Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
beschäftigte.
Sie machte sich Sorgen um ihn. Ein Feuer zu löschen war gefährlich. Dabei konnte es alle möglichen Komplikationen geben. Wasser-Boiler konnten explodieren, Glas konnte platzen und herumfliegen, und natürlich konnte die Versammlungshalle auf die Löschmannschaft herunterstürzen.
Was für ein geborgenes Leben hatte sie doch in den vergangenen vierzehn Jahren geführt, im stillen Kämmerlein mit ihrer
Forschung, wo sie Zahlen hin und her schob, bis sie in das Puzzle passten, an dem sie arbeitete. Wie sicher sie dabei gewesen war. Und wie ganz mit sich selbst beschäftigt.
Und wie trivial, verglichen mit dem Glucksen, Brabbeln und Lächeln des Babys. Küsse, die ihr Herz zum Schmelzen brachten, und dem Erwachen neben einem Mann, der sie mit Haut und Haaren besitzen wollte. Das hier war Gefahr, Risiko – und möglicherweise auch Ärger. Aber es war genau das, was sie ab jetzt bis zu ihrem Lebensende haben wollte.
»Könnte er gleich explodieren?«, riss Ian sie aus ihren Gedanken.
Grace schaute auf und stellte fest, dass er misstrauisch den Draht in ihrer Hand beäugte. Schnell wirbelte sie das metallene Ende des Drahts um das Kabel.
»Nein, jetzt wird noch gar nichts geschehen«, versicherte sie, nahm das andere Stück Draht und wickelte es um den Rahmen des in Beton verankerten, riesigen Rades, das das Kabel drehte und den Berg hinaufbewegte.
Sie schielte Ian an. »Hast du schon mal einen elektrischen Schlag abbekommen?«, fragte sie. »Ein nacktes Kabel berührt oder bist von einem Blitzstrahl fast getroffen worden?«
Er schnaubte. »Was haben denn Blitze damit zu tun?«
Grace zuckte mit den Schultern. »Nichts. Aber du wolltest wissen, ob du dich an diesem Kabel verbrennen könntest. Blitzstrahlen sind halt elektrische Ströme ohne die Leitung vom Kabel und den Schutz von Plastik. Ein Blitz kann einen Mann töten oder ihn manchmal auch nur des Bewusstseins berauben.«
»Das weiß ich«, sagte er und trat einen Schritt rückwärts. »Ist es das, was wir hier machen?«, fragte er, und sein Gesicht wurde bleich. »Machst du Blitze, Mädel?«
Grace wandte sich von ihm ab, damit er ihr Stirnrunzeln nicht sah. »Nein«, sagte sie, »dafür werden es zu wenig Volt
sein. Blitzschläge sind viel stärker und schwerer vorauszusagen.«
Er machte noch einen Schritt rückwärts. »Ich … ich denke, ich sollte gehen und mal nachsehen, was dieser Jonathan macht«, sagte er. »Vielleicht braucht er meine Hilfe.«
Er war schon draußen, noch bevor Grace protestieren konnte. Sie ging zur Tür und sah seinem hinkenden, aber blitzartigen Rückzug in Richtung Hotel zu. Abwesend schaute sie hinunter auf ihre eigenen Füße, drehte den Knöchel zur Seite und betrachtete die Eis-Spikes, die Ian ihr gebracht hatte. Er hatte darauf bestanden, dass sie sie anzog. Was hatte sie um Himmels willen gesagt, das ihn so verschreckte? Der Mann hatte sich ja so benommen, als wäre ihm ein Geist erschienen.
Genau genommen hatte er so gewirkt wie Michael, als er ihr widerwillig von seiner Reise durch die Zeit erzählte.
Grace wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, dachte allerdings dabei über Ians Reaktion nach – und warum sie überhaupt den Gedanken gehabt hatte, das Thema Blitze aufzubringen.
Vielleicht lag es daran, weil es ihr nicht gelang, Michaels Geschichte aus dem Kopf zu kriegen. Er war so sicher gewesen, was da mit ihm geschehen war. Seine Art zu erzählen war glaubhaft gewesen, jedes Detail hatte gepasst – von der Tatsache, dass es keine Knöpfe gab, bis zu der, dass der Kalender sich geändert hatte. Es stimmte schon, sie wusste nicht viel über mittelalterliche schottische Krieger, aber Greylen MacKeage besaß ein antiquarisches Schwert, Ian benahm sich, als wäre Elektrizität eher Magie als Wissenschaft, und alle zusammen lebten sie in einer Burg.
Vier Jahre, hatte Michael gesagt. Falls, aus irgendeinem phänomenalen Grund, Zeitreisen doch möglich waren – würden vier Jahre ausreichen, damit sich Menschen aus dem Mittelalter der neuzeitlichen Gesellschaft anpassen konnten?
Grace begann zu zittern, als ihr klar wurde, was sie da eigentlich
überlegte. Es war nicht möglich. Sie wusste, dass es nicht möglich war. Die Wissenschaftlerin in ihr wusste, dass es noch niemandem bisher gelungen war zu beweisen, dass eine Manipulation der vierten Dimension möglich war.
Doch andererseits hatte auch noch nie jemand beweisen können, dass sie nicht möglich war.
Plötzlich ertönte ein rauer
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