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Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Das Herz des Menschen: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz des Menschen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Kalman Stefánsson
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verstummen sie, eine Frauenstimme sagt etwas, die Tür geht auf, die Hunde drängen eifrig herein, und die Frau mit den grünen Augen folgt ihnen.
    Die Hunde halten sich nicht damit auf, den Jungen zu beschnuppern, laufen aber so nah an ihm vorbei, dass einer ihn streift; der Sarg ist es, der sie anlockt, Ástas Geruch nach Geräuchertem, die Hunde folgen ihrer Nase und ihrem Hunger, sie legen die Vorderpfoten auf den Sarg und richten sich so weit auf, dass sie fast auf den Hinterbeinen stehen wie Karikaturen von Menschen, sie schnuppern und wedeln mit dem Schwanz.
    Álfheiður stellt sich neben den Jungen, sie sehen den Hunden zu.
    Ich weiß nicht, ob das jetzt richtig ist, murmelt der Junge.
    Das wissen wir ohnehin nur selten, gibt sie zurück, ruft aber leise die Hunde, die gehorchen, zu ihr kommen und mit Augen voller arglosem Vertrauen zu ihr aufschauen. Sie holt zwei große Brocken Fleischabfälle hervor und wirft sie in den Gang, die Hunde stürzen sich darauf und verschlingen sie so rasch, dass es nach Verzweiflung aussieht; zwischendurch knurren sie manchmal, anschließend schauen sie Álfheiður an und wedeln mit dem Schwanz.
    Die sind ja regelrecht ausgehungert, sagt der Junge.
    Ja, der alte Arnar lässt sie nicht ins Haus.
    Wer ist Arnar?
    Der Mann, dem sie gehören. Er hat sie seit zwei Tagen nicht mehr eingelassen. Dann streunen sie gern um die Kirche herum und hoffen, dass Gott ihnen einen Bissen hinwirft.
    Warum behandelt er sie so schlecht?
    Gott ist kein Hundefreund, vielleicht ist er auch kein Menschenfreund.
    Ich meinte Arnar, sagt der Junge nach einer Weile. Er hat versucht, sie zu betrachten, ohne sie anzusehen, sie aber richtet all ihre Aufmerksamkeit auf die Hunde.
    Nun ja, es kommt schon mal zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen, die damit enden, dass Arnar sie rauswirft, bei jedem Wetter. Er sagt, dass sie falsch seien, Dreckschweine, und nur an ihren eigenen Hintern dächten.
    Dann beobachten sie die Hunde.
    Sie kennen dich, sagt der Junge.
    Ich gebe ihnen öfter was. Es ist einfach, mit Hunden gut Freund zu werden; du gibst ihnen was zu fressen und trittst nicht nach ihnen, das ist alles, aber den meisten von uns ist das schon zu viel.
    Sie zieht die Handschuhe aus, nimmt die Mütze und auch das Kopftuch ab, und darunter kommt unbestreitbar rotes Haar zum Vorschein. Es musste unbedingt so rot sein anstatt gewöhnlich, aschblond oder blond oder irgendwas anderes Anständiges, nein, es musste flammend rot sein, kurz, fast wie ein Bubikopf, aber eindeutig rot. Es wäre wohl besser, sie würde schleunigst das Kopftuch wieder umbinden, sonst setzt sie womöglich noch die Kirche in Brand, und was anderes auch. Álfheiður geht auf den Sarg zu, mit leichten Schritten, so mühelos und federleicht wie Schnee, der zu Boden fällt, und die Hunde folgen ihr.
    Warum bist du gekommen?, fragt der Junge. Eigentlich hat er etwas anderes sagen wollen, zum Beispiel über die Hunde, dass sie eine besondere Art von Raubtieren seien, doch stattdessen stellt er diese Frage, eine höchst bedenkliche, die ganz gefährliche Antworten provozieren könnte.
    Ich bin dir nachgegangen, sagt sie, streicht über den Sarg und gebietet den Hunden mit einer weichen Bewegung, Platz zu machen. Sie gehorchen, blicken zu ihr auf, während zwischen ihren kräftigen, scharfen Zähnen die breiten Zungen hängen. Du bist hübsch, und du glaubst, die Toten wollten die Lebenden holen, die bei schlechtem Wetter draußen unterwegs sind, oder glaubst du das doch nicht?
    Ich weiß nicht, habe ich das gesagt?
    Ja, als du noch völlig erledigt und nicht bei dir warst.
    Was Menschen sehen und hören, muss es nicht wirklich geben, sagt er.
    Stimmt, und das ist auch ein Trost.
    Du bist mir nachgegangen? Es liegen ein paar Meter zwischen ihnen, aber ihm ist, als würde sie direkt vor ihm stehen, ganz dicht, fast so dicht wie Ragnheiður im Hotel.
    Wie ist der große Mann?, fragt sie.
    Jens?, fragt er überrascht zurück. Was meinst du?
    Ist er ein guter Mensch?, will sie wissen und ist auf einmal ganz anders, guckt sogar vor sich auf den Boden.
    Was willst du von ihm?, fragt er scharf.
    Kannst du mir nicht einfach eine Antwort geben?
    Der Junge sieht sie an und holt Luft. Es ist eine einfache Frage. Ist der Regen nass? Was für ein Mensch ist der große Mann? Der Junge nimmt die Hände auf den Rücken, damit er sie nach Belieben zu Fäusten ballen und sich etwas abreagieren kann, denn sein ganzes Bewusstsein und Denken ist zu einem

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