Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
kümmern musste.
Grey und Morgan waren bei Michael MacBains Weihnachtsbaum-Farm und bauten dort die Schneemaschine auf, in der Hoffnung, dass die Temperatur im Rest der Nacht so weit fallen würde, dass sie Schnee herstellen konnten. Callum war zurückgefahren zu ihrem Haus, um die Hühner, die Ziege und die Katzen zu holen. Sie hatte ihm Glück gewünscht, als er aufbrach, und auf dem ganzen Weg zu seinem Pritschenwagen hatte er ein sehr finsteres Gesicht gezogen. Ian hatte sich in die Lifthütte zurückgezogen, weil er offensichtlich nicht mit ihr alleine im Haus sein wollte. Sowohl Ian als auch Callum hatten sich geweigert, Grey bei der Rettung von MacBains Bäumen zu helfen, und Grace vermutete, dass Morgan nur Greys wegen mitgegangen war. Grey konnte das alleine nicht schaffen.
Ian hatte sie lediglich finster angesehen, als sie mit dem Baby hier aufgetaucht war, und Jonathan hatte er völlig ignoriert.
Da Ian sich ins Lift-Häuschen zurückgezogen hatte und schmollte, konnte Grace mit der Seilbahn nichts unternehmen. Nicht für den ganzen Sonnenschein Floridas würde sie dem zornigen alten Mann allein entgegentreten wollen. Sie wartete lieber auf Grey. Und wenn’s bis zum Morgengrauen dauerte.
Jonathan saß mit seinem Computer im Esszimmer und war damit beschäftigt, herauszufinden, was es ihn kosten würde, wenn sie Schötchens Daten nicht erfolgreich wiederherstellen konnten. Grace war das zurzeit total egal. Und dieser völlige Mangel an Interesse für etwas, woran sie so hart gearbeitet hatte, erstaunte sie. Mehrere der Daten-Kollektoren in Schötchen
waren von ihr. Es war ihre große Chance zu beweisen, dass sie Recht hatte mit ihrer Behauptung, dass ein Ionenantrieb möglich und auch erschwinglich war.
Doch aus unerfindlichem Grund war es ihr nun herzlich wurscht, ob es innerhalb der nächsten zehn Jahre auf dem Mars menschliche Kolonien geben würde oder nicht. Irgendwann während der vergangenen paar Wochen hatte sie aufgehört, mit dem Weltall zu kommunizieren. Sie hatte nämlich ihre wahre Herausforderung entdeckt: zu leben und zu lieben. Und zwar hier auf der Erde.
Das lag zum Teil auch an Grey. Er hatte ihr sozusagen in einem Crashkurs beigebracht, dass es etwas gab, das weitaus wichtiger war als Technologie und moderne Wissenschaft. Durch Grey hatte sie verstanden, dass die Menschen trotz allem Fortschritt nach wie vor die alten Werte brauchten, um zu leben. Sie brauchten das gegenseitige Zugehörigkeitsgefühl und das Vertrauen.
Grace hatte diese Werte in den vergangenen vierzehn Jahren aus den Augen verloren. Sie hatte mit Menschen gelebt, die nur an materiellen, nicht an ideellen Werten interessiert waren.
»Dieser MacKeage«, unterbrach Jonathan ihre Gedanken, als er ins große Zimmer von Gu Brath trat, »traust du ihm zu, dass er uns wirklich morgen zur Absturzstelle bringen wird?« Er schaute auf seine Uhr und runzelte die Stirn. »Ich meine heute. Verdammt. Es ist schon Mitternacht. Wir haben schon sechsunddreißig Stunden verschwendet.«
»Er wird es tun«, versicherte sie ihm.
Er ging zum Feuer und streckte seine Hände der Wärme entgegen, während er sich im Zimmer umsah. »Das ist ein echtes Wahnsinnshaus, das MacKeage hier hat.« Er lachte. »Ich glaube, mein letztes Angebot über vierzigtausend war eine Beleidigung. Wo verdient er nur so viel Geld? Ich habe den Namen
MacKeage noch nie in der Wirtschaftswelt gehört. Und durch das Leben in Pine Creek hat er so viel Geld garantiert nicht verdient.«
Grace zuckte mit den Schultern und schloss das Buch, in dem sie geblättert hatte. Sie hatte es nicht lesen können, denn es war in einer Sprache geschrieben, die sie nicht kannte.
»Du scheinst dir ja keine allzu großen Sorgen über unseren Satelliten zu machen«, stellte er nun anklagend fest, setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber und beugte sich vor. »Was ist in dich gefahren? Die Grace Sutter, die ich kenne, wäre jetzt mit ihrem Computer beschäftigt, nicht mit irgendeinem alten Buch.«
»Warum tun wir das, Jonathan? Warum versuchen wir so krampfhaft, das Weltall zu erobern? Wir haben nicht mal die ganze Erde erforscht. Warum konzentrieren wir uns nicht darauf?«
Ihre Fragen schienen ihn zu überraschen. »Weil dort die Zukunft liegt«, erklärte er ihr. »In hundert Jahren wird die Erde kahl und leblos sein. Wenn wir nicht ins All reisen und neue Welten erforschen, werden wir nicht überleben.«
»Aber sie würde nicht zum Ödland werden, wenn wir unsere Energie
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