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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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kopfüber und mit gebrochenem Herzen in die kalte Nacht hinaus.

28
    Der König blickte erschrocken auf, als Sebastian die schwer bewachte Kammer tief im Herzen des Palastes betrat. Richard saß auf einem mit Kissen übersäten Diwan, von einem Dutzend Lakaien und Leibwächtern umgeben, die ihn umringten wie nutzlose Wasserspeier einen Turm. Inmitten seiner Wachhunde erhob er sich und richtete sich auf ungewöhnlich wackeligen Beinen zu voller Größe auf. Seine Gesundheit war durch die Feldzüge angegriffen, doch Sebastian vermutete, Richards teigige Gesichtsfarbe und seine weichen Knie unter der voluminösen purpurfarbenen Robe waren vielmehr der Tatsache geschuldet, dass er dem Tod nur knapp entronnen war.
    Mit einem Wink seiner beringten Hand bedeutete er Sebastian, näher zu kommen. »Sagt mir«, fing er an. »War es, wie Ihr befürchtet habt? Ein Assassine?«
    Sebastian nickte grimmig.
    »Die Frau?«, fragte der König.
    »Ja, Mylord.«
    Ruhig erwiderte Sebastian den Blick des Königs, worauf sich Löwenherz räuspernd von ihm abwandte. Offenbar verstimmte es ihn, dass er bei einer Indiskretion ertappt worden war, die für ihn tödlich hätte enden können. Möglicherweise fand er es noch dazu beschämend, ausgerechnet von dem Mann gewarnt worden zu sein, dem er hatte Hörner aufsetzen wollen. »Lasst uns allein«, sagte er zu seinen Wachen und Dienern.
    Unter dem Geräusch ihrer rasselnden Waffen verließen die Männer gehorsam den Raum und zogen sich in ein angrenzendes Zimmer zurück, um dort auf weitere Anweisungen zu warten und im Notfall eingreifen zu können. Nachdem sie gegangen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten, stieß Richard einen tiefen Seufzer aus.
    »Vermutlich bin ich es Euch schuldig, für das Arrangement mit dem Frauenzimmer Abbitte zu leisten, Montborne. Mir ist bewusst, dass Ihr eine gewisse Zuneigung für sie hegtet.« Als Sebastian schwieg und nur kurz den Kopf senkte, fuhr der König fort: »Sei es, wie es ist, ich denke, diese kleine Entdeckung, so unangenehm sie auch war, ist in der Tat für uns beide ein Segen. Ich bin nun wieder um einiges klüger und froh, der Gefahr noch einmal entronnen zu sein, und Euch ist der schwerwiegende Fehler erspart geblieben, Euch noch enger an dieses heimtückische, meuchlerische Täubchen zu binden.«
    »Eure Logik ist unanfechtbar, Mylord«, erwiderte Sebastian, sorgfältig darauf bedacht, sich völlig emotionslos zu geben, wenn es um Zahirah ging. Der König hatte immerhin tatsächlich recht. Es war gut, dass er von ihrer Doppelzüngigkeit erfahren hatte, bevor er sich zu einem noch größeren Narren machen konnte, indem er den König um eine teure Sonderlizenz für eine Heirat mit Zahirah gebeten hätte.
    Bei dieser Vorstellung hätte er beinahe laut aufgelacht, erschien sie ihm doch inzwischen wie ein verschwommener, lächerlicher Traum. Schlimmer noch als ein Traum, eine verfluchte Farce, die umso mitleiderregender war, als er diesen Plan immer noch allzu gerne in die Tat umgesetzt hätte. Und das nach allem, was sie ihm angetan hatte, nach all den Lügen. Trotz der Ereignisse dieser Nacht liebte er Zahirah noch immer.
    »Wie Ihr wisst«, sagte der König, »war Askalon vor langer Zeit Samsons Stadt. Hier hat er Delilah getroffen, hier hat er tausend Männer erschlagen und ging schließlich seinem Untergang entgegen – und das alles nur wegen der Liebe zu einer verräterischen Frau, die ihm die Macht genommen und ihn für ihre eigenen Zwecke benutzt hat. Ihr hattet Glück. Eure Delilah hat Euch nur den Stolz genommen.« Als Sebastian aufschaute, lächelte Löwenherz. »Aber ich nehme an, den werdet Ihr bald zurückgewinnen. Ihr werdet Eure Rache haben, wenn sie für ihr Verbrechen am Strick baumelt. Wenn Ihr Euch nicht bereits das Vergnügen gegönnt habt, ihr das ungläubige Herz aus dem Leib zu schneiden.«
    »Nein, Sire.« Sebastian hielt dem fragenden Blick des Königs stand. »Ich habe sie nicht getötet. Und sie auch nicht gefangen genommen.«
    »Was sagt Ihr da?« Zorn brodelte in der Stimme des Königs; plötzlich war das Zittern verschwunden, und er straffte majestätisch die Schultern. Sein Kinn hob sich, ebenso wie seine dunklen Brauen. »Wo ist die Frau nun?«
    »Sie ist fort, Sire. Nachdem sie ertappt wurde, ließ sie ihre Waffe fallen und flüchtete.«
    Löwenherz gab ein tiefes, abgehacktes, rasselndes Husten von sich. Er wirkte, als würde er gleich explodieren. »Sie ist geflüchtet«, wiederholte er bedächtig,

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