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Das Herz des Eisplaneten

Das Herz des Eisplaneten

Titel: Das Herz des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Scarborough
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der Station gegenüber von Diegos Vater, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dem Jungen und seinem Betreuer den Rücken zuzukehren, um sich außer Sichtweite in der Zimmerecke an den Stationscomputer zu setzen. Sie gab den Zugangscode ein, an den sie sich aus ihrer Zeit im Krankenhaus noch erinnerte – das lag keine sechs Wochen zurück, was ihr schier unglaublich vorkam, wenn sie bedachte, wie sie sich inzwischen fühlte und welche Fortschritte sie gemacht hatte. Sie atmete erleichtert auf, als der Code akzeptiert wurde. In einem geschlossenen System, wo fast ausschließlich Soldaten und Angestellte der Firma Zugang zu den Anlagen hatten, waren die Sicherheitserfordernisse nicht so streng wie auf einer Welt mit einer Vielzahl von Firmen oder militärischen Institutionen. An Bord der Schiffe, auf Raumstationen und auf ausschließlich in ihrem Besitz befindlichen Planeten hatte die Intergal das alleinige Sagen.
    ERÖFFNE DATEI: MALONEY, LAVELLE
    VERSTORBEN
    KEIN KRANKENBERICHT.
    Dann schnurrte die Maschine noch eine Weile vor sich hin, und Yana gab OBDUKTIONSBERICHT ein, worauf sich der Schirm plötzlich mit Daten füllte. Sie betätigte die Ausdruckstaste und überflog den Text, während das Dokument ausgedruckt wurde.
    Die Lungen waren verstopft gewesen, Lavelle hatte also tatsächlich eine Lungenentzündung gehabt, doch das wurde nicht als Todesursache angeführt. Ihr Immunsystem war plötzlich
    zusammengebrochen, konnte mit einem halben Dutzend systemischer Virusinfektionen nicht mehr zurechtkommen. Der Bericht vermerkte, daß diese Tatsache erstaunlich war, da sämtliche Gewebeproben aus Muskeln, Blut, Haut und Knochenmark darauf hinwiesen, daß sie in einer körperlichen Verfassung gewesen war, wie sie einer Frau von der Hälfte ihres Alters entsprochen hätte. Außerdem hatte die Medulla oblongata einen kleinen, unerklärlichen Knoten entwickelt. Das war schon merkwürdig genug, doch darüber hinaus sprach der Bericht
     
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    auch von einem ungewöhnlich großen und hochentwickelten Klumpen aus ›braunem Fett‹, der erstaunliche 502 Gramm wog: Seine Blutgefäße waren geplatzt. In einer Fußnote erläuterte der untersuchende Arzt, daß zweihundert Gramm braunes Fett für menschliche Neugeborene als normal galten, es sicherte die Wärmeregulierung des Stoffwechsels. Normalerweise atrophierte diese Substanz jedoch, sobald die Säuglinge groß genug waren, um ihre Körpertemperatur an die Kälte anzupassen. Es war schon seltsam genug, aktives braunes Fett vorzufinden, noch befremdlicher aber war, daß es sich derart ausgedehnt hatte. Zudem war eine dünne, subkutane Schicht aus dichtem Fettgewebe nachzuweisen. Vielleicht eine kleine Mutation, die die Bewohner des Planeten vor Kälte schützte? Da erinnerte sich Yana, daß sie eine ähnliche Fettschicht bei den Tieren bemerkt hatte, die sie nach dem Fallengang hatte abziehen können.
    Durch die weitere Lektüre erfuhr sie zu ihrer großen Erleichterung, daß es keinerlei Hinweise auf äußere Verletzungen oder auf Drogen im System gab, aus denen sich hätte schließen lassen, daß Lavelle während der Vernehmung gefoltert oder irgendwie mißbraucht worden war.
    Yana stopfte den Ausdruck in ihre Hosentasche, schaltete den Computer ab, erhob sich, fuhr sich mit der Hand über die Augen wie jeder maschinenmüde Techno. Sie zwang sich dazu, den Korridor zurück zum Aufenthaltsraum zu schlurfen, wo sie wieder in ihre Latchkay-Bluse schlüpfte, um dann hinauszugehen und zu Bunny in das Schnokel zu steigen.
     
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11. KAPITEL
    »Woher sollen wir wissen, ob das echt ist?« fragte Bunny, als Yana Sean, Sinead und Clodagh den Obduktionsbericht zeigte.
    »Das ist es«, erwiderte Sean mit Bestimmtheit.
    »Dann weißt du also von diesem braunen Fettzeug, dem Knoten und der anomalen Fettschicht?« fragte Yana.
    Sean nickte, und Clodaghs Augen funkelten.
    »Das ist der Grund, weshalb nur die Jungen Petaybee verlassen können«, erklärte sie.
    »Weil ihr braunes Fett noch nicht dieselbe Masse wie bei den Erwachsenen erreicht hat?« fragte Yana.
    Es folgte eine lange Pause, in der Sean, Clodagh und Sinead verstohlene, beinahe verlegene Blicke austauschten. Bunny sah nur von einem zum anderen, sie war verwundert und hoffte, in ihren Mienen eine Antwort zu finden.
    Schließlich nickte Sean. »Etwas in der Art, Yana. Es ist ziemlich kompliziert, und offen gestanden begreift niemand sämtliche Funktionen der Anpassung, ich selbst eingeschlossen. Wie du vielleicht gemerkt

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