Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
das dir vielleicht hilft, die Lamia ein wenig besser zu verstehen mein Kind.« Er wies auf das Seidenpapierpäckchen. »Ich vertraue darauf, dass dein Vourdranj dir alle deine Fragen beantwortet, die du möglicherweise haben wirst. - Wenn ihr mich dann entschuldigt, werde ich mich wieder auf den Weg machen.« Wie schon zur Begrüßung küsste er mich auch zum Abschied auf beide Wangen. Doch als er mich diesmal ein Stück von sich weghielt und den Blick noch einmal über mich gleiten ließ, kam ich mir vor wie etwas, dessen Wert er abzuschätzen versuchte. Ich konnte nicht verhindern, dass mein »auf Wiedersehen«
    ein wenig steif ausfiel.
    Schweigend brachte Julien ihn zur Tür. Als er zurückkam, sank ich auf das Sofa, zog die Beine an und schlang die Arme um sie.
    »Erklärst du es mir?« Meine Stimme klang so hilflos, wie ich mich fühlte.
    Julien war im Durchgang stehen geblieben und sah zu mir herüber. Mit einer brüsken Bewegung strich er sich jetzt durchs Haar, trat an die Glastür, die auf die Veranda führte, lehnte sich gegen den Rahmen und schaute hinaus.
    »Julien?«
    Er seufzte. »Es ist genau so, wie ich gesagt habe: Sie verhökern dich an denjenigen, der ihnen für ihre Machtspielchen am nützlichsten erscheint«, murmelte er, ohne sich umzudrehen.

    »Heißt das, sie wollen mich einfach verheiraten, ohne mich überhaupt nach meiner Meinung zu fragen?« Allein bei dem Gedanken hätte ich schreien mögen. Ich liebte Julien! »Dazu haben sie kein Recht!«
    Julien stieß ein bitteres Lachen aus und wandte sich zu mir um. »Leider doch.«
    »Das ist nicht dein Ernst!!« Die Art, wie er mich ansah, zog mir den Magen zusammen. »Nein!« Störrisch hob ich das Kinn. »Das kann nicht wahr sein!«
    »Glaub mir, ich wünschte auch, dass es nicht so wäre. Ich hatte gehofft, sie ... sie würden dich in Ruhe lassen, weil du den Wechsel vielleicht gar nicht mehr machen kannst.« Er fuhr sich durch die Haare, ehe er seine Hände im Nacken verschränkte und den Kopf zurücklegte. »Scheint so, als hätte ich mich getäuscht.«
    »Und es gibt keinen Ausweg? Gar keinen?«
    Einen Moment starrte Julien zur Decke, dann kehrte sein Blick zu mir zurück. »Nach unserem Gesetz ist es ihr Recht, dir einen Gefährten zu suchen.«
    »Das ist ...« mir wollte kein passender Begriff einfallen.
    »... vorsintflutlich? ... mittelalterlich? ... idiotisch? ... ungerecht? - Reich eine Petition dagegen ein. Ich bin der Erste, der sie unterschreibt.« Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich war wirklich der Meinung, solange du keine Lamia bist, würden sie sich nicht für dich interessieren.«
    »Sie tun es aber.« Ich schlang die Arme fester um die Beine. »Warum können sie das einfach so?«
    Er rieb sich übers Gesicht, dann stieß er sich von der Wand ab, ging hinüber zum Sessel und setzte sich.
    »Schon von jeher gab es unter den Lamia mehr männliche Kinder als weibliche. Und gewöhnlich überleben auch mehr Jungen als Mädchen den Wechsel. Aus diesem Grund gelten Mädchen und junge Frauen bei uns als etwas sehr ... nun ja ... Kostbares. Deshalb steht nach unserem Gesetz auch jede Frau unter dem Schutz der männlichen Mitglieder ihrer Familie. Trotzdem kann sie selbst über ihr Leben entscheiden, in allen Bereichen - nur in einem nicht: wen sie sich als Gefährten nimmt.«
    Ich schnaubte. »Das Patriarchat lässt grüßen.«
    Julien nickte. »Nun ist das achtzehnte Jahrhundert mit der Aufklärung, der Franzosischen Revolution und letztendlich dem Beginn der Emanzipation auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen. - Im Gegenteil könnte ich mir gut vorstellen, dass unter den ersten Suffragetten die ein oder andere Lamia war. - Die Väter und Brüder verzichteten mit der Zeit stillschweigend auf ihr Recht, zu entscheiden, wen die Töchter und Schwestern sich erwählten. Sie entschied, ihre Entscheidung wurde zwar geprüft, aber in der Regel widerrspruchslos akzeptiert. Immerhin war es ihr Leben und ihr Glück, das von
    Bedeutung war. Nur musste der entsprechende Kandidat ab dieser Zeit damit rechnen, dass man ihn sehr genau beobachtete. Und behandelte er seine Gefährtin nicht mit dem ihr gebührenden Respekt, konnte es durchaus geschehen, dass ihre männliche Verwandtschaft ihn bei einem netten Abend an ihre Existenz erinnerte.« Er stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ die Hände dazwischen hängen. »Nur ein paar wenige mächtige Fürsten aus entsprechend alten Blutlinien wollen davon nichts wissen. Für sie ist die

Weitere Kostenlose Bücher