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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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wider besseres Wissen, dass er Zahirah dort wartend vorfinden würde; dass er sich wie ein Narr vorkommen würde, weil er an ihr gezweifelt und sie verdächtigt hatte, ihn von Anfang an hintergangen zu haben.
    Die Tür zu seinen Gemächern war nur angelehnt. Er drückte dagegen, sie schwang auf und schlug krachend an die Wand. »Zahirah!«, rief er. Seine Stimme hallte in der stillen, verlassenen Kammer wider.
    Rasch durchsuchte er die Räume, obwohl ihm ein Gefühl bereits sagte, dass er sie entgegen aller Hoffnung nicht antreffen würde. Als er in den Hauptraum zurückkehrte, verfing sich einer der Balkonvorhänge in den Gliedern seines Kettenhemdes. Er riss die Seide von der Stange und warf sie wütend von sich.
    Der zarte Streifen flatterte auf den schmalen Tisch neben ihm und verdeckte das
Schatrandsch
-Brett, das darauf stand. Unvermittelt wurde Sebastians Blick von dem Brett angezogen, ruhte auf den ordentlichen Reihen der Figuren unter dem seidenen Schleier. Er zog ihn fort und sah, dass der weiße König in der Mitte des Brettes lag. Ein symbolischer Tod. Die Figur war absichtlich dorthin gelegt worden und tat kund, dass Weiß die Partie verloren hatte.
    »Nein!«, entfuhr es ihm stöhnend. »Gott, Zahirah. Nein. Nicht du.«
    Er fühlte sich, als hätte man ihn betäubt und verprügelt. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, wurde zu einem wirren Bild aus Licht und Geräuschen, so wenig greifbar wie Dampf. Dennoch hatte er nie klarer gesehen. Er wirbelte herum und lief, jeden Muskel angesichts der greifbaren Bedrohung angespannt, in den Flur. »Der König!«, rief er einem Ritter zu, der ihm entgegenkam. »Der König, verflucht! Wo ist er?«
    »Beim Nachtmahl, soweit ich weiß«, antwortete der Soldat.
    »Wo?«
    »In seinen Gemächern, Sir. Was ist denn? Gibt es Ärger?«
    Sebastian winkte ungeduldig ab; ihm blieb keine Zeit für lange Erklärungen. Seine Sporen klirrten auf dem glänzenden Marmorboden, als er in vollem Lauf zu den Quartieren des Königs auf der anderen Seite des Palastes hinüberrannte.
    Lieber Gott,
betete er stumm,
lass mich bitte nicht zu spät kommen.

27
    Zahirah verharrte vor der Tür der königlichen Gemächer. Ihr Herz flatterte so aufgeregt wie ein gefangener Vogel. Erst, als die Nacht hereingebrochen war, hatte sie die Dachterrasse verlassen, denn sie wollte sicher sein, dass der König allein war. Nun, da sie vor Richards Tür stand, hatte sie keinen Zweifel daran, dass es der Fall war. Nirgendwo waren Wachposten zu entdecken, und als sie leicht auf die kalte eiserne Klinke drückte, verriet ihr das leise Klicken, dass die Tür nicht von innen verriegelt war. Löwenherz wartete offenbar schon auf sie, und wie es schien, hatte er, wie versprochen, all ihre Bedingungen erfüllt.
    Sie atmete tief durch, zwang sich, die letzten Bedenken mit ihrem Atem auszustoßen, dann stieß sie die Tür auf.
    Eine einzelne Öllampe brannte in einer Marmornische in der hinteren Ecke des großen, prächtig möblierten Gemachs. Ihr Licht beleuchtete den riesigen Teppich und tauchte die Gestalt im weißen Kapuzenmantel vor dem offenen Balkonfenster in einen glutroten Schein.
    »Mylord«, sagte Zahirah leise, um Löwenherz auf ihr Eintreten aufmerksam zu machen. Ihr Blick schweifte durch das Gemach, suchte nach versteckten Wachen, die sie nicht fand, ehe sie die Augen wieder auf den breiten Rücken des Königs richtete. Sie schloss die Tür und machte einen weiteren Schritt in den Raum. »Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu lange warten lassen, Mylord.«
    Er gab einen unwirschen Laut von sich, der sie unwillkürlich erstarren ließ, und sie fragte sich, ob sie ihn durch ihre Verspätung verärgert hatte. In dem schroffen Knurren, das mehr aus seiner Brust als aus seinem Mund gekommen war, lag unzweifelhaft ein Anflug beherrschter Wut. Doch dann hob er die Hand und winkte sie zu sich, und zumindest diese Befürchtung war ihr genommen.
    Auf leisen Sohlen ging sie zu ihm hinüber; das Geräusch ihrer Schritte war auf dem dicken Teppich kaum lauter als ein Wispern. Es würde nur einen Herzschlag dauern, sich hinter ihn zu stehlen und die Sache zu beenden, dachte sie, und sie verspürte eine aufgeregte Erleichterung bei dem Gedanken, dass ihre Aufgabe so leicht zu bewältigen war und so schnell erledigt sein könnte. Langsam hob sie den Saum ihrer Tunika und tastete nach dem Griff ihres Dolches, darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen, wusste sie doch, er konnte sich jeden Moment zu ihr

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