Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
Dreimal sogar, um genauer zu sein.« Grace sprach mit den undeutlich zu erkennenden meterhohen Deckenbalken über ihnen. »Einmal in deiner Jacke, als das Flugzeug
abstürzte, einmal, als du deinen Mund auf seinen gelegt und ihm das Leben wieder eingehaucht hast, und dann noch einmal, als du ihn den Berg hinuntertrugst.«
»Verdammt.«
»Damals hast du ihn noch nicht verdammt.« Sie drehte sich zur Seite und fixierte ihn. »Du hast nicht einmal einen Gedanken an seine Herkunft verschwendet. Du hast einfach nur ein unschuldiges Kind vor dir gesehen, das zum Überleben deine Kraft brauchte.«
»Verdammt.«
Schließlich stand Grace auf, hielt ihre Jacke vor sich und bückte sich nach ihren Kleidern. Sie ging hinter eines der Sofas und begann, sich anzuziehen, wobei sie Grey weiterhin aus dem Augenwinkel beobachtete. Er hatte sich immer noch nicht bewegt.
»Er ist nach wie vor dasselbe unschuldige Baby«, sagte sie in die Stille hinein. »Und außerdem ist er mein Neffe. Ich werde ihn bis zum letzten Atemzug beschützen.«
Er stand so plötzlich auf, dass Grace beinah vor Schreck umgefallen wäre bei dem Versuch, sich die Hosen hochzuzerren und gleichzeitig einen Schritt rückwärts zu machen. Grey zog sich ebenfalls die Hosen hoch, hielt dann aber inne, als er das Blut auf seinem Schenkel sah.
Grace versteckte ihr sich errötendes Gesicht in ihrem Rollkragenpulli, indem sie ihn sich umständlich über den Kopf zog.
Als sie ihn wieder ansah, schloss er gerade den Gürtel an seiner Hose. Sein eindringlicher, grüner Blick bohrte sich in ihre Seele.
»Jetzt gehörst du mir, Grace Sutter. Du bist mir verpflichtet und verbunden«, sagte er mit einer Wildheit, die sie bis in die nackten Zehenspitzen fühlte.
Sie wandte den Blick ab und zog sich den zweiten Pulli an. Heilige Maria Muttergottes. Er war offenbar noch primitiver,
als sie sich vorgestellt hatte. Plötzlich benahm er sich, als ob sie sein Besitz wäre.
»Das ist altmodisch«, erklärte sie ihm und wedelte mit den Socken durch die Luft, während sie nach ihren Stiefeln suchte. »Frauen gehören jetzt nicht mehr den Männern. Und zwar seit ungefähr zweihundert Jahren.« Sie deutete mit den Socken auf ihn. »Ich gehöre nur mir selbst, Greylen MacKeage. Und meine einzige Verpflichtung ist die gegenüber meinem Neffen und meiner toten Schwester.«
Er hob sein Hemd hoch und zog es an, anscheinend unbeeindruckt von ihrer Erklärung. »Warum warst du noch Jungfrau?«, fragte er.
Sie hörte auf, nach den Stiefeln zu suchen, und sah ihn an, wobei sie spürte, wie erneut heiße Röte in ihre Wangen stieg. Verflixt.
Sie hob das Kinn. »Ich wollte mich für die Ehe aufsparen.«
Sein linker Mundwinkel hob sich. »Das ist aber etwas altmodisch für ein Mädel, das sich für derart modern hält wie du, findest du nicht?«, fragte er.
»Ist es nicht. Eine Frau, die Jungfrau bis zur Hochzeit bleibt, hat eine sehr hippe, moderne Einstellung.«
Er schaute hinunter zu den Kissen auf dem Boden, dann sah er sie wieder an. »Dann schätze ich, das bedeutet, dass ich der Mann bin, den du vorhast zu heiraten«, sagte er, und seine Stimme klang so eindringlich und voll, dass es Grace schauderte.
»Zu heiraten würde bedeuten, dass einer von uns beiden umziehen müsste. Und ich bezweifle, dass du es länger als einen Monat in Virginia aushalten würdest«, erklärte sie und ging zu einem Stuhl, um sich die Socken anzuziehen, sorgfältig darauf bedacht, dass das Sofa zwischen ihnen stand.
»Die Frage ist: Wie lange wirst du es hier aushalten, Grace?«
Sie sah erschreckt auf. »Mein Leben ist in Virginia. Ich habe dort eine Arbeit.«
Er musterte sie eine ganze Minute lang, dann ging er hinüber zur anderen Wand. Er hob ihre beiden Stiefel auf, brachte sie ihr hinüber und hielt sie ihr so lange hin, bis sie sie nahm.
Sie konnte sich kaum bewegen. Er hatte sie mit seinem Blick festgenagelt.
»Du gehst nicht mehr zurück nach Virginia, Grace. In der Stunde, in der du beschlossen hast, das Baby hierher zu bringen, stand auch die Entscheidung fest, dass du bei ihm bleiben würdest.«
Wie konnte er das wissen? Sie war keineswegs mit ihren eigenen Gefühlen im Reinen. Sie hatte sich vier Monate beurlauben lassen, um sich hier darüber klar zu werden. Und jetzt wollte er ihr beibringen, wie genau sie sich entschieden hatte?
Sie schlüpfte in ihre Stiefel und stand auf. »Ich bin jetzt bereit, nach Hause zu fahren«, sagte sie und ging zur Tür.
Er trat an den Kamin und
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