Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
auf ihre Frage einzugehen. »Wahrscheinlich trägst du dabei ein Seidenkleid, Perlen und empfindliche Schuhe mit hohen Absätzen. Und am Ende des Abends bringen sie dich bis zu deiner Tür und geben dir einen sehr zivilisierten Gutenachtkuss.« Er schoss einen Blick in ihre Richtung, dann schaute er wieder zurück auf die Strecke. »Und am nächsten Tag schicken sie dir Blumen, nicht wahr, Grace? Und bitten dich, in der nächsten Woche noch einmal mit ihnen auszugehen.«
»Was willst du damit sagen?«, wiederholte sie knirschend.
»Bis auf den Vater des Babys«, sagte er und sah sie wieder an. Seine Augen wirkten wie klar umgrenzte Teiche von unreflektiertem Licht. »Er ist an deinen Verteidigungslinien vorüber und bis in dein Bett gekommen. Und dann hat er dich mit einem Kind allein gelassen, das du jetzt alleine aufziehen musst. Hat er die Absicht, dir demnächst einmal im Monat einen Scheck zu schicken, um für seine Feigheit zu bezahlen?«
»Das reicht«, sagte sie und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. O ja, sie hatte einen großen Fehler gemacht – nämlich, indem sie sich mit ihm alleine in dieser Situation befand.
Er war primitiv.
»Es geht dich überhaupt nichts an«, zischte sie, »wer und wo der Vater des Babys ist. Absolut gar nichts.«
Die Schneeraupe blieb so abrupt stehen, dass Grace sich
festklammern musste, um nicht gegen die Scheibe zu prallen. Sie wartete nicht einmal, um nachzusehen, wo sie waren, sondern riss die Tür auf und sprang hinaus. Verbissen stampfte sie über den vereisten Schnee und trat dabei so heftig auf, dass die Eiskruste brach.
Verdammter Typ. Das war doch ein bescheuerter Spinner. Und sie hatte sich tatsächlich vorgegaukelt, dass sie ihn gern hatte!
Plötzlich war er direkt neben ihr, wanderte leichtfüßig über die Eisschicht hinweg und verbrauchte dabei nur ein Zehntel der Energie, die sie einsetzte. Grace blieb stehen und drehte sich zu ihm. Dabei hielt sie ihre Hand vor die Stirn, um den Regen abzulenken und ihn besser anfunkeln zu können.
»Ich werde euren verdammten Lift retten, MacKeage, aber nur unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«, fragte er ruhig und in extremem Gegensatz zu ihrem Zorn.
Das verärgerte sie nur noch mehr. »Dass du mir deine Schneemaschine leihst und mir hilfst, sie heute Abend auf der Bigelow Weihnachtsbaum-Farm aufzustellen.«
Die stoische Ruhe verschwand so schnell aus seinem Gesicht, dass Grace einen Schritt rückwärts machte.
»Nicht solange Sie leben, junge Dame. MacBains Bäume können von mir aus mit Stumpf und Stiel verrotten.«
»Na prima. Dasselbe gilt auch für euren verdammten Lift«, gab sie zurück, drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück den Hang hinunter. Diesmal brach sie jedoch nicht durch die Eiskruste und passte genau auf, wohin sie ihre Füße setzte. Sie fand die Spur, die die Schneeraupe hinterlassen hatte, und folgte ihr – bis sie von hinten gepackt und so schnell herumgewirbelt wurde, dass sie aufschrie.
»Du kannst diesen Berg nicht einfach hinunterspazieren«, fauchte er, und seine grünen Augen glitzerten sie zornig an.
»Ich bin diesmal nicht vom Himmel gefallen, MacKeage, so wie beim letzten Mal.«
Obwohl ihr Herz sich so anfühlte, als wäre es vom Himmel gefallen. Und beim Aufprall zerbrochen. Sie war so enttäuscht, dass sie sich am liebsten auf den Boden gesetzt und geweint hätte. Warum war dieser derart gut aussehende, raubeinige, fähige Mann ein solcher Idiot? Und vor allem, warum fühlte sie sich überhaupt so zu ihm hingezogen?
Das war das Traurigste an der ganzen Sache. Er pflegte einen Hass auf MacBain, und er konnte nicht verstehen, wie sehr – oder warum – ihr das wehtat. Der Mann, mit dem sie vor drei Tagen eine so bemerkenswert enge Verbindung geknüpft hatte, hasste den Vater ihres Neffen. Sie und das Baby würden eine Verbindung zwischen ihm und Michael bilden – falls sie sich je mit Grey einließ.
In diesem Moment war sie klar genug bei Verstand, um einzusehen, dass sie sich schon jetzt gefühlsmäßig viel zu sehr auf ihn eingelassen hatte. Das hatte angefangen, als er das Baby in Sicherheit gebracht und zurückgekommen war, um auch sie zu holen. Und vorhin, in der Lifthütte, hatte sie gespürt, wie stark dieses Band zwischen ihnen war. Es hatte sie eingehüllt in der Wärme des Gefühls, etwas ganz Besonderes mit einem ganz besonderen Mann zu teilen.
Doch dieses Band wurde gerade von einer seelenlosen Eisschicht überzogen, genauso
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