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Das Herz Des Daemons

Das Herz Des Daemons

Titel: Das Herz Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Vampir angegriffen worden zu sein.
    Das Foto, das er nach kurzer Suche in der Tasche des zweiten Kerls gefunden hatte, war auf irgendeinem vermutlich arabischen Flughafen aufgenommen. Dafür zumindest sprachen die Schriftzeichen an diversen Wandtafeln und die Palmen, die in der weitläufigen Halle in die Höhe ragten, ebenso wie die Kleidung einiger Personen. Es zeigte ihn, die Haare nahezu stoppelkurz geschnitten, ganz in Schwarz gekleidet, die Augen hinter einer dunklen Brille verborgen, mit einem abgewetzten Seesack über der Schulter. Wie es schien, war es heimlich, oder zumindest von ihm unbemerkt, gemacht worden. In den letzten Stunden hatte er immer wieder darauf gestarrt in der Hoffnung, es würde irgendetwas in seinem Gedächtnis wachrütteln. Vergeblich. Der Mann auf dem Bild hätte ebenso gut ein anderer sein können. Aber es war immerhin ein Hinweis - auch wenn er ihn nicht entschlüsseln konnte. Beruhigt, dass es noch da war, zog er die Hand wieder aus der Hosentasche und trat am Rand der Menge einen Schritt weiter in den Schatten einer der Buden. Je höher die Sonne stieg, desto grausamer brannten seine Augen. Er musste sie immer stärker zusammenkneifen, um den Schmerz halbwegs erträglich zu halten. Vielleicht sollte er für die wenigen Wolken dankbar sein, die sich immer wieder vor sie schoben und ihm kurzfristig ein wenig Erleichterung verschafften.
    Dreimal hatte er den ganzen Platz abgesucht, ehe er Kathleen in Begleitung zweier Männer entdeckt hatte. Der eine schlank und drahtig mit fahlblondem Haar, der andere ein breitschultriger Hüne von sicherlich knapp zwei Metern, der seine dunkle Mähne zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug.
    Jetzt stand sie ganz vorne unter den Zuschauern und beobachtete, wie der Blonde der beiden gerade auf das Hochseil hinaustrat, das in viellecht zwanzig oder fünfundzwanzig Metern zwischen zwei Gittermasten gespannt war. Mithilfe einer Balancierstange überquerte er es bis zur Mitte, wo er sich für einige Augenblicke im Spagat darauf niederließ, ehe er seinen Weg bis zum Ende fortsetzte und sich mit einer schneidigen Verbeugung für den Applaus bedankte.
    Seine Hände waren schweißnass, während er beobachtete, wie der Mann dort oben Trick um Trick zeigte, einer gewagter als der andere, wobei fetzige Rockmusik aus mächtigen Boxen im Schatten der Masten seine Vorstellung untermalte. Das alles fühlte sich unendlich vertraut an. Nicht die Musik. Nicht die Gittermasten, die durch moderne Hydraulik aufgerichtet wurden. Nicht die sandgefüllten Container, die die Abspannseile hielten, die das Hochseil gegen zu starkes Ausschwingen sicherten. Noch nicht einmal die Balancierstange. - Nur der Anblick eines Mannes so hoch oben.
    Doch der Mann dort oben bewegte sich ... falsch ... steif ... ohne jene fließende Eleganz ...
    »Du willst tatsächlich mit brennenden Fackeln jonglieren und dabei über das Seil laufen? Du bist verrückt! Papa bringt dich um.«
    »Nicht verrückter als du mit deiner Geige und deinen Rückwärtssalti.«
    Ein Zittern saß in seinem Magen. Er presste die Handfläche gegen die Stirn, schloss die Augen, um dem wiedererwachenden Schmerz dahinter zu begegnen. Schreie und ein zweifaches Krachen ließen ihn sie wieder aufreißen. Das Einrad, mit dem der Mann zuletzt auf das Seil gegangen war, war verschwunden. Ebenso die Balancierstange. Die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt kämpfte er darum, sein Gleichgewicht ohne sie wiederzufinden - und fiel. Stimmen kreischten. Er warf sich ans Seil, versuchte sich noch mit der Achsel einzuhaken, stieß einen Schrei aus, der Arm löstesich, er fiel weiter, hing nur noch mit einer Hand am Seil ... Ein peitschender Laut; der Aufschrei einer Menge; ein dumpfer Aufprall ... »Ist er tot?« - »Das überlebt keiner.«
    Der Boden schien unter ihm nachzugeben, er hielt sich an der hölzernen Budenwand fest.
    »Das überlebt keiner.«

    Kathleen hatte entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen . Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in die Höhe, totenblaß, wo der Mann an einer Hand sacht hin und her schwang, den anderen Arm schlaff an der Seite. Anscheinend nicht in der Lage, sich wieder aufs Seil zu ziehen. Der Hüne zerrte ein Handy aus der Tasche, wählte hastig eine Nummer, telefonierte angespannt mit irgendjemandem, schüttelte immer wieder den Kopf.
    Langsam bewegte er sich am Rand der Menge entlang, den Blick unverwandt nach oben gerichtet. Der Hüne legte auf. »Sie werden nicht rechtzeitig da sein«,

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