Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Seil löste er die Hände gerade noch rechtzeitig, um den Mann am Gürtel zu packen und zu verhindern, dass der Ruck den anderen den Halt kostete. »Alles klar. Ich hab Sie.« Das Hochseil grub sich hart in seine Kniekehlen.
    Sekundenlang sog der andere nur keuchend die Luft ein, bevor er ein schwaches Nicken zustande brachte. Der Geruch nach BIut war so dicht bei dem Mann stärker. »Wenn ich Sie sichern will, muss ich Sie noch mal loslassen.«
    Zögern, dann wieder ein Nicken. Nach einem Augenblick nahm das Gewicht in seinen Armen ein klein wenig ab und nach einem weiteren wagte er es, den anderen loszulassen.
    Er arbeitete schnell und doch ohne Hast. Hand über Hand holte er ein Ende des Seiles empor. Schlang es dem Mann mit einem Knoten, der sich auch unter Belastung nicht weiter zusammenziehen und ihm am Ende die Rippen brechen würde, eng um die Brust. Ein Zug am anderen Ende löste den ersten Knoten. Er benutzte seinen eigenen Körper als Gegengewicht, um das Seil zu straffen, den anderen ein Stück näher an das Hochseil heranzuziehen und sich dabei so weit in die Höhe zu hangeln, um es selbst wieder mit den Händen erreichen zu können. Der Knoten, zu dem er das lose Ende diesmal schlang, würde sich unverrückbar zuziehen, sollte von der anderen Seite mehr Zug daraufkommen. »Gesichert.«
    »Das überlebt keiner.«
    Der andere war klug genug, die Hand nicht vom Hochseil zu lösen, auch wenn er vor Erleichterung regelrecht zusammensackte. »Danke.«
    »Danken Sie mir, wenn Sie wieder am Boden sind.«
    »Das überlebt keiner.«
    »Wird Ihr Freund dort unten begreifen, dass er Sie ablassen soll, auch wenn man es ihm nicht explizit sagt? - Es sei denn, Sie wollen die Aussicht noch ein wenig genießenn, bis die Feuerwehr hier eintrifft. - Oder wen auch immer er vorhin angerufen hat. «
    »Russ wird es begreifen.«
    »Gut.« Er schob die Hand in die Hosentasche. Beinah wäre einer der beiden Karabiner herausgerutscht und in die Tiefe gefallen. Er erwischte ihn im letzten Moment. Doch als er nach dem zweiten tastete, musste er feststellen, dass er ihn anscheinend bereits vorher unbemerkt verloren hatte. Also nur mit einem. Wie zuvor zog er sich zum Hochseil hinauf, klinkte den Karabiner ein und holte die lose Seite des Seils hindurch. Er musste die Augen zusammenkneifen, als die Sonne für einen kurzen Moment hinter der Wolke hervorkam. Zum Glück verschwand sie gleich wieder hinter der nächsten. Vielleicht würde es demnächst regnen. Solange es erst anfing, wenn sie beide unten waren, hatte er nichts dagegen einzuwenden. Die Sonne wäre so ein Stück länger von dem Grau der Wolken verborgen.
    Seine Hände schlangen den Knoten wie von selbst, als würden sie sich an seiner statt daran erinnern. Mühelos ließ er sich wieder zurückgleiten, steckte zwei Finger in den Mund, pfiff gellend und gab dem freien Ende Schwung. Der Mann dort unten, Russ, zögerte einen Moment. Dann hatte er verstanden, packte es, sicherte es, indem er es an Schulter und Rücken vorbei zu seiner Hüfte führte, und zog an. Zwei weitere Männer, die wohl auch zum Rummel gehörten, fassten das Ende hinter ihm, anscheinend bereit, sich notfalls mit hineinzustemmen.
    Neben ihm hatte der andere das Hochseil wieder fester ergriffen. Wortlos zog er sich abermals empor, löste den Knoten, mit dem er ihn gesichert hatte und hielt einen Moment lang mit seinem eigenen Gewicht dagegen, bis die Männer unten erneut Zug auf das Seil gebracht hatten. Langsam ließ er schließlich los, pendelte zurück in die Vertikale und breitete die Arme in einem wortlosen »er gehört euch« aus. Stück für Stück begann das Seil durch den Karabiner zu gleiten. ... ein dumpfer Aufprall ... In seinem Magen zog sich etwas zusammen. »Das überlebt keiner.« Plötzlich waren seine Hände wieder schweißnass. Er musste hier runter. Einen Moment schloss er die Augen, kämpfte das Zittern nieder, das von einer Sekunde auf die andere in seinem Inneren saß. Wischte sie an seinen Hosen trocken, bevor er sich zurück aufs Seil zog, die Füße wieder darauf brachte, nach und nach endgültig aufstand. Jedes Nachlassen der Männer am Boden war ein Beben unter seinen nackten Sohlen. Vorsichtig trat er über den Karabiner hinweg, setzte sich bedächtig zum anderen Ende des Seils in Bewegung. »Das überlebt keiner.« Am Boden brandete Jubel auf. Schritt. Schritt. Schritt . In seinem Kopf saß ein dumpf pochender Schmerz , der mit jedem Herzschlag schlimmer wurde. Er musste die

Weitere Kostenlose Bücher