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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wieder.
    Für
    einen
    Augenblick
    kauerten
    wir
    noch
    nebeneinander, um sicherzugehen, dass sie nicht doch auf die Jagd nach uns gehen würden. Dann richtete Julien sich auf, zog mich mit empor und legte gleichzeitig denArm um meine Schultern. Als wären wir die personifizierte Unschuld, schlenderten wir dann an der Treppe des Bohemien vorbei zur Vette zurück, den Geigenkasten, wie auf dem Weg hierher, zwischen uns verborgen. Das Einzige, was uns hätte verraten können, waren meine noch immer etwas raschen Atemzüge.
    Wir waren kaum außer Sichtweite, da stieg das Kichern in mir auf. Sosehr ich mich bemühte: Es gelang mir nicht wirklich, es zu unterdrücken. Ich schaffte es mit Mühe und Not bis auf den Beifahrersitz der Corvette, dann prustete ich los. Julien stieg auf seiner Seite ein. Sekundenlang sah er mich tadelnd an - dann brach er ebenfalls in Gelächter aus. Was mir nicht gerade half mich zu beruhigen. Zumindest nicht für mehr als ein oder zwei Atemzüge, ehe ich wieder anfing.
    Das alles war so ... absurd. Ich hing in meinem Sitz und konnte einfach nicht aufhören zu lachen; selbst als mir am Ende die Seiten wehtaten. Julien ging es nicht viel besser. Auch wenn er dabei deutlich würdevoller war als ich.
    »Ich hätte die Planen vielleicht hängen lassen sollen. Das hätte die Lautstärke der Geige ein wenig gedämpft«, meinte er irgendwann trocken, sichtlich darum bemüht, wieder ernst zu werden. Ich schaffte es ungefähr eine halbe Minute, nicht zu lachen, bevor ich erneut losprustete. Auch um Juliens Mund zuckte es schon wieder. Er warf mir noch einen strafenden Blick zu, als wäre das alles einzig und allein meine Schuld, ehe er losfuhr.
    Drei Ampelkreuzungen weiter erlosch meine Heiterkeit schlagartig. In Juliens Jackentasche summte ein Handy auf - der Jacke, die ich immer noch trug. Wir tauschten einen Blick, dann zog ich es hervor und gab es ihm. Eine SMS. Er machte sich nicht die Mühe ranzufahren, um sie aufzurufen und zu lesen. Ich musste nicht fragen, was ihr Inhalt war. Dass seine Miene voneiner Sekunde zur anderen ernst und hart wurde, sagte mir mehr als genug.
    »Fahr mich nach Hause.« Ich versuchte ruhig zu klingen. Es gelang mir nicht ganz. »Dort bin ich sicher genug.«
    Erst nach einem Zögern schob Julien das Handy wieder zu und nickte.
    Er tat mehr, als mich nur nach Hause zu fahren: Er stieg mit mir zusammen aus, ging mit mir hinein, kontrollierte jeden einzelnen Raum und vergewisserte sich, dass jedes Fenster und jede Tür richtig abgeschlossen war. Erst dann ließ er mich allein. Und ich war mir sicher, dass er vor der Haustür wartete, bis ich sie hinter ihm verriegelt hatte, ehe er zur Vette ging und sich ein weiteres Mal auf die Jagd machte - eine Jagd, die mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit ebenso erfolglos enden würde wie die vorherige.
    Und erneut wünschte ich Bastien jede nur erdenkliche Krankheit an den Hals, die ein Lamia möglicherweise bekommen konnte, während ich in den ersten Stock hinaufstieg, mich für die Nacht fertig machte und in mein Bett kroch.
    Ich war müde genug, um irgendwann tatsächlich einzuschlafen. Doch wie jede Nacht, in der Julien nicht bei mir war beherrschten Blut, Schmerz und Angst meine Träume.
    Es kam ihm wie Stunden vor, bis er Kathleen endlich gefunden hatte. Als er das Haus ihrer Großmutter kurz nach Sonnenaufgang erreicht hatte, war sie nicht da gewesen. Im Schatten des Carports hatte er einige Zeit auf sie gewartet. Dann war er auf die Suche gegangen. Sein erstes Ziel: der Rummel. Angespannt hatte er sich zwischen den Besuchern hindurchgeschoben, jede
    .Sekunde in der Erwartung, dass der Schmerz in
    .seinem Kiefer aufs Neue erwachen würde. Doch außer einem kaum wahrnehmbaren Ziehen war da nichts gewesen. Dass er von den beiden Burschen getrunken hatte, die ihn mit ihrem Freund zusammen in der Stadt angegriffen hatten, half ihm offenbar, das Gedränge und den Geruch des Blutes in den Adern der Menschen hier besser zu ertragen.
    Er schob die Hand in die Hosentasche, um sich zu vergewissern, dass das Foto noch da war.
    Als er aus seinem Blutrausch wieder zu sich gekommen war, hatten die beiden Burschen bleich und reglos am Boden gelegen - bewusstlos, aber noch am Leben. Der dritte war versehwunden. Der Erste der zwei hatte sich bereits wieder schwach zu regen begonnen, während er sie in einen Hauseingang gezerrt hatte. Er konnte nur darauf hoffen, dass ihnen niemand glaubte, falls sie tatsächlich behaupten würden, von einem

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