Das Herz Des Daemons
ich wieder zu Fürst Vlad sah. »Was hat es mit diesem >Aufwartung machen< auf sich?«
Sie beachteten mich überhaupt nicht.
»Man hat mir den Namen des jungen Mannes nicht genannt.« Mein Onkel hob in einer vage bedauernden Geste die Hand von der Lehne. »Allerdings wurde mir versichert, dass er aus einer alten und ehrenhaften Blutlinie stammt.« Julien zischte verächtlich. Die Augen meines Onkels wurden schmal. »Es konnten ihr bedeutend
schlechtere
Verbindungen
angetragen
werden, wenn man bedenkt, dass sie den Wechsel vielleicht nie vollziehen wird.«
Da war er, der Schlag in den Magen, den ich gefürchtet hatte.
»Dann sollte der Rat damit warten, irgendwelchen Gesuchen nachzugeben, bis feststeht, dass sie den Wechsel tatsächlich nicht durchmachen wird«, hielt Julien scharf dagegen.
Mein Onkel lachte hart. »Und wer sollte sich dann noch für eine Verbindung mit ihr interessieren? Fürsten mit Macht und Einfluss sicherlich nicht mehr. - Jetzt hat sie noch die Wahl ...«
Ich sah von einem zum anderen. »Was hat das alles zu bedeuten?«
Julien
wich
meinem
Blick
aus,
die
Zähne
zusammengebissen und die Hände zu Fäusten geballt.
»Onkel Vlad?«
Der musterte meinen Freund noch einen Moment frostig, dann wandte er sich mir zu.
»Einige einflussreiche und hoch angesehene Fürsten haben für sich selbst beziehungsweise ihre Söhne darum gebeten, dich kennenlernen zu dürfen, um dir gegebenenfalls - so du dies gestattest - den Hof zu machen. Der Rat hat einigen von ihnen seine Erlaubnis erteilt.«
»Den Hof machen?« echote ich verdattert. Bedeutete das tatsächlich, was ich fürchtete?
»Sagen Sie lieber, Sie verhökern sie an den, dessen Macht und Einfluss ihn für Sie zum besten Verbündeten macht«, knurrte Julien hinter mir.
O großer Gott. Es bedeutete genau das!
Der Blick meines Onkels wurde mörderisch. »Du vergisst, ich weiß, dass du ohne Erlaubnis aus der Verbannung zurückgekehrt bist. Nur weil ich dich nicht schon an die Fürsten übergeben habe und dich in der Nähe meiner Großnichte dulde, bedeutet das nicht, dass ich mir deine Impertinenz bieten lasse, DuCranier. Du kannst von Glück reden, dass ich nichts dadurch gewinnen, sondern nur einen Leibwächter für meine Nichte verlieren würde, dem an ihrer Sicherheit mehr gelegen ist als an seinem eigenen Leben und der obendrein noch zu den Vourdranj gehört. Aber ich rate dir für die Zukunft: Vergiss niemals, wer ich bin. Ich habe die Bojaren nicht in ihre Schranken gewiesen und Mehmed getrotzt, indem ich mir Unverschämtheiten gefallen ließ.«
»Welch eine Schande, dass man heutzutage nicht mehr pfählt!«
Das Lächeln, mit dem mein Großonkel auf Juliens seltsamen bissigen Kommentar reagierte, jagte mir einen Schauer über den Rücken. In dem Versuch, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, räusperte ich mich ein wenig übertrieben.
»Es ist nicht nötig, dass irgendjemand mir den Hof macht. Ich bin mit Julien zusammen. Ich liebe ihn.«
Bemüht entschlossen schüttelte ich den Kopf. Juliens Augen zuckten zu mir. Ich konnte sehen, wie er hart schluckte, dann fuhr er sich mit jener eckigen Bewegung durchs Haar.
Mit dem Seufzen eines geplagten Vaters erhob mein Onkel sich vom Sofa. »Es wäre äußerst unhöflich, ein Treffen zu verweigern, nachdem der Rat schon zugestimmt hat, mein Kind.« Er ignorierte mein Bekenntnis völlig. »Fürs Erste geht es nur um ein Kennenlernen. Soweit ich weiß, befindet sich der junge Mann bereits in Ashland Falls. Fr wird dir morgen einen Besuch abstatten. Ich hoffe, du benimmst dich deinem Stand gemäß und machst deiner Familie alle Ehre.«
Eine knappe Geste verhinderte einen Einspruch meinerseits. »Es ist der Wunsch des Rates, Mädchen. Man widersetzt sich ihm nicht.« Der Blick, mit dem er Julien bedachte, war eisig. »Ich erwarte von dir, dass du ihr erklärst, was das alles für sie bedeutet, Vourdranj.«
Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog einen Briefumschlag hervor, den er Julien hinhielt. »Eine Anerkennung für deine bisher geleisteten Dienste«, erklärte er.
Julien rührte sich nicht. »Ich will kein Geld.«
Feindselig erwiderte er den Blick meines Onkels. »Was Dawn angeht, sind meine Dienste nicht käuflich. Von niemandem.«
Wieder huschte dieses Lächeln über Onkel Vlads Gesicht, ehe er die Schultern zuckte und den Umschlag zurücksteckte. »Wie du willst, Vourdranj.«
Seine Aufmerksamkeit wandte sich erneut mir zu.
»Ich habe dir etwas mitgebracht,
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