Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
spuckte hinter sich klirrende Eisstücke.
Grace schloss die reparierte Tür und lehnte sich an die Wand. Gut, die Sache war nachdenkenswert. Es hatte den Anschein, als würde Greylen MacKeage sie wiedersehen wollen.
KAPITEL 10
G race war gerade dabei, die Kleidungssachen des Babys zusammenzufalten, als sie innehielt und das Fernsehgerät lauter drehte. In den Nachrichten wurden Szenen des Chaos gezeigt – aus vier amerikanischen Bundesstaaten und dem kanadischen Quebec. Sie konnte kaum glauben, was sie dort sah.
Hochspannungsmasten fielen der Reihe nach um wie Dominosteine, weil sie das Gewicht der eisbedeckten Kabel nicht mehr tragen konnten. Bäume, die total mit einer mächtigen Eisschicht bedeckt waren, krachten unter dem Druck ein, blockierten Straßen, rissen Elektrokabel herunter und vergruben Autos und Häuser unter sich. Die gesamte Welt war mit einer kristallglänzenden Schicht bedeckt und wirkte wie eine riesige marmorne Skulptur. Man konnte glauben, dass die Bilder aus der Antarktis stammten.
Ununterbrochen fiel der Regen weiter und fror blitzartig auf allem fest, was er berührte. Der Wetterbericht kündigte zwar Besserung an – doch wann genau war unsicher.
Derzeit waren bereits Hunderttausende von Menschen ohne Strom, und es wurde vorausgesagt, dass diese Zahlen die Millionen erreichen würden. Der Norden von Neuengland, New York und Quebec waren im Ausnahmezustand.
Grace wandte den Blick vom Fernsehgerät ab und spähte aus dem Wohnzimmerfenster. Es regnete seit vier Tagen, und die Eisschicht wurde zunehmend dicker. Sie konnte aus den Fenstern in Richtung Norden oder Westen gar nichts mehr sehen, und auch das Südfenster bildete nun festes Eis auf den
Scheiben. Ab und zu schien das Haus unter dem wachsenden Gewicht zu ächzen.
Sie beschloss, auf den Dachboden zu steigen, um zu prüfen, wie gut das Dach die unwillkommene Last verkraftete. Das Baby schlief nach seinem Mittagessen so fest wie eine zufriedene Katze. Genau wie die leibhaftigen drei Katzen, die sie von Mary geerbt hatte. Zusammengerollt lagen sie behaglich um den warmen Kamin. Sie lächelte bei ihrem Anblick, nahm sich den Babyfunk und befestigte ihn am Bund ihrer Jogginghose.
Sie fand in der Küche eine Taschenlampe und machte sich auf den Weg hinauf zum Dachboden. Als sie die Tür öffnete, kam ihr ein Wirbel kalter Luft entgegen, und Grace schloss fröstelnd den obersten Knopf von Greys Flanellhemd, das sie trug.
Sie hatte heute Morgen das Hemd aus seinem Versteck unter dem Kopfkissen geholt und sich dabei wie ein verliebter Teenager gefühlt. Sie vermisste ihn, obwohl er erst gestern hier gewesen war und sie mal wieder geküsst hatte, dass sie fast den Verstand verlor.
Würde er heute wiederkommen, um nach ihr und dem Baby zu sehen? Und sie erneut küssen?
Himmel! Sie sollte wirklich versuchen, sich besser in den Griff zu kriegen. Sie sollte ihr Mantra ständig vor sich hin sagen: Falscher Mann, falscher Zeitpunkt . Sie durfte sich nicht verlieben, solange sie das Kind eines anderen liebte. Nicht, solange diese beiden Männer einander hassten.
Es gab wohl keine Möglichkeit, dass Grace und das Baby und Grey und Michael den gleichen Lebensraum friedlich teilten.
Wenn sie sich in Greylen MacKeages Gegenwart weiter so aufführte, wäre das Problem geradezu programmiert. Ganz eindeutig sollte sie nach der Sommersonnenwende zu ihrem normalen Leben nach Virginia zurückkehren.
Grace knipste die Taschenlampe an und schloss die Tür hinter
sich, damit die Wärme im Haus blieb. Während sie den Strahl der Taschenlampe herumwandern ließ, stellte sie fest, dass der Dachboden mit jeder Menge von Gerümpel gefüllt war. Eine Ansammlung über zig Jahre: zerbrochene Stühle, die darauf warteten, repariert zu werden; Schachteln mit Kleidern, Lampen, Bilder; Weihnachtsdekoration und sogar ein altes Tonbandgerät, das fast so groß war wie ein Sofa.
Doch was sofort ihr spontanes Interesse weckte, waren die Babymöbel. Es gab ein Bettchen, eine Wiege, einen Wickeltisch und einen Hochstuhl, alles aus Eiche und mit einer dicken, jahrealten Staubschicht darauf.
Das war nahezu fantastisch! Alles, was sie für das Baby brauchte, stand hier. Wahrscheinlich steckten in manchen Kisten sogar noch einige von ihren und Marys alten Kinderklamotten.
Grace beschloss, erst das Dach zu prüfen und dann ein paar Sachen hinunterzuschaffen. Sie richtete das Licht der Taschenlampe auf den mittleren Firstbalken, der sich über den ganzen Dachboden
Weitere Kostenlose Bücher