurde.7 »Was ist?« Besorgt musterte ich sie.
Sie schüttelte den Kopf, noch immer kichernd. »Sagt man nicht, wir Frauen gingen immer mindestens zu zweit zur
Toilette? Wir sind gerade der lebende Beweis für diese Behauptung.«
Sekundenlang starrte ich sie an. Dann musste auch ich grinsen.
»Du heißt Dawn, oder?«, fragte sie nach einem weiteren Moment. Mein Nicken erwiderte sie mit einem ihrerseits. »Ich bin Kate.« Sie streckte mir die Hand hin. Zögernd sah ich auf meine eigene, mit getrocknetem Blut beschmierte. Doch sie schnaubte, ergriff sie einfach und drückte
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