Das Herz Des Daemons
nächste halbe Stunde verlas Mr Mollins Paragrafen, erläuterte sie, zerrte Listen hervor und erklärte mir, an welchen Unternehmungen mein Onkel beteiligt gewesen war. Ich verstand ungefähr ein Drittel von dem, was er da herunterspulte, und war ziemlich erleichtert, als er irgendwann erklärte, er habe die Verwaltung des mir zustehenden Erbes meinem Großvater Radu übertragen, der - als mein nächster lebender Verwandter - auch bis zu meinem achtzehnten Geburtstag zu meinem Vormund erklärt worden war. Da er aktuell aber in Rom nicht abkömmlich sei, habe Radu wiederum meinen Großonkel Vlad mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet, was alle juristischen Belange betraf.
Schließlich erklärte er mir, welche Summe an
»Taschengeld« ich ab sofort jeden Monat auf meinem extra dafür eingerichteten Konto zur freien Verfügung haben würde, und ich schnappte nach Luft. Mr Mollins warf mir über seine Papiere hinweg einen überraschten Blick zu. Neben ihm lächelte mein Großonkel milde.
»Wir haben uns erlaubt, deine monatliche Apanage aus dem Erbe deines Vaters ein wenig aufzustocken. Solltest du dennoch einmal mehr Geld benötigen, genügt ein Anruf bei einem von uns, mein Kind.« Uns waren zweifellos er, Radu und mein zweiter Großonkel Mircea. Alles, was ich zustande brachte, war ein benommenes Nicken. Erwarteten sie tatsächlich von mir, dass ich in einem Monat 10 000 Dollar ausgab? Lieber Himmel! Ich schluckte und schob die Hände zwischen die Knie.
Offenbar war mit der Frage nach meinem Taschengeld auch das letzte Detail geklärt. Mr Mollins breitete diverse Papiere auf dem flachen Glastisch zwischen Sofa und Sessel aus und ließ sowohl mich als auch Onkel Vlad an den dafür vorgesehenen Stellen unterschreiben. Dann zeichnete er jeweils selbst gegen und sortierte seine Kopien der Unterlagen in eine Mappe, die er sorgfältig in seiner Tasche verstaute. Von den beiden übrigen Ausfertigungen legte er jeweils eine ordentlich auf meine und eine auf Onkel Vlads Tischseite. Dann erhoben die beiden sich vom Sofa und ich beeilte mich es ihnen gleichzutun. Unter der Versicherung, er stünde uns gerne zur Verfügung, sollten wir jemals seine Dienste benötigen, schüttelte er zuerst meinem Großonkel und dann mir die Hand. Julien, der noch immer mit nachlässig vor der Brust verschränkten Armen hinter meinem Sessel stand, gönnte er ein Nicken. Worauf Mr Mollins dann jedoch wartete, begriff ich erst, als mein Großonkel sich vernehmlich räusperte, eine Braue hob und den Kopf Richtung Tür neigte.
»Ich bringe Sie ...«, setzte ich an, doch Juliens Griff an meinem Arm unterbrach mich.
»Hier entlang.« Obwohl seine Worte eindeutig dem Anwalt galten und seine Hand zur Tür wies, sah er Onkel Vlad an. Sein Blick war erschreckend kalt. Mr Mollins hatte es eilig, seiner Geste zu folgen, dann war ich mit meinem Großonkel allein. Für einen Moment schien der auf die Schritte im Flur zu lauschen, dann gab er mir mit einem Wink zu verstehen, dass ich mich wieder setzen sollte. Er selbst machte es sich erneut auf dem Sofa bequem.
»Nun, mein Kind, nachdem die menschlichen Belange geklärt sind, kommen wir zu bedeutend wichtigeren Geschäften.« Das Klappen der Haustür ließ ihn innehalten. Einen Augenblick später war Julien zurück, ein in anscheinend
mehrere
Lagen
Seidenpapier
eingeschlagenes Päckchen in der Hand, das er mit einem knappen »Von Ihrem Chauffeur«, vor meinem Onkel auf den Tisch legte, bevor er hinter meinen Sessel zurückkehrte.
Ein wenig überrascht, dass er sich nicht zu einem von uns setzte, sondern nach wie vor stehen blieb, wandte ich mich mit fragendem Blick zu ihm um, doch er schüttelte nur den Kopf und nickte zu Fürst Vlad hin. Der hatte das Päckchen auf dem Tisch ein kleines Stück beiseitegeschoben, so als sei es für den Moment ohne Bedeutung, und lehnte sich jetzt, die Arme nachlässig über die Rückenlehne gelegt, zurück.
»Ich bin hier, mein Kind, um dir im Auftrag des Rates mitzuteilen, dass einige Fürsten für sich oder ihre Söhne um die Erlaubnis gebeten haben, dir ihre Aufwartung machen zu dürfen, obwohl du deinen Wechsel noch nicht vollzogen hast ...« Ich war ihm dankbar, dass er darauf verzichtete, zu erwähnen, dass ich ihn wahrscheinlich auch nie vollziehen würde. »... und dass der Rat die ersten Ersuchen gewährt hat.«
Hinter mir holte Julien scharf Atem. »Wer?« Es klang, als würde er die Zähne fletschen.
Ich warf ihm einen hilflosen Blick zu, ehe
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