Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Eisplaneten

Das Herz des Eisplaneten

Titel: Das Herz des Eisplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Scarborough
Vom Netzwerk:
und den Geruch in der Halle zu gewöhnen, in der sich nun seit geschlagenen acht oder neun Stunden die Leute drängten.
    Wenn diese tanzenden, singenden, plaudernden, gestikulierenden, lachenden, weinenden Menschen tatsächlich die Opfer eines grausamen bösen Fluchs waren, der sie auf alle Zeiten an einen
     
    187
    ungastlichen Planeten gefesselt hielt, so waren sie entweder glücklich von diesem schrecklichen Wissen verschont geblieben, oder sie scherten sich ganz einfach nicht den Teufel darum.
    Und mit einemmal kümmerte es auch Yana nicht mehr. Diese Leute gefielen ihr besser als das ganze Intergal-Korps samt Aufsichtsrat zusammen.
    Im Saal war es heiß; es roch nach Essen, Schweiß und anderen Düften, aber es herrschte auch etwas vor, das sich nicht benennen ließ, wiewohl sie glaubte, daß es etwas mit dem gewaltigen Humor, der Vergnügtheit, der Freude zu tun haben mußte, die diese Menschen ausstrahlten. Yana lächelte Sean an und sah, daß er schwitzte; und sie spürte auch die ersten Schweißperlen auf ihrer eigenen Stirn.
    Als sei ihr Eintritt ein Signal, brach die Musik schnaufend ab, und die tanzenden Paare blieben stehen, um sie erwartungsvoll anzusehen.
    Clodagh, Sean und die anderen streiften ihre Parkas ab, und Yana tat das gleiche. In einer Ecke begann eine Bodhran zu rumpeln wie maschierender Donner, und ein Banjo setzte in Moll ein. Irgend jemand begann mit einer heiseren Tenorstimme zu singen, als hätte seine Kehle zu viele kalte Winde und den Rauch zu vieler Lagerfeuer über sich ergehen lassen müssen. Er sang ein einsames Lied über die grünen Felder des Planeten Erde, dann folgte eine humorvolle Parodie, die das Leben auf der Erde mit dem auf Petaybee verglich.
    Das nächste Lied war ebenso albern und handelte von dem letzten Menschen auf dem Planeten, der noch lesen konnte, was, wie Yana wußte, eine Übertreibung war, da zumindest die von der Firma geförderten Leute Aktennotizen, Anweisungen und ähnliches lasen.
    Mit diesem Lied änderte sich die Stimmung des Abends, und alle Instrumente bis auf die Trommel verstummten. Die Trommel wiederum verlangsamte den hüpfenden Rhythmus der Bodhran und wechselte in das regelmäßige, gedämpfte Klopfen eines Herzschlag über. Ohne noch mit irgend jemandem ein weiteres Wort zu wechseln, sang Clodagh nun das Lied, das sie am ersten Abend für Yana beim Essen gesungen hatte.
    Klopf. Klopf. Klopf. Klopf.
     
    188
    Die Trommel schlug einen gleichmäßigen, langsamen Rhythmus, während alle in Clodaghs Gesang einstimmten, sobald sie den ersten Vers vorgetragen hatte.
    Klopf. Klopf. Klopf. Klopf.
    Die Luft war geschwängert vom wirbelnden Rauch des Feuers, auf dem der Dunst und der Schweiß von zwei-, dreihundert Menschen trieb, die sich im Saal drängten. Yana spürte sie so stark überall um sich herum, daß es ihr schien, als hätten alle zusammen nur eine gemeinsame Haut; und das Trommeln war der Schlag ihres kollektiven Herzens. Als das letzte dröhnende Wort von Clodaghs Lied verklungen war, begann irgend jemand anders mit einem neuen Gesang, den Yana noch nicht kannte.
    Verloren der Sang, verloren die Worte, verloren die Zunge, verloren die Fertigkeit, unsere eigene Spur zu lesen. Verloren die Fertigkeit, unseren eigenen Weg zu markieren.
    Verloren die Zeichen, die Spuren anderer zu lesen. Verloren die Bilder, die sie einst ersetzten. Verloren die Stimmen, die uns sagten, wir würden sie nicht brauchen. Verloren die Erde aus Mangel an Liedern. Ajija.
    Die Stimmen um Yana schwollen an, als mehrere weitere
    Trommeln den Rhythmus aufnahmen, bis die Wände des Gebäudes selbst zu pulsieren schienen. Seans Stimme sang in ihr rechtes Ohr, Bunny in ihr linkes, Clodagh vor und Aisling hinter ihr. Sie hatte Schwierigkeiten, an den Bericht zu denken, Schwierigkeiten, überhaupt irgend etwas zu denken. Yana atmete die Luft, die andere schon vor ihr geatmet hatten, sie schwankte zum Schlag der Trommel, und obwohl sie diese Gesänge nicht kannte, merkte sie, wie sich ihr eigener Mund zusammen mit all den anderen Mündern öffnete. Das war eine Art geistiger Kommunion mit allen, die sie umgaben, die nicht das geringste mit Religion oder Ritual zu tun hatte. Ein Geschehnis – das war es. Ein Geschehnis. Es geschah allen im Saal.
    Die Worte waren irrelevant – wichtig war das Gefühl. Sie mußte nur irgend etwas singen, solange der Gesang dauerte, der nun von einer neuen Stimme angeführt wurde.
     
    189
    Der neue Sang färbte die Sohlen unserer Schuhe der

Weitere Kostenlose Bücher