Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
zu treten.
»Ich gehe nicht nach Gu Brath«, zischte sie Grey zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und griff nach seinem Arm. »Ich will das nicht.«
»Ach, Mädel«, sagte Morgan direkt hinter ihr. »Es tut uns Leid, dass wir Ihnen vorhin Angst gemacht haben. Wir versprechen, uns diesmal ganz anständig zu benehmen.«
»Du kannst nicht hier bleiben«, sagte Grey, streckte eine Hand aus und strich mit einem Finger über ihre Wange. Das war eine ihr so vertraute und doch so besitzergreifende Geste, dass sie vermutete, sie galt Jonathan. »Ohne Strom für die Brunnenpumpe hast du kein Wasser«, fuhr er fort, und seine Augen
funkelten nach der Berührung. »Und der Kamin ist nicht groß genug, um das ganze Untergeschoss zu heizen.«
»Ihr habt ebenfalls kein Wasser.«
»Doch. Wir haben zudem genügend Stromgeneratoren, um zur Not das ganze Wintersportzentrum zu versorgen«, erklärte er ihr. Er rückte den Kleinen in seinen Armen zurecht und bettete den Kopf des schlafenden Kindes unter sein Kinn. »Und du musst noch eine Seilbahn retten.«
Sie ließ seinen Arm los, ging zur Spüle und drehte sich wieder um. Bei Gott, in dieser Angelegenheit würde sie eisern bleiben. »Nein, das tue ich nicht. Erst wenn ihr eure Schneemaschine an Michaels Feld aufgebaut habt.«
»Wir werden die verdammte Maschine dort aufbauen«, versprach er missmutig.
Ihr Blick pendelte zwischen Morgan und Grey hin und her. »Wer?«
»Ich werde es selbst tun, wenn nötig«, erklärte er. »Also, reichen die Sachen, die du anhast, oder willst du ein paar weitere einpacken?«
»Aber …«
»Glaub mir, Mädel«, riet Morgan. »Es ist problemloser für alle Beteiligten, wenn du einfach friedlich mitkommst.«
»Also, warten Sie mal einen Moment«, mischte Jonathan sich empört ein. »Sie können doch Grace nicht zwingen, ihr Heim zu verlassen!«
Grey sah Jonathan mit einem Blick an, der Jonathan hilfesuchend zu Grace schauen ließ.
»Mein Chef kommt mit mir«, beschloss Grace und gab sich geschlagen. Abgesehen davon war Vater Daar in Gu Brath, und mit ihm wollte sie reden.
»Er kann im Hotel des Wintersportzentrums wohnen«, bot Grey an.
»Ich muss in Graces Nähe sein«, beharrte Jonathan. »Wenn
Sie Strom haben, können wir dort unsere Computer benutzen. Aber wir müssen die CDs finden, bevor sie kaputt sind.«
»Ich werde Ihre verdammten CDs holen, sobald ich Zeit dazu habe«, schnappte Grey.
»Aber die Sache kann nicht warten. Es kann sein, dass andere schon unterwegs sind, um sie uns zu stehlen. Wir müssen sie jetzt holen!«
Grace spürte, wie ihre eigene Anspannung stieg, als Greys Augen plötzlich zu schmalen Schlitzen von grünem Eis wurden. »Wollen Sie damit sagen, dass irgendwelche Männer etwas von Grace wollen?«, fragte Grey gefährlich leise.
Jonathan, der offensichtlich die Drohung in Greys Blick verstand, nickte zögernd. »Es gibt ein Problem mit dem Satelliten, den wir ins Weltall geschickt haben, und Grace ist die Einzige, die die Daten retten kann, ohne sie zu vernichten.«
»Dann werden die CDs jenen Männern ja wohl auch nichts nutzen.«
Grace beobachtete, wie Jonathan schwer schluckte, um mit dem Rest der Wahrheit rauszurücken.
»Sie werden … äh, sie wollen die CDs, aber auch Grace«, stotterte Jonathan und machte einen hastigen Schritt zurück, als er jetzt den Ausdruck in Greys Gesicht wahrnahm.
Selbst Grace musste sich Mühe geben, nicht zusammenzuzucken. Sie hatte noch nie in ihrem Leben einen derart bedrohlichen Mann gesehen.
Dabei wurde ihr klar, dass die Szene, die sie vorher in Gu Brath erlebt hatte, in keinem Verhältnis dazu stand, zu was Grey noch fähig sein konnte. Selbst sein Zorn nach dem Flugzeugabsturz war nichts im Vergleich zu der mörderischen Wut, die sie aus jeder Faser seines Körpers spürte. Es schien wie eine Strahlung zu sein, die den Raum mit einer solchen Spannung füllte, dass die Luft schier vibrierte.
Und dann erinnerte sich Grace wieder ans Atmen.
»Pack deine Sachen«, befahl Grey scharf. »In fünf Minuten sitzt du in der Schneeraupe.«
Das Baby bewegte sich in seinen Armen, und Grey schaute auf das Kind hinab. Grace sah fasziniert zu, wie Grey sich wieder unter Kontrolle brachte. Als er sie wieder ansah, waren seine Augen zwar noch hart wie Feuersteine, aber als er sprach, klang seine Stimme eindeutig ruhiger.
»Ist die Sache dir wichtig?«, fragte er und strich erneut mit dem Finger besitzergreifend über ihre Wange. »Diese Daten, meine ich?«
Sie nickte.
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