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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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hörte er ihn.
    »Das überlebt keiner.«
    »Er muss sich nur lang genug festhalten ...«
    Kathleens Stimme klang hilflos.
    »Das schafft er nicht. - Verdammt, das ist doch der Grund, weshalb wir hier sind und nicht in Vegas. Stephen ist vor Kurzem in eine Messerstecherei geraten und wurde an der Schulter verletzt. Er hatte noch immer Probleme mit der Stange. Deshalb hat der Veranstalter in Vegas abgesagt. Weil keine Versicherung gezahlt hätte, wäre was passiert. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht aufs Seil gehen. - Warum müssen sich diese Idioten auch alle an dieser verfluchten Menschenjagd beteiligen, statt ihren Job zu machen.«
    »Haben wir denn nichts, was seinen Aufprall mildern könnte?«
    Niedergeschlagen schüttelte der Hüne den Kopf.
    »Nichts, was wir hierhaben, reicht, um einen Aufprall aus über zwanzig Metern abzufangen.«
    Mit einem erstickten Laut drückte Kathleen die Hand noch fester gegen die Lippen.
    Hieß das, er bedeutete ihr etwas? Waren sie ... ein Paar?
    »Das überlebt keiner.«
    In der Höhe versuchte der Mann sich aufs Seil zurückzuziehen. Erfolglos. Offenbar konnte er den freien Arm nicht richtig gebrauchen. Die Menge schrie abermals auf, als er zurückpendelte.
    Er bewegte sich wie ferngesteuert. Niemand beachtete ihn, als er an den Mast trat, der ihm am nächsten war, und Schuhe und Strümpfe auszog. Über dem Gitter hingen zwei aufgewickelte Seile. Er griff sich das längere der Ibeiden, schlang es sich quer über die Schulter. In einem großen Karabiner direkt daneben hing ein gutes Dutzend kleinerer. Er hakte zwei los und steckte sie in die Hosentasche. Dann kletterte er Sprosse um Sprosse den Mast hinauf. Keiner sah zu ihm her. Erst als er das Hochseil erreichte und auf die kleine Plattform trat, wurden in der Tiefe überraschte Rufe laut. Er blickte nicht hinunter. Einen Moment schloss er die Augen, atmete tief durch. Seine Hand stahl sich zu seiner Brust, als suche sie dort etwas. Doch was auch immer es war: Sie fand es nicht. Er ließ sie sinken, rückte stattdessen das Seil über seiner Schulter zurecht und setzte langsam den Fuß nach vorne. Die Rufe unten wurden lauter.
    »Kommen Sie da runter, Mann!«, brüllte jemand. Etwas wie ein warmer Schauer durchrann ihn, brachte eine seltsam vertraute Spannung in seinem Körper mit sich. Der zweite Fuß. Die Augen auf die Stelle gerichtet, wo die Hand des anderen sich festklammerte, ging er los. Die Arme ganz leicht zur Seite hingehoben, um das Gleichgewicht einfacher zu halten. Gelassen und angespannt und zugleich entspannt und konzentriert. Es fühlte sich an, als habe er sein ganzes Leben nichts anderes getan. Das Seil sprach zu ihm, während er Schritt um Schritt weiterbalancierte; von dem Wind, der es ganz leicht zum Schwingen brachte; von der Angst des Mannes, der sich verzweifelt und mit schwindenden Kräften an es klammerte. So verrückt, so unglaublich es schien: Das hier war für ihn so normal wie atmen.
    Unter seinen nackten Fußsohlen bebte und sang das Seil. Schritt. Schritt. Schritt. Am Boden war es bis auf das Geschrei eines Kleinkindes nahezu totenstill. Die Sonne hatte Erbarmen mit ihm und verbarg sich hinter einer besonders großen Wolke. Direkt neben dem anderen blieb er stehen, hockte sich hin. Erst jetzt schaute er hinab, ohne tatsächlich in die Tiefe zu sehen. Ganz schwach hing der Geruch von Blut in der Luft. Der Mann starrte fassungslos zu ihm empor.
    »Wer ...?« Das Wort klang mehr wie ein Stöhnen. Er nahm das Seil von der Schulter, öffnete es, ließ die Enden zu beiden Seilen des Hochseils hinunterfallen.
    »Sagen wir: ihr Schutzengel. - Können Sie sich noch zwei Minuten festhalten?«
    »Ich ... glaube ... kaum.«
    »Ach was. Kommen Sie. Was sind schon liippische zwei Minuten.« Mit einem halben Knoten sicherte er es dagegen, einfach in die Tiefe zu rutschen, wenn er losließ. »Ich möchte nicht umsonst hier hochgestiegen sein. Außerdem will Sie da unten eine junge Dame in einem Stück zurück. - Ich komme zu Ihnen runter. Könnte ein bisschen wackeln. Also: festhalten.«
    »Was? - Sie sind ... wahnsinnig. «
    »Das überlebt keiner.«
    »Kann sein. « Langsam, um das Seil nicht zu sehr zu erschüttern, setzte er sich seitlich darauf, packte es vor und hinter sich, drückte sich ein klein wenig in die Höhe, beugte sich vor und verlagerte seinen Schwerpunkt, bis das Seil in seinen Kniekehlen war. »Festhalten.«
    Rückwärts ließ er sich nach unten kippen.
    Die Menge schrie auf.
    Kopfüber am

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