Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Wärme der Hütte. »Was ist passiert? Was brauchst du?«
Grey wandte sich heftig zu ihm um, und Daar machte einen
Schritt rückwärts. Irgendetwas Unergründliches lag im Blick des Kriegers.
Etwas Furchterregendes.
Grey löste die Tragetasche, die auf seiner schwer atmenden, schwitzenden Brust hing und zog einen winzigen Säugling heraus, der sich wand und leicht knätschte, aber offensichtlich putzmunter war.
»Er ist total nass«, sagte er schnaufend. »Du musst ihn trocken bekommen, bevor er zu kalt wird.«
»Ich ?«, fragte Daar erschreckt und betrachtete das zappelnde Etwas, das Grey auf den Tisch gelegt hatte. »Ich verstehe nicht das Geringste von Säuglingen!«
Grey kümmerte sich nicht um seine Worte und begann, den Kleinen auszuziehen. »Dann hol mir ein Handtuch«, befahl er. »Und einen Waschlappen. Er ist schier von meinem Schweiß aufgeweicht.«
Daar hastete in die Küchenecke der einräumigen Hütte, holte ein Handtuch und einen Lappen und brachte sie Grey. Verblüfft beobachtete er, wie geschickt der junge Krieger den Kleinen versorgte.
»Wer ist das?«, fragte er.
»Er gehört Grace Sutter«, erklärte Grey, zog eine Windel aus der Tasche und stellte fest, dass sie genauso durchnässt war wie vorher das Kind. Er warf sie achtlos auf den Boden und benutzte das Handtuch als provisorische Windel. Dann sah er Daar an.
»Sie ist noch oben auf dem Berg, etwa zwei Meilen weit entfernt. Ich habe sie in einer Schneehöhle untergebracht, aber sie ist zudem gefährlich nass.«
Die Verzweiflung, die Daar in Greys Blick entdeckte, lief ihm kalt über den Rücken.
»Lange wird sie es nicht mehr aushalten«, fuhr Grey fort. »Ich lasse das Baby hier und gehe nach Gu Brath, um die Schneeraupe zu holen.«
»Nein, das tust du nicht, erst wirst du dich ausruhen«, befahl Daar, ging zu dem Eimer auf der Anrichte und füllte ein Glas mit Wasser. »Und du musst die verlorene Flüssigkeit ausgleichen und etwas essen. Sonst kommst du nicht einmal bis zur natürlichen Brücke.«
Er stellte das Glas Wasser auf den jetzt leeren Tisch. Grey ging mit dem Kleinen auf dem Arm im Zimmer auf und ab. Das Kind lehnte an Greys Brust unter seinem Kinn und saugte hingebungsvoll an seinem eigenen Händchen.
»Ich habe keine Zeit, verstehst du das denn nicht?«, sagte Grey und funkelte ihn aufgebracht an. »Sie stirbt sonst.«
»Und wenn du zusammenbrichst, bevor du jemanden erreichst, der dir hilft? Wie stehen ihre Chancen dann?«, gab Daar zurück, zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und deutete auffordernd darauf.
Grey schüttelte den Kopf. Er wollte sich nicht entspannen, bevor er alles erledigt hatte.
»Hol sein Fläschchen aus der Tasche«, bat er stattdessen und drückte Daar den Kleinen in die Arme. »Das Wasser trinke ich, aber essen werde ich nichts, sonst wird es mir nur schlecht.«
Überrumpelt setzte sich Daar mit dem Baby auf den Stuhl, aber er wagte nicht, sich Greylen MacKeage zu widersetzen. Grey schraubte die Flasche auf, steckte den Sauger daran und gab sie Daar.
»Soll man die nicht aufwärmen oder so?«, fragte Daar und hielt das nun unruhige Kind verkrampft fest.
»Wahrscheinlich kocht sie eher, weil sie durch meine Körperwärme erhitzt worden ist.«
Daar schob den Sauger in den kleinen Mund und lächelte plötzlich, als der Kleine eifrig und hungrig zu saugen begann. Zufrieden, dass er mit seiner Aufgabe zurechtkam, sah er zu Grey auf.
»Was ist passiert?«
»Ich war in einem verdammten Flugzeug, das plötzlich beschloss, nicht mehr fliegen zu wollen. Wir sind auf dem Nordfinger-Kamm abgestürzt.« Er stürzte das Glas mit dem Wasser auf einmal hinunter und ging zur Anrichte, um es wieder zu füllen. »Grace und das Baby waren dabei, und der Pilot ist tot.«
Daar runzelte die Stirn. »Sagtest du Grace Sutter? Ist sie die Schwester von unserer Mary?«
Grey nickte knapp. »Ja. Sie ist Marys Schwester.«
Der alte Priester betrachtete den Krieger nachdenklich, mit dem er sich vor vier Jahren angefreundet hatte, nachdem Grey und neun andere Männer unvermittelt in seiner Kirche aufgetaucht waren. Sie hatten unausgesprochen eine Art Pakt geschlossen. Die Männer brauchten ihn, damit er ihnen die Notwendigkeiten und Tücken der Neuzeit erklärte – und er brauchte Greylen MacKeage als Vater für seinen Nachfolger.
Nicht dass Daar diese Kleinigkeit dem Krieger gegenüber je erwähnt hätte. Er war klug genug, für sein eigenes Wohlergehen zu sorgen. Laird MacKeage war vor vier Jahren extrem
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