Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
übertönte die Geräusche des Waldes, der unter der wachsenden Eisschicht ächzte.
Er hatte sich seit der Begegnung mit Grace sein müdes, altes Hirn zermartert, indem er versuchte, herauszufinden, wer während der ersten dreißig Jahre ihres Lebens ihr Beschützer gewesen war. Diese Aufgabe würde Grey jetzt übernehmen, doch vor ihm hatte sie jemand anderes gehabt.
Daar vermutete, dass es Mary gewesen war. Er vermutete weiter, dass sie ihre Pflicht trotz ihres Todes noch nicht an Grey abgetreten hatte.
Grey hatte sich ihm gegenüber schon zu Graces Beschützer erklärt. Nachdem er Grace und das Baby und diesen Stanhope
in Gu Brath abgesetzt hatte, war er auf ein paar Worte zu Daar geeilt, um sich danach auf den Weg zu MacBains Weihnachtsbaum-Farm zu begeben. Grey hatte Daar ruhig, aber unmissverständlich aufgefordert, Grace Sutter in Ruhe zu lassen.
Daar hatte Greys plötzliche Direktheit amüsant gefunden. Sie bestätigte, was er immer schon geahnt hatte: Greylen MacKeage war sich der Tatsache bewusst, dass der Priester, der sie während der letzten vier Jahre unterstützt hatte, auch verantwortlich gewesen war für den Sturm, der sie durch die Zeit getragen hatte.
Nun ja, Greys Intelligenz hatte ja nie in Frage gestanden. Jetzt allerdings noch das Vertrauen des Kriegers zu gewinnen, würde fast unmöglich sein, weil er Grace beschützen wollte.
Nicht dass Grey ihm vorher je getraut hätte, dachte Daar mit einem Seufzer voller Selbstmitleid. Das war schließlich der Grund, warum er in einer zwei Meilen entfernten Hütte lebte und nicht in Gu Brath. Der Krieger wollte gern, dass Daar in der Nähe war, um ihn im Auge behalten zu können. Doch er hatte nicht die geringste Lust, unter demselben Dach mit ihm zu leben, nachdem er den Verdacht hatte, dass er derjenige war, der sein Leben so durcheinander gebracht hatte.
Daar wusste, dass MacBain einen ähnlichen Verdacht hatte. Das war der Grund, warum er seine Männer nur neun Monate nach ihrer Ankunft im einundzwanzigsten Jahrhundert nach Nova Scotia gebracht hatte. Doch als alle seine Männer gestorben waren, hatte es MacBain nach Pine Creek gezogen. Obwohl er seinen alten Priester und Mentor nie besuchte und ihm nur zunickte, wenn sie sich in der Stadt begegneten, fand Michael sich zumindest recht gut in dieser total neuen Welt zurecht.
Daar war wirklich stolz auf Michael und hatte sich sehr darüber gefreut, als MacBain sich in Mary Sutter verliebt hatte. Natürlich war er ebenso bestürzt gewesen, als er erfuhr, dass sie gestorben war.
Daar begriff nicht, warum das geschehen war. Warum musste Mary in einer derartigen Umbruchsphase von Graces Leben sterben?
War es möglich, dass Mary gar keine Zauberin gewesen war, sondern nur die Seele einer Beschützerin besessen hatte? Schließlich gab es Engel, die nur kurze Zeit auf dieser Welt verbrachten, um jemanden zu beschützen. Sie verschwanden dann ebenso unspektakulär, wie sie erschienen waren.
Doch es schien, als ob Grace noch nicht bereit war, die Seele ihrer Schwester ganz loszulassen. Die trauernde Frau hatte sich an diese Oreo-Keksdose wie an ein lebendes Wesen geklammert. Grace beschützte diese Dose wie ein Kleinod. Daar hatte beobachtet, wie sie heute Abend Mary auf den Kaminsims unten im Wohnzimmer gestellt hatte.
Es war wirklich höchste Zeit, dass er sich mit Grace Sutter unterhielt. Daar machte sich mehr Sorgen über die dunkle Bedrohung, die heute die Nacht verdüsterte, als über Greys Verbot, mit Grace zu reden. Also begab er sich auf den Weg zur Treppe, die vom Nordturm herunterführte.
Er warf noch einen letzten Blick auf den stürmischen, unruhigen Himmel und ging hinunter zum warmen Feuer. Er war sicher, dass der Krieger jeder Herausforderung gewachsen war, die der stürmische Himmel ankündigte. Schließlich war das der Grund, warum Daar überall in der Zeit gesucht hatte, um einen passenden Gefährten für die Frau zu finden, die sieben Töchter haben würde.
Morgen würde Greylen MacKeage seinem Schicksal gegenübertreten – und dann beweisen müssen, dass er seiner würdig war.
Es war Grace nicht gelungen, mit Vater Daar zu sprechen wie geplant. Zweimal hatte sie es versucht, doch er sagte jedes Mal, er habe keine Zeit. Er wäre mitten in einer Novene. Sie hatte
sogar im Lexikon nachgeschlagen, was das hieß: Es war eine Andacht, die neun Tage dauerte.
Und so blieb ihr niemand als das Baby und die MacKeages. Und Jonathan. Und die verdammte Seilbahn, um die sie sich
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