Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
ich möchte, dass du und dein Kind noch heute Abend in Sicherheit sind.«
»Aber du weißt ja nicht einmal, wo wir sind.«
»Das werde ich, sobald ich mich etwas orientiert habe. Ich werde dich für etwa eine Stunde allein lassen müssen. Aber dann komme ich zurück und bringe euch von hier weg.«
»Wir sollten uns nicht trennen.«
Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. »Vertrau mir, Grace. Eine Stunde, und dann bin ich zurück, ich verspreche es.«
Dieses Versprechen hallte noch lange in Grey nach, als er sich mühsam durch den Schnee auf den steilen Hängen des Waldes arbeitete. Zwischen die Litanei des wiederholten Versprechens streute er immer wieder Flüche.
Wie viele Stürme und andere Schreckenstests würde er noch überstehen müssen, bevor er endlich verstand, warum er überhaupt
hier war? Was für eine Macht transportiert einen Mann achthundert Jahre durch die Zeit und setzt ihm dann derartige Hindernisse in den Weg, um seinen Mut zu prüfen?
Er wünschte, er hätte sein Schwert bei sich. Seine rechte Hand fühlte sich nackt an, verloren ohne die Sicherheit seines Gewichts. Leider lag es zu Hause in seinem Zimmer in Gu Brath, nutzlos und außer Reichweite.
Er hätte es gern in der vergangenen Woche in Chicago bei sich gehabt, genauso gern wie jetzt gerade. Die Reise war für ihn viel zu laut, übervölkert und oft beängstigend gewesen. Er hatte so viele Menschen gesehen, mit verschiedenen Hautfarben, seltsamen Sprachen und noch seltsamerer Kleidung. Tausende – Millionen von Menschen –, alle zusammengepfercht in der Stadt Chicago, wo sie ein unvorstellbares Leben führten. Seine Geschäftsreise war eine große Prüfung für ihn gewesen, die allerdings notwendig gewesen war, damit ihr Wintersportzentrum zum Erfolg führte. Es war ihm auch gelungen, das zukünftige Wintersportzentrum TarStone der Welt der Reisespezialisten bekannt zu machen.
Der Flug nach Chicago hatte ihn jedoch fast völlig fertig gemacht.
Und der Flug nach Hause hatte ihn beinah umgebracht.
Grey wandte sich um und begann den Hang hinaufzusteigen, wobei er etwas weiter nördlich ging. Langsam entspannte er sich, denn obwohl er immer noch nicht genau wusste, wo er war, fühlte er – mehr eine Ahnung –, dass er sich in bekanntem Gelände bewegte. Zumindest rückte in diesen Bergen seine Lebensenergie wieder ins Gleichgewicht.
Grey schnaubte vor sich hin. Falls das überhaupt möglich war.
Vier Jahre lang hatten er und seine Männer versucht, die Reise zu verstehen, auf der sie sich befanden und die sie zwang, sich in diesem seltsamen neuen Land zurechtzufinden.
Sie mussten lernen, sich anzupassen, um nicht unterzugehen.
Der alte Priester Daar war ihre einzige Überlebenshilfe gewesen, und diese unleugbare Tatsache bereitete Grey mehr Sorgen, als er zu erkennen gab. Der Priester hatte etwas Seltsames, fast Übernatürliches an sich.
Außerdem war da die Tatsache, dass Daar ihre Dolche und Schwerter für eine so unglaubliche Summe verkauft hatte. Grey hatte sich den Markt betrachtet, als er erst einmal gelernt hatte, wie. Obwohl ihre Waffen heute als Antiquitäten sehr wertvoll waren, hätten sie nicht das Vermögen einbringen können, von dem der Priester behauptet hatte, es durch ihren Verkauf bekommen zu haben. Gu Brath war mit Geld gekauft worden, das nahezu wie von Zauberhand aufgetaucht war.
Und da war noch so eine Sache: Warum war der Priester nicht erstaunter gewesen, als zehn gefährlich aussehende, angsterfüllte Krieger in seine Kirche eindrangen? Es war, als ob Daar, genau wie das Geld, wie durch Zauberei erschienen war.
Grey war mehr als einmal versucht gewesen, Daar zur Rede zu stellen, den Priester zu fragen, warum er ihre Geschichte so einfach geglaubt hatte und warum er so ohne weiteres zugestimmt hatte, ihnen zu helfen. Doch jedes Mal, wenn Grey daran gedacht hatte, das Thema anzuschneiden, hatte er sich schließlich doch dagegen entschieden.
Der alte Priester erinnerte Grey zu sehr an den Mann – oder den Zauberer oder was sonst der Kerl gewesen war –, den er oben auf dem Hügel gesehen hatte, kurz bevor das große Unwetter vor vier Jahren über sie hereingebrochen war. Daars Haar war kürzer, sein Bart ordentlich gestutzt, aber außer seinem Alter und seiner Haarfarbe war die Ähnlichkeit so unheimlich, dass Grey misstrauisch genug geblieben war, um ihn schließlich doch nicht zur Rede zu stellen.
Falls Daar wirklich derselbe Mann war, den er vor vier Jahren
gesehen
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