Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
nicht zu Hause war. Er ist im Besitz des Briefpapiers, auf dem die Nachrichten geschrieben wurden, die wir an den Tatorten gefunden haben, und das Täterprofil passt. Captain Feeney und der zivile Berater Roarke sind gerade dabei, seine Reisedaten zu überprüfen, und ich bin mir sicher, dass die Prüfung ergeben wird, dass er in London, Paris, Boston und New Los Angeles gewesen ist, als dort Frauen auf dieselbe Weise ermordet worden sind. Unter normalen Umständen wäre das für einen Durchsuchungs- und einen Haftbefehl mehr als genug.«
»Nur sind die Umstände in diesem Fall leider nicht normal.«
»Nein, Sir. Der Diplomatenstatus unseres Verdächtigen und die damit einhergehende politische Dimension des Falles machen es erforderlich, besonders umsichtig zu sein. Ich möchte Sie deshalb bitten, persönlich mit dem Richter und den zuständigen Stellen wegen des Durchsuchungs- und Haftbefehls zu sprechen. Er wird noch einmal zuschlagen, Commander, und zwar bald.«
»Ich soll also den Kopf persönlich in die Schlinge legen, Lieutenant?« Er sah sie reglos an. »Sie haben die Aussage einer Frau, die körperlich und psychisch in einem äußerst schlechten Zustand ist. Einer Frau mit einem
Schädeltrauma. Sie haben die Aussage von einer Angestellten, die behauptet, von dem Verdächtigen sexuell missbraucht worden zu sein. Die Aussagen sind also beide ziemlich wacklig. Auch der Kauf oder Besitz desselben Briefpapiers wie dem, das für die Briefe an Sie verwendet worden ist, reicht für einen Haftbefehl nicht aus. Wenn Sie das nicht selber wüssten, hätten Sie den Kerl schließlich schon lange festgesetzt. Und es gibt noch andere Männer, auf die das Täterprofil passt. Da mir Renquists Anwälte und die britische Regierung zweifellos mit diesen Argumenten kommen werden, brauche ich noch mehr.«
»Sobald ich in dem Haus und in dem Arbeitszimmer war, habe ich noch mehr. Er ist es, Commander. Ich weiß, dass er es ist.«
Schweigend saß er hinter seinem Schreibtisch, trommelte mit seinen breiten Fingern auf der Tischplatte und sah sie reglos an. »Falls Sie daran irgendeinen Zweifel haben, falls es irgendeinen Raum für Zweifel gibt, halten Sie sich besser noch zurück. Wir könnten ihn beobachten, könnten jeden seiner Schritte ganz genau verfolgen, bis wir ohne jeden Zweifel wissen, dass er der Täter ist.«
Es war vollkommen lächerlich zu denken, dass der Typ beschattet werden könnte, wenn er erst wieder im Gebäude der UN verschwand, fand Eve, versuchte aber, es ein wenig diplomatischer zu formulieren: »Vielleicht ahnt Renquist bereits etwas, und wenn wir nicht sein Haus durchsuchen, behält er auch weiterhin die Oberhand. Er ist der Einzige, der weiß, wer und wo sein nächstes Opfer ist. Wenn er vor mir dort ist, hat sie vielleicht nicht so viel Glück wie Marlene Cox.«
»Wenn diese Lawine erst mal losgetreten ist, könnte sie uns beide überrollen. Ich käme damit vielleicht noch zurecht. Ich habe mehr Dienstjahre auf dem Buckel, als Sie auf der Welt sind. Ich kann also mit einer Pensionierung leben. Aber wenn Sie sich irren, könnte dadurch auch Ihre Karriere dauerhaften Schaden nehmen. Das ist Ihnen hoffentlich bewusst.«
»Verstanden, Sir.«
»Sie sind eine grundsolide Polizistin, Dallas, vielleicht sogar die beste, die unter meinem Kommando steht. Lohnt es sich für Sie, wenn Sie jetzt alles auf eine Karte setzen? Ist dieser eine Fall Ihre mögliche Degradierung und den Verlust Ihrer Glaubwürdigkeit wert?«
Sie dachte an den Traum von den Toten und den zukünftigen Opfern. Es wird immer neue Opfer geben, hatte ihr Vater gesagt. Und, zur Hölle mit dem Kerl, er hatte Recht. »Ja, Sir. Wenn mir mehr an meinem Status als an meiner Arbeit läge, wäre ich auf meinem Posten sowieso verkehrt. Ich weiß mit Bestimmtheit, dass ich mich nicht irre. Aber wenn ich mich irren würde, nähme ich die Folgen in Kauf.«
»Dann rufe ich jetzt die betreffenden Stellen an. Verdammt, aber vorher holen Sie mir noch einen Kaffee.«
Sie blinzelte und sah sich suchend um. Der leichte Widerwillen, den sie auf dem Weg zum AutoChef verspürte, machte deutlich, dass ihr vielleicht doch etwas an ihrem Status lag.
»Wie trinken Sie Ihren Kaffee, Sir?«
»Schwarz. Verbinden Sie mich mit Richter Womack«, schnauzte er in sein Telefon und bellte erbost: »Herein«, als es klopfte. Mit einem grimmigen Lächeln stapfte Feeney durch die Tür.
Roarke kam direkt hinter ihm herein und meinte grinsend: »Wenn Sie schon mal dabei
Weitere Kostenlose Bücher